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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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bei waghalsigen Kletterpartien im fast völligen Dunkel den Hals brechen.
    »Dann geh, Honga«, murmelte er, während er wieder ängstlich in die Tiefe blickte.
    »Nicht tun!« schimpfte Mythor. Noch einmal musterte er den Grünhäutigen unsicher. »Versprich mir, daß du keine Dummheiten machst. Du weißt, was ich meine.«
    »Ich bin dir doch nur ein Hindernis, Honga«, flüsterte Oniak.
    »Du bist ein…« Mythor seufzte und runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, was und wer du bist, das ist es ja gerade. Ich weiß nur, daß du ein Dummkopf bist, wenn du dich nicht endlich bezwingst und dein Leben weiterhin so gering einschätzt. Oniak, ich gehe nicht eher von hier fort, bis du mir dein Wort darauf gegeben hast, daß du nicht springst.«
    »Du solltest tun, was die Tau dir gesagt haben. Wirf mich der Göttin vor und töte sie dann.«
    »Oniak, ich werde ohne Grund nicht einmal das tun! Vielleicht werde ich eines Tages schlau aus dir. Vielleicht kann ich dir helfen, denn ich mag dich besser verstehen, als du glaubst. Auch ich bin einer, der seine Heimat verloren hat.« Mythor murmelte eine Verwünschung. Er konnte sich nicht ewig damit aufhalten, Oniak zuzureden. »Gibst du mir jetzt dein Versprechen oder nicht?«
    »Du bist… aus deiner Heimat vertrieben? Du, Honga?«
    Mythor biß sich auf die Lippen, ärgerlich auf sich selbst.
    »Geh«, sagte Oniak, bevor er sich wieder eine Ausrede einfallen lassen mußte, »Ich gebe dir mein Wort. Ich werde warten.« Leiser fügte er hinzu: »Ich schulde dir ja mein Leben.«
    Mythor hatte eine heftige Entgegnung auf der Zunge, schwieg jedoch.
    »Ich bleibe nicht lange«, versicherte er. Dann schob er sich auf der Felsleiste zurück, und umkletterte die Felsnadel und sprang in die Mulde.
    Er sah keine Tukken mehr. Nicht einer der getöteten Angreifer lag noch dort.
    Instinktiv warf er sich hinter das Drachengestell und zog Alton aus der Scheide. Doch nichts bewegte sich. Keine Schatten lösten sich aus der Nacht. Alles war so still wie vorhin, als er mit Oniak aufgebrochen war.
    Wer hatte die Tukken geholt? Ihre Artgenossen oder….?
    Mythor verspürte keine Lust, auf ihre Rückkehr zu warten. Mit der Klinge trennte er die Seile der Haltegestelle knapp unter dem Drachen und über den Ästen ab, auf denen er und Oniak gesessen hatten. Später konnte er sie wieder daran verknoten. Mythor legte Alton neben sich auf den Fels und machte aus vier kurzen Stricken einen langen. Von einem überstehenden Stab des Drachenrückens trennte er ein Stück ab und knotete ein Ende des Seils darum. Als er gerade damit fertig war, das Seil zusammengerollt und sich quer über die Schulter gelegt hatte, hörte er das Rauschen in der Luft. Blitzschnell hob er das Schwert auf und steckte es in die Scheide, damit die Tukken oder andere fliegende Bestien nicht durch das Leuchten der Klinge angelockt würden.
    Sie flogen vorbei. Hinter einem der Flügel aus gespannter Fischhaut liegend, sah der Sohn des Kometen schattenhafte Umrisse vor der roten Glut der Wolke, unförmige Gestalten, deren Augen wie glühende Kohlen leuchteten. Die Nacht hatte sie ausgespien, und die Nacht verschlang sie wieder. Der Schlag der ledernen Schwingen klang ab.
    Mythor richtete sich auf, blickte sich nach eventuell gelandeten Tukken um und machte sich auf den Weg, nachdem er sicher war, daß keine unmittelbare Gefahr drohte.
    Oniak stand nicht mehr am Ende der Leiste.
     
     
    2.
     
    Mythors erster Gedanke war der, daß Oniak von den gleichen Unbekannten geholt worden war, die auch für das Verschwinden der toten Tukken verantwortlich sein mußten. Ob auch sie Tukken waren, mußte dahingestellt bleiben. Was allein jetzt zählte, war, daß Oniak nicht mehr da war.
    Dann aber, als er keine Spuren eines Kampfes fand, schüttelte Mythor den Kopf. Oniak hätte sich mit Gewißheit gewehrt. Mochte er auch sein eigenes Leben gering einschätzen, in der Mulde hatte sich gezeigt, daß seine Angst vor dem Fraß größer war als seine Todessehnsucht. Es hatte keinen Sinn, das Offenkundige von sich zu schieben. Mythor hätte ihn nicht allein zurücklassen dürfen. Worte waren wie Schall und Rauch. Oniak mochte Mythor sein Versprechen gegeben haben, um wenigstens ihn zu retten. Er selbst entband sich dessen durch einen schnellen Tod.
    Verbittert und zornig auf sich selbst legte sich Mythor flach auf die Leiste und versuchte, in der Tiefe etwas von Oniak zu erkennen. Ein Vorsprung vielleicht, an den er sich hatte klammern können oder der
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