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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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zu sagen:
    Finde es selbst heraus, Honga!
    Und wieder gewann Mythor den Eindruck, daß Oniak mehr wußte, als er preiszugeben bereit war - oder preisgeben durfte. Welches Geheimnis bewahrte er? Warum wich er jeder Frage über seine Herkunft aus? Was hatte er Schreckliches erlebt, das ihn hierher fliehen ließ und ihm die Zunge lähmte?
    Ja, er mußte sich selbst alle Antworten suchen. Kein Weg führte daran vorbei, in den Vulkan einzudringen. Aber wo sollte er die Göttin des Feuers suchen? Die Tau hatten ihm keine Auskünfte gegeben. Vermutlich wußten sie selbst nicht, wo ihre Göttin zu finden war. Und Hongas Erinnerungen, über die Mythor nach wie vor verfügte gaben ebensowenig her.
    Nach etwa einer halben Stunde nickte Mythor Oniak zu. Zwar fühlte er sich nicht wesentlich frischer, doch einen Schlaf konnte er sich nicht leisten. Die von den Klauen der Tukken gerissenen Wunden erwiesen sich zum Glück als nicht so schlimm, wie er es zunächst befürchtet hatte. Dennoch wünschte er sich, eine der beiden Tau-Frauen wäre jetzt bei ihm, um ihm mit ihren Heilkräutern wenigstens den Schmerz zu nehmen.
    Vom Drachenfelsen aus und während des Fluges hatte Mythor mehrere Höhlen in den Hängen des Berges gesehen, Öffnungen von Stollen vielleicht, durch die man mehr oder weniger tief in den Vulkan eindringen konnte. Die flüssige Glut war nur bis zu einer gewissen Höhe aus ihnen gequollen. Hier unter dem Gipfel schienen die Stollen kein Magma zu führen.
    Durch den Hauptkrater in den Berg einzudringen, war ohnehin sinnlos.
    »Komm«, forderte Mythor den Schmächtigen auf. »Wir wollen Ramoa nicht zu lange warten lassen.«
    Mit unsicheren Schritten folgte ihm Oniak bis zu einem der Nadelfelsen am Rand der Mulde. Mythor warf einen letzten Blick zurück auf den daran verankerten Drachen. Dann begann er zu klettern. Oniak nahm den Dreizack. Der Fels war heiß, so daß die Männer ihre Hände nie zu lange auf einer Stelle liegen lassen konnten. Mythors Fußschutz - um die Fußballen zusammengeschnürte Fellstücke, gelb und schwarz gesprenkelt wie die Brust- und Beinkleider - haftete überraschend gut, so daß er besser als erwartet vorankam. Mythor mußte neben der Felsnadel mehrere Dutzend Mannslängen abwärts klettern, bis er auf einer schmalen Felsleiste sicher stehen konnte. Er wartete, bis Oniak neben ihm war, und schob sich vorsichtig weiter.
    »Nicht nach unten schauen«, riet er Oniak, als dieser viel zu oft stehenblieb.
    Er erreichte das Ende der Leiste, suchte nach Vorsprüngen, die ihm weiteren Halt geben sollten - und sah im schwachen Schein der Wolke eine schwarze, große Öffnung schräg über ihm im Berg. Zwischen ihr und der Leiste gab es nur glattes Gestein. Die Höhle oder der Stollen war viel zu weit entfernt, um die Öffnung mit einem Sprung zu erreichen. Ein schwacher Steinwurf, schätzte Mythor.
    »Wir müssen weitersuchen«, flüsterte Oniak, als könnte jedes zu laut gesprochene Wort weitere Kreaturen der Finsternis herbeirufen.
    Mythor schüttelte den Kopf.
    »Nein, Oniak. Wir haben Glück, daß wir so schnell einen Einstieg fanden. Nach einem zweiten können wir suchen, bis es Tag wird.«
    Tag…
    Das bedeutete in dieser Zone ewige Dämmerung. Die Nebel waren so dicht, daß sie das Licht der Sonne völlig schluckten - falls es hier eine Sonne am Himmel gab. Die Blätter der hiesigen Pflanzen waren grau, farblos wie die Haut der hier lebenden Menschen. Alles, was Farbe trug, schien zugleich tödlich zu sein, die Blüten der fleischfressenden Pflanzen, die Glut aus dem Berg und die Tukken.
    »Aber wie willst du die Wand überwinden? Ohne den Drachen können wir nicht fliegen!«
    Mit ihm auch nicht, es sei denn durch Zauberei, dachte Mythor.
    »Traust du dir zu, hier auf mich zu warten?« fragte er.
    Oniak zuckte leicht zusammen und streckte Mythor abwehrend eine Hand entgegen.
    »Warten, warum? Du willst fortgehen, um mich meinem Schicksal…«
    »Unsinn, Oniak! Ich sagte dir, du wirst leben.« Solange ich lebe, fügte er in Gedanken hinzu. »Ich klettere zur Mulde zurück und schneide die Seile der Haltegestelle vom Drachen ab. Wenn wir sie zusammenknoten, müßten sie lang genug sein, um sie irgendwo dort oben verankern zu können.«
    Oniak war alles andere als begeistert von der Aussicht, sich an einem Seil von der Felsleiste zu schwingen und daran hochzuklettern. Schließlich sah aber auch er ein, daß ihnen gar keine andere Möglichkeit blieb, wollten sie nicht hier hockenbleiben oder sich
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