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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)
Autoren: Marcello Simoni
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sich der Eingang zur Bibliothek befand. Ehe sie dort eintraten, blieben sie an einem zweibogigen Fenster stehen, wo sie den kühlen Lufthauch genossen, der von draußen hereinkam, und ein wenig über dieses und jenes plauderten.
    Gualimberto klagte weiter über seine Magenschmerzen, die ihn anscheinend schon seit Monaten quälten, und Ignazio hörte ihm geduldig zu. Er genoss die Gesellschaft des älteren Mönchs und war ihm vor allem dankbar, dass er ihm einen Vorwand geliefert hatte, sich von Rainerio zu entfernen. Einiges an ihm hatte seine Neugier geweckt. Doch als er seinen Blick wieder aus dem Fenster schweifen ließ, nahm plötzlich eine Szene seine ganze Aufmerksamkeit gefangen: An einem der unteren Fenster des Gästehauses standen Hulco und Ginesio beisammen und unterhielten sich sichtlich aufgeregt.
    Die beiden planten etwas, da war er sich sicher.
    Ignazio hielt sich nicht lange mit Vermutungen auf. Er überlegte kurz, dann wandte er sich an Gualimberto: »Ehrwürdiger Vater, ich besitze das Heilmittel gegen Euer Magengeschwür.«
    »Wirklich?«
    »Man muss dazu nur einen Sud aus bestimmten Wurzeln herstellen.«
    »Und Ihr wisst, aus welchen?«
    »Sie sind sehr selten, aber ich habe einige davon. Sie befinden sich in meinem Zimmer. Wenn Ihr also einen Moment auf mich warten wollt, würde ich sie Euch gerne holen.«
    Gualimberto schluckte den Köder. »Ihr seid sehr freundlich.«
    »Ich muss Euch jedoch um einen Gefallen bitten«, fuhr Ignazio fort, während er weiter aus dem Fenster spähte. »Könntet Ihr mir vielleicht einen Nebenausgang zeigen?« Um seine Bitte zu erläutern, deutete er auf die Bettler, die noch immer vor dem Eingang des Castrum abbatis standen. »Seht Ihr diese Bettler dort unten? Sie sind mir lästig, ich möchte unerfreuliche Zwischenfälle vermeiden und ihnen kein zweites Mal begegnen.«
    Der Bibliothekar nickte verständnisvoll und nahm ihm beim Arm. »Kommt mit, ich zeige Euch den Weg«, sagte er. »Das Castrum abbatis hat einen weiteren Ausgang auf der Rückseite.«

7
    Hulco hatte sich den ganzen Vormittag vor dem Gästehaus herumgetrieben und den Eingang im Blick behalten. Hin und wieder war Ginesio ans Fenster der Gaststube gekommen, hatte ihn auffordernd angeschaut und ihm Zeichen gemacht.
    Ungefähr eine Stunde war vergangen, seit der Händler aus Toledo seine Unterkunft verlassen hatte. Hulco hatte ihn beobachtet, während er so getan hatte, als würde er mit einer Mistgabel Heu im Stall verteilen. Und er hatte gesehen, wie Ignazio sich zum Castrum abbatis begeben hatte.
    Jetzt war die Zeit zum Handeln gekommen.
    Er klopfte sich den Mist von Knien und Füßen und ging eilig auf das Gästehaus zu. Ginesio öffnete ihm und ließ ihn hineinschlüpfen.
    »Was machst du hier?«, fuhr er ihn flüsternd an, während er die Tür schloss. »Du kannst da jetzt nicht hinauf! Der Blonde ist immer noch im Zimmer. Ich habe nicht gesehen, dass er heruntergekommen ist.«
    »Aber ich. Er hat die Abtei verlassen«, zischte Hulco. »Ich habe ihn heute Morgen bei Sonnenaufgang zufällig gesehen, als ich die frischen Fische zu den Vorratshäusern brachte. Er hat sich hinter einem Dornbusch versteckt, dann ist er zum Kanal hinuntergelaufen. Ich habe ihn heimlich beobachtet.«
    Ginesio zögerte noch. »Du kannst trotzdem nicht hinein, es ist gleich Zeit fürs Mittagsessen. Der Spanier wird jeden Moment das Castrum abbatis verlassen. Er könnte noch einmal herkommen.«
    »Du wirst sehen, der Abt wird ihn wieder an seinen Tisch bitten, so wie gestern Abend.«
    »Ja, vielleicht, aber diesmal darfst du nicht versagen. Schau unter den Betten nach, dort sind die Bretter lose. Vielleicht hat er die Truhe dort unter den Dielen versteckt.«
    »Und warum hast du nicht selbst nachgesehen? Immer muss ich die Drecksarbeit übernehmen!«
    »Ich darf nicht mit so etwas in Zusammenhang gebracht werden, hier drinnen trage ich die Verantwortung.« Ginesio hielt inne. » Er hat gesagt, dass du gehen sollst.«
    Bei diesen Worten zuckte Hulco zusammen. »Dann werde ich tun, was er befiehlt.«
    Die beiden sahen Abt Rainerio aus dem Castrum abbatis kommen. Er ging Richtung Refektorium, aber er war allein. Er lief leicht gebückt mit hochgezogenen Schultern, sein Gesicht war zu einer finsteren Miene verzogen.
    »Und wo ist der Spanier?«, fragte sich Ginesio.
    »Dort drüben am Fenster.«
    Ginesio folgte dem ausgestreckten Zeigefinger seines Kumpanen. An einem Bogenfenster im zweiten Stockwerk des Castrum abbatis sah er
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