Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Kehle zu schlagen, und nur ein Stück neben ihm zogen sich zwei weitere Dauger über die buckelige Reling.
    Thor streckte sie mit einem einzigen Hieb nieder, rannte los und nahm den Platz des Gefallenen ein. Sein Verstand riet ihm, den Mann zu enthaupten, bevor er wieder aufstehen und sich gegen ihn wenden würde, doch das konnte er einfach nicht; nicht einmal, als der Krieger sich nach einigen Augenblicken tatsächlich wieder zu bewegen begann und mit Fingern, die glitschig und rot von seinem eigenen Blut waren, nach dem Schwert tastete, das er gerade fallen gelassen hatte. Er packte den Mann, bevor die grässliche Verhöhnung von Leben vollends Besitz von ihm ergreifen konnte, schleuderte ihn über Bord und bezahlte für diese zweifelhafte Gnade, indem er sich einen schmerzhaften Stich in den Oberschenkel einhandelte; hinten und weit genug oben, um ihn die meisten Dinge in den nächsten Tagen wohl im Stehen verrichten zu lassen.
    Falls er den nächsten Sonnenaufgang noch erlebte.
    Es sah nicht danach aus.
    Immer noch strömte Welle auf Welle der unheimlichen Angreifer über die Reling. Es sollte unmöglich sein. Eines der Schiffe war gesunken, und auf dem anderen war einfach nicht genug Platz für Hunderte und Aberhunderte Krieger, aber möglich oder nicht, ihre Zahl nahm einfach kein Ende. Ein weiterer Mann fiel, und noch einer, und sie wurden Schritt für Schritt zurückgetrieben, bis sie sich schließlich im Heck des Schiffes zusammendrängten und es nichts mehr gab, wohin sie fliehen konnten. Und noch immer erschienen graue Krallenhände und leere Gesichter über der Reling, um die Plätze derer einzunehmen, die unter ihren Schwerthieben fielen. Es war Magie, ein finsterer Zauber, der ihre Zahl niemals kleiner werden lassen würde, ganz gleich, wie viele sie auch erschlugen. Sie würden nicht aufgeben, bis sie das Naglfar erobert und alles Leben an Bord ausgelöscht hatten, um es endgültig zu einem Schiff der Toten zu machen.
    Und dann, ganz plötzlich, begriff er.
    »Das Schiff«, keuchte Thor. »Torben, sie wollen das Schiff!«
    Torben starrte ihn einen halben Atemzug lang verständnislos an und hätte diese kleine Unaufmerksamkeit um ein Haar mit dem Leben bezahlt, denn einer der Dauger nutzte die Gelegenheit unverzüglich, sich vor und direkt in sein Schwert zu werfen. Die Klinge bohrte sich knirschend durch trockenes Fleisch und mürbe gewordene Knochen, doch das grässliche Ding zog sich einfach weiter, machte einen mühsamen zitternden Schritt und griff mit dürren Krallenhände nach Torbens Gesicht. Thor schleuderte es mit einem Hammerschlag zu Boden und schrie noch einmal: »Das Schiff, Torben! Verstehst du denn nicht?«
    Nein, Torben verstand nicht, das sah er ihm an, und ganz bestimmt wollte er es auch nicht.
    »Folgt mir!«, brüllte er. »Los!«
    Bis zur Reling waren es nur wenige Schritte, und zugleich wollte der Weg einfach kein Ende nehmen. Thor wurde wieder getroffen und traf selbst, spürte heißen Schmerz und nicht minder heißes Blut, das an seiner Seite hinablief, schlug zu und blockte seinerseits Hiebe ab. Er zertrümmerte Schädel und Gesichter, hackte Hände und Arme ab und zerbrach mehr als ein Schwert mit der bloßen Hand. Eine Klinge fuhr quer durch sein Gesicht und hinterließ eine Spur aus brennendem Schmerz und Blut, aber er stampfte einfach weiter, durchbohrte Leiber und zertrümmerte Kniescheiben und hackte Beine ab, und als wäre sein Toben ansteckend, mobilisierten auch Torben und die Männer noch einmal alle ihre Kräfte, und jetzt waren sie es, die die Dauger die vor sich hertrieben oder einfach in Stücke geschlagen wurden.
    Endlich hatten sie die Reling erreicht. Thor stieß einen Dauger zurück, der sich gerade vor ihm in die Höhe ziehen wollte, griff mit der anderen Hand nach Torben und riss ihn einfach mit sich, als er über Bord sprang. Torben kreischte vor Schrecken, und Thor versuchte ihn noch im Sprung so an sich zu ziehen, dass er ihrem Aufprall wenigstens die ärgste Wucht nahm. Es funktionierte nicht ganz. Sie fielen beide, aber zumindest gaben die morschen Planken unter ihrem Gewicht nicht nach, ebenso wenig wie unter dem der anderen Männer, die rings um sie herum auf dem Deck des brennenden Seglers landeten. Thor hörte einen gurgelnden Schrei, als einer der Männer in der hochgerissenen Klinge eines Daugers landete und sterbend über Bord kippte, doch der Rest langte mehr oder weniger unversehrt neben ihm an und war auch fast genau so schnell wieder auf den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher