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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)
Autoren: Marcello Simoni
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den Pater Bibliothekar und den Händler aus Toledo in ein Gespräch vertieft.
    »Der Spanier spricht mit Pater Gualimberto«, sagte er überrascht.
    »Du wirst sehen, dass sie damit noch eine ganze Weile beschäftigt sind oder zumindest lange genug«, grinste Hulco, der es nicht erwarten konnte, die Anordnungen auszuführen. »Ich gehe jetzt. Und du pass auf, dass niemand hereinkommt.«
    Ginesio konnte darauf nichts mehr erwidern, denn Hulco war bereits die Treppe hinaufgeeilt.
    Hulco erreichte die Unterkunft des Händlers. Er gab sich keine besondere Mühe, leise zu sein, denn es war ja niemand in der Nähe. Sobald er den Raum betreten hatte, sah er zum Bett hinüber. Diesmal musste er nicht weiter nach der Truhe suchen, sie stand ganz offen da.
    Die schmutzigen Hände vorgestreckt, eilte er zu ihr und wollte sich gerade über sie beugen, als eine Klinge seine Kehle berührte.
    Noch ehe er reagieren konnte, packte eine Hand seinen rechten Unterarm mit so festem Griff, dass die Knochen knackten.
    Hulco fühlte, wie er nach hinten gezerrt wurde. Der Mann, der ihn gepackt hielt, war groß und bewegte sich leichtfüßig, beinahe lautlos.
    Das ist also das Ende, dachte er. Gleich würde er sterben.
    Die Messerklinge wurde fester an seinen Hals gedrückt. Das scharfe Metall drang in sein Fleisch ein und hinterließ eine rote Linie auf seiner schmutzigen Haut. Plötzlich verharrte es, und eine Stimme raunte ihm von hinten ins Ohr: »Wenn ich dich noch mal dabei erwische, wie du in diesem Zimmer herumschnüffelst, schlitze ich dir die Kehle auf.«
    Hulco wusste nun, wer sein Angreifer war: Es musste der Händler sein. Wie zum Teufel hatte er das gemacht? Wie war er hier hereingekommen, ohne dass Ginesio ihn hatte aufhalten können? Dieser Mann musste ein Hexer sein, wenn er sich lautlos und schnell wie eine Katze bewegen konnte.
    Hulco kam nicht mehr dazu, weiterzudenken oder etwas zu unternehmen. Er wurde zur Tür gezerrt, und erst da nahm der Händler das Messer von seiner Kehle, die Klinge von seinem Blut besudelt. In aller Seelenruhe wischte Ignazio sie am Kittel des Knechtes ab, dann packte er ihn an den Schultern und stieß ihn mit einem Tritt in den Hintern vorwärts.
    Hulco flog zur Tür hinaus und schlug mit Nase und Knien auf den Fußboden des Flures. Er stützte sich mit den Händen ab und drehte sich so schnell wie möglich um sich selbst, um seinen Gegner anzugreifen, doch da spürte er die Klinge schon wieder unterm Kinn. Der Händler stand über ihn gebeugt. Er hantierte so gleichmütig mit dem Messer, als spielte er mit einer silbernen Feder.
    »Glaubst du wirklich, so ein Tölpel wie du könnte mich hereinlegen?« Er grinste höhnisch, aber seine Stimme klang äußerst bedrohlich. »Und erinnere dich gut an das hier!«, rief er und führte die funkelnde Klinge vor Hulcos Augen vorbei. Dann ließ er ihn los.
    Hulco erschauderte, griff sich mit der Hand an den blutenden Hals und schlich mit eingezogenem Kopf davon.
    Ignazio sah ihm hinterher. Er steckte das Messer in eine Innentasche seiner Tunika, öffnete die Truhe und holte ein Ledersäckchen mit den Heilwurzeln für Gualimberto heraus. Dann verließ er den Raum, ging langsam die Treppe hinunter und kam auf dem Weg zum Ausgang des Gästehauses an den beiden Spießgesellen vorbei, die vor der Tür beisammenstanden und lebhaft über das Geschehene sprachen.
    Ginesio starrte ihn an wie eine Geistererscheinung, dann drehte er sich zu Hulco um, der immer noch zitterte. »Ich schwöre dir, dass ich nicht gesehen habe, wie er hereingekommen ist! Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat!«
    Ignazio grinste zufrieden und kehrte dann ins Castrum abbatis zurück.
    Er war überzeugt, die zwei würden nie mehr einen Fuß in sein Zimmer setzen.

8
    Der Abt hatte soeben das Refektorium betreten, und die Mönche, die spät dran waren, beeilten sich, ihm zu folgen. Unter ihnen war auch Uberto. Er überquerte den Hof an der Seite des betagten Pater Tommaso da Galeata, den er mit seinem Arm stützte.
    Der alte Mönch hatte Schwierigkeiten mit dem Gehen, bei jedem Schritt schwankte er auf seinen dürren, krummen Beinen.
    »Das wird wohl mein letzter Frühling, mein Söhnchen. Der Herr ruft mich zu sich.« Diesen Satz wiederholte er nun schon seit zehn Jahren.
    Der Junge lächelte ein wenig zerstreut. Gerade hatte er beobachtet, wie ein Mann von der Rückseite des Castrum abbatis gekommen, zum Gästehaus gelaufen und dann über eine Leiter, die außen am Gebäude lehnte, nach
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