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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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zerfleischen konnten. Zwischen diesen langen Armen und dem Rückgrat spannten sich lederne Flughäute, die jetzt zusammengefaltet schlaff am Rücken herabhingen. Die Köpfe der Tukken, wie Oniak sie nannte, waren rund und haarlos. Spitze Ohren ragten über sie hinauf. Riesige runde, rote Augen funkelten Mythor an. Darunter saß eine winzige Nase und der Rachen mit schrecklichen Reißzähnen.
    Mythor stemmte die Füße gegen den heißen Fels der Mulde, in der Platz genug für den Drachen zur Landung gewesen war. Nun stürzten die Tukken heran, unbeeindruckt von der Klinge, mit der Mythor wie mit einem glühenden Stab das Dunkel zerschnitt. Altons Wehklagen vermochte sie nicht zu schrecken, nicht zu vertreiben wie die Kreaturen des Dschungels.
    Oniak wimmerte leise vor sich hin. Er hatte den Dreizack in den Händen, den Mythor auf dem Drachenfelsen von den Tau-Frauen gereicht bekommen hatte, doch sah es kaum so aus, als wüßte der Grünhäutige ihn zu gebrauchen. Ausgerechnet er, der im Dschungel und auch über dem Wassergraben kein einzigesmal über sein Los geklagt hatte, schien nun vor Angst zu vergehen. Mythor schob sich vor ihn und stieß mit der Klinge nach den Tukken, wobei er noch etwas sah.
    Zwei von ihnen hatten etwas im Nacken sitzen, einen buckelartigen Höcker, der sich leicht bewegte. Mythor hatte so etwas noch nie gesehen, doch instinktiv spürte er die Gefahr, die von diesen Gebilden ausging. So widmete er seine ganze Aufmerksamkeit den beiden Geschöpfen, die sie trugen.
    Wild und scheinbar planlos spritzten die Purpurnen heran, wie ein Rudel ausgehungerter Wölfe. Mythor schwang sein Schwert und trennte dem Tukken den Kopf vom Rumpf, der schon seine Krallen nach seiner Kehle ausgestreckt hatte. Doch seine stille Hoffnung, daß die anderen nun in einem Blutrausch über ihren toten Artgenossen herfallen würden, erfüllte sich nicht. In einen Blutrausch gerieten sie, doch wollten sie ihn - ihn und Oniak.
    Beide Hände um den Knauf gelegt, ließ Mythor Alton kreisen. Seine leuchtende Bahn brachte zwei weiteren Tukken den schnellen Tod. Doch immer mehr rückten nach. Sie schienen geradewegs aus den Felsnadeln zu beiden Seiten der Mulde herauszuwachsen.
    Mythor sah, daß er sich so nicht lange halten konnte. Nach einem weiteren Streich packte er Oniak und schob ihn zwischen den Drachen und die heiße Felswand.
    »Bleib da!« rief er. »Rühr dich nicht!«
    Tukken fielen vom Himmel und landeten auf dem Drachengestell. Mythor wich zurück, so weit er konnte. Dann stand er wieder mit den Schultern gegen den Fels, schwitzend und verzweifelt um sich schlagend.
    »Fort!« schrie er. »Fort mit euch!«
    Mythor konnte sich nicht weiter um Oniak kümmern. Die Horde drang auf ihn ein, ungestüm und haltlos in ihrer Mordgier. Alton sang und klagte. Mythor hatte gelernt, das Töten zu verabscheuen, und es war wie bitterer Hohn, daß sein Leben als »Wiedergeborener« in einer Welt begonnen hatte, in der ein ewiger, unerbittlicher Kampf ums Dasein herrschte.
    Etwa ein Dutzend Tukken drängte sich nun in der Mulde. So groß war ihre Gier, daß sie sich gegenseitig behinderten. Mythor sah nur noch glühende rote Augen vor sich und aufgerissene Rachen. Alton stieß zwischen die Reihen der Reißzähne, zuckte zurück, stieß wieder vor. Etwas berührte Mythors Fuß. Er schrie und trat, ohne zu sehen, wonach. Schrilles Kreischen und grauenvolle, seltsam abgehackte Laute schmerzten in seinen Ohren. Er mußte sich dazu zwingen, seine Skrupel über Bord zu werfen. Dies waren keine Geschöpfe, die kämpften, um zu leben. Es waren keine entarteten Kreaturen des Dschungels. Es waren Ausgeburten der tiefsten Finsternis.
    Hatte Ramoa sie geschickt?
    Mythor trat und schlug nach allem, was sich ihm entgegenstreckte. Zwei Tukken, die sich von der Seite an ihn heranzuschieben versuchten, starben durch einen einzigen Streich und fielen den anderen vor die Füße. Ihre Augen erloschen. Tukken sprangen auf sie und schienen Mythor allein durch ihr Kreischen lähmen zu wollen. Ihre Krallenhände stießen vor. Sie schienen gelernt zu haben und wichen immer geschickter den Schwerthieben und -stößen aus. Mythor fühlte seine Kräfte erlahmen. Zu sehr steckten ihm noch die Strapazen des gefahrvollen Weges durch den Dschungel in den Knochen. Er konnte sich nicht einmal den Schweiß aus der Stirn wischen, ohne sich sogleich eine Blöße zu geben.
    Aus den Augenwinkeln heraus sah er Oniak auf den Drachen klettern. Der Schmächtige stieß mit
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