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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der beiden Schiff hinab.
    Der gewaltige Aufprall war zu viel für das morsche Holz. Es zersplitterte unter seinem Gewicht, und Thor fand sich völlig ungeplant in der Bilge des angeschlagenen Schiffes wieder, umgeben von fauligem Wasser, in dem hundert Jahre alter Unrat schwappte – und zwei Daugern, die mit ihm durch das Deck gebrochen waren und tatsächlich ein wenig verdutzt aussahen.
    Thor gab ihnen keine Gelegenheit, sich von ihrer Überraschung zu erholen, sondern erledigte sie mit zwei raschen Schwerthieben, stemmte sich erst dann gänzlich hoch und spuckte faulig schmeckendes Wasser aus, das ihm in den Rachen gedrungen war und einen immer stärker werdenden Brechreiz im ihm auslöste.
    Schlurfende Schritte näherten sich dem ausgezackten Loch in den Planken über seinem Kopf, und obwohl er nicht einmal hinsah, konnte er die Blicke toter Augen spüren, die sich gierig auf ihn richteten, und er hörte das Scharren von rostigem Metall und das Knacken von Gelenken, die schon vor einem Jahrhundert zur Brüchigkeit von morschem Holz erstarrt waren. Nur noch ein Augenblick, und sie würden zu Dutzenden hier herunter springen, um ihn zu überwältigen, und wenn das nicht ausreichte, zu Hunderten. Aber mehr als einen Augenblick brauchte er auch nicht.
    Er steckte das Schwert ein, ergriff Mjöllnir mit beiden Händen und schwang ihn hoch über den Kopf.
    Das fingerdicke Holz hatte ein Jahrhundert lang Wasser und Zeit getrotzt, vielleicht auch länger, doch der gewaltige Kriegshammer zertrümmerte es wie der Faustschlag eines zornigen Riesen hauchzartes Eis.
    Thor trat einen Schritt zur Seite, als eiskaltes Wasser in einem schäumenden Geysir aus dem gewaltigen Loch sprudelte, das er in die Planken geschlagen hatte, sah eine Bewegung aus den Augenwinkeln und wunderte sich beinahe beiläufig, dass nur zwei weitere Dauger zu ihm herabgesprungen waren, um ihn an seinem Tun zu hindern. Vielleicht begriffen sie ja gar nicht, was er tat, oder in ihrem dumpfen Bewusstsein war nur noch Platz für den Gedanken, das Naglfar zu entern und jedes schlagende Herz an Bord zum Verstummen zu bringen.
    Thor sorgte mit einer zornigen Bewegung dafür, dass in den Köpfen zumindest dieser beiden nicht einmal mehr Platz dafür war und führte den Hieb zu Ende, indem er ein weiteres und noch größeres Loch in den Boden rammte. Das Schiff war nicht sonderlich groß, vielleicht fünfundzwanzig oder dreißig Schritte, und Thor brauchte nur wenige Augenblicke, um es einmal vom Bug bis zu seinem zertrümmerten Heck zu durchqueren. Zweifellos war es finstere verbotene Magie, die dieses Schiff nach all der Zeit noch auf dem Wasser hielt, aber Magie hin oder her, als er fertig war, ähnelte sein Boden mehr einem verrotteten Fischernetz als irgendetwas, das dazu gemacht war, auf dem Wasser zu schwimmen, und es begann rasch zu sinken.
    Thor wagte es nicht, an Deck zurückzuklettern, um sein Glück nicht überzustrapazieren, sondern hackte sich kurzerhand einen Weg durch den Rumpf, sprang mit einem Satz ins Wasser und musste einen Moment mit aller Macht kämpfen, um von Mjöllnirs enormem Gewicht nicht in die Tiefe gezogen zu werden. Mit zwei, drei kraftvollen Zügen entfernte er sich von dem sinkenden Wrack, erreichte das Naglfar und fand irgendwie Halt an den überlappenden Planken seines Rumpfes, die eigens so angeordnet waren, dass es nahezu unmöglich war, daran hochzuklettern.
    Irgendwie gelang es ihm trotzdem, auch wenn er sich dadurch in der schon fast absurden Lage wiederfand, zusammen mit gleich zwei oder drei Dutzend Daugern an der Flanke des Naglfar nach oben zu klettern (und zu seinem Verdruss nicht einmal annähernd so schnell und mühelos wie die meisten von ihnen) und um ein Haar wäre er von einem seiner eigenen Männer enthauptet worden, der beinahe zu spät begriff, dass es kein weiteres Ungeheuer war, der sich neben ihm über die Reling zog.
    Endlich oben angekommen, bot sich ihm ein Bild des Entsetzens. Ganz gleich, wie viele Dauger auch mit dem sinkenden Schiff auf den Meeresgrund hinabgerissen worden waren, ihre Übermacht war noch einmal größer geworden, und Torbens tapferes Häuflein noch weiter zusammengeschmolzen. Vielleicht waren es noch ein Dutzend, die sich zu einem dichten Kreis aus Schilden und Schwertern formiert hatten, um sich gegen die schrecklichen Angreifer zu verteidigen. Noch während Thor hinsah, brach ein weiterer Mann in die Knie und ließ Schild und Schwert fallen, um die Hände gegen seine aufgerissene
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