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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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sah weitere Blutstropfen auf erstarrten Lavagestein.
    »Wer immer hier war, muß sich an einem Vorsprung verletzt haben. Schlimm kann die Wunde nicht sein. Vielleicht war es Ramoa selbst.«
    Mythor beschleunigte seine Schritte noch und folgte der Spur. Ungeduldig wartete er immer wieder darauf, daß Oniak zu ihm aufschloß. Gern hätte er dem Schmächtigen diese Strapazen erspart, aber ihr Leben hing an einem seidenen Faden.
    Vielleicht an einem Faden aus Blutstropfen, die plötzlich aufhörten, kaum daß die Gefährten einen neuen Stollen betreten hatten. Die Schwefeldünste verzogen sich weiter unten, wo demnach anscheinend ein Weg ins Freie war. Mythor hätte ihm folgen können, doch er spürte, daß er kurz vor seinem Ziel war. Die Blutspur hörte abrupt auf. Wie Mythor erwartet hatte, sah er einen spitzen Felsen in Knöchelhöhe, an dem der oder die Unbekannte sich den Fuß aufgerissen haben mußte.
    »Mauni«, raunte Oniak. »Es muß… Mauni gewesen sein.«
    Mythor blieb stehen und sah ihn unsicher an. Etwas schälte sich aus dem Dunkel des Vergessens heraus, und er sah die Matu wieder vor sich.
    »Dann war sie bei Ramoa«, knurrte er. »Gebe Quyl, daß sie noch lebt!«
    Oniak schrak leicht zusammen. Er hatte einen Protest auf den Lippen, schwieg jedoch. Weiter ging es durch den Stollen, bis Mythor abermals einen Lichtschein vor sich sah.
    Diesmal wartete er nicht auf Oniak. Er rannte los, Alton in der Rechten, und hörte schon das Tukkengekreisch, bevor er den zerstörten Tempel sah.
    Ramoa lag in einem Graben, über dem die Luft vor Hitze flimmerte, aus dem Dämpfe aufstiegen und der von einer Horde Tukken umtanzt wurde.
     
     
    *
     
    Schon stellte Mythor sich auf einen weiteren Kampf gegen die Kreaturen aus der Schattenzone ein. Alton wild schwingend, stürmte er vor. Doch die Tukken taten genau das Gegenteil von dem, was er erwartete. Sie sahen ihn, machten einige drohende Gebärden und zogen sich dann, noch lauter kreischend und heftig mit den Flughäuten schlagend, zurück. Vor einem Stolleneingang blieben sie stehen und beobachteten jede seiner Bewegungen aus ihren großen, roten Augen.
    Mythor kam nicht dazu, über ihr völlig  unverständliches Verhalten nachzudenken oder ihnen gar nachzusetzen. Mit einem Blick erfaßte er die Lage. Ramoa war offensichtlich bewußtlos, an Händen und Füßen gefesselt und der unter ihr in Bewegung kommenden Glut hilflos ausgeliefert.
    Oniak kam aus dem Stollen.
    »Behalte die Tukken im Auge!« rief Mythor ihm zu. »Ich kümmere mich um das Mädchen!«
    Und fast noch ein Mädchen war sie, die von den Tau so gefürchtete Feuergöttin. Mythor übersprang mit einem gewaltigen Satz den Magmagraben und legte sich an dessen Rand auf den Bauch, um Ramoa zu sich heraufziehen zu können. Er griff in die Fesseln und hob die Tau von der glühend heißen Schlacke, in der schon kleine Flämmchen züngelten. Mythors letzte Zweifel an Ramoas Unschuld schwanden dahin, als er sie nun neben sich legte und betrachtete. Nur Mauni konnte sie gefesselt und dem Magma übergeben haben - Mauni, die mit den Dunklen Mächten im Bunde war. Und sie hätte Ramoa kaum einem so qualvollen Tod ausgeliefert, wäre auch die Feuergöttin besessen. Um so bestürzter war er, als er nun erkennen mußte, daß er allem Anschein nach zu spät gekommen war. Ramoas Rücken war böse verbrannt, ebenso die Schultern, die Beine und die Fersen. Der ehemals prunkvolle Umhang war versengt und bestand nur noch aus Fetzen.
    Dann aber sah Mythor, daß sie atmete. Er konnte es nicht fassen. Vorsichtig durchschnitt er mit Alton die Fesseln und konnte den Herzschlag der Tau fühlen.
    »Sie hat zuviel Schwefel eingeatmet!« rief er Oniak zu. Mit einem schnellen Blick überzeugte er sich davon, daß die Tukken nach wie vor an die Wände des Gewölbes gedrückt standen und seinem Tun fast scheu zusahen.
    Er trug die Göttin vorsichtig in den Tempel - vielmehr in das, was von ihm übriggeblieben war. Die Mauern waren eingestürzt. Die Trümmer des Daches bedeckten den Boden und die Stufen. Wie durch ein Wunder war nur der Altar unversehrt geblieben. Mythor legte sie davor ab und überlegte fieberhaft, was er für sie tun konnte. Der Fels erbebte immer heftiger. Vom Magmagraben und dem Krater drang blutroter Lichtschein herüber. Schon glaubte Mythor, das Brodeln und Spritzen der aufsteigenden Lava nun auch hier zu hören. Die Hitze nahm wieder zu.
    Mythor legte die Hände auf Ramoas Schultern.
    »Wach auf!« sagte er
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