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Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Titel: Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist
Autoren: Noam Shpancer
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mir herum?
« Ihre Stimme verhärtet sich. »Jetzt geht es mir endlich gut, und Sie müssen mich wieder herunterziehen?«
    »Haben Sie das Gefühl, dass ich gegen Sie arbeite?«
    »Ja, Sie ziehen mich herunter.«
    »Glauben Sie allen Ernstes, ich sei hier, um gegen Sie zu arbeiten? «
    Sie zögert.
    »Sehen Sie sich den Beweis an, unsere gemeinsame Geschichte; sehen Sie sich meine möglichen Motive an. Ist es wahrscheinlich, dass ich an dieser Stelle wünschen könnte, Ihnen zu schaden? Sie zu unterminieren?«
    »Ah, nein.«
    »Dann ist die Tatsache, dass meine Worte schwer zu akzeptieren sind, nicht der Beweis meiner bösen Absichten?«
    »Nein, ich weiß, ich sollte es nicht persönlich nehmen.«
    »Ja. Manchmal ist das, was einem im Weg steht, keine Stra-ßensperre, sondern ein Straßenschild. Sehen wir uns also Ihre Reaktion einmal an.« Er schaut sie an und merkt sofort, dass sie ihm nicht zuhört. Er verstummt. Sie betrachtet das Bild in ihrer Hand, hebt es hoch und drückt einen Kuss darauf, dann wirft sie ihm einen verhangenen Blick zu und sagt mit einem entschuldigenden Lächeln: »Pardon, was sagten Sie? Ich bin heute ein bisschen zerstreut.«
    Er wartet, überlegt und sagt dann: »Wie kann ich Ihnen jetzt helfen?«
    »Ich möchte, dass Sie sich für mich freuen.«

46
    D er Psychologe sitzt nach dem Unterricht in seinem Büro auf dem Campus und korrigiert Arbeiten. Er hört Schritte die Treppe heraufkommen und wundert sich. Wer ist um diese Zeit noch hier? Die Tür geht auf, und Bora betritt das Zimmer, in einem grauen Anzug und mit glänzenden blauen Schuhen. Hinter ihm steht ein bulliger Mann mittleren Alters mit buschigen Augenbrauen. Der Psychologe sieht sie entsetzt an.
    »Lassen Sie mich raten, Doktor«, sagt Bora leise mit seiner näselnden Stimme, als er das Büro betritt. Der bullige Typ hält sich hinter ihm, lehnt sich gegen den Türrahmen und hantiert mit einem silbernen Nagelknipser an seinen Fingernägeln herum. »Ihre Klientin, Tiffany, ist in den vergangenen zwei Wochen nicht mehr gekommen, stimmt’s?« Bora blickt sich im Büro um.
    »Ich spreche nicht mit Fremden über meine Klienten«, sagt der Psychologe. Seine Haut beginnt zu kribbeln, gleichzeitig eiskalt und glühend heiß.
    »Wir sind keine Unbekannten, Doktor; wir kennen einander, nicht wahr?«
    »Ich bin gerade beschäftigt.«
    »Das hier wird nicht lange dauern.«
    »Was wollen Sie?«
    »Sie ist verschwunden.«
    »Verschwunden?«

    »Aufgestanden und gegangen, und das Mädchen hat sie mitgenommen. «
    »Das Mädchen, woher wissen Sie …?«
    Bora wirft ihm von der Seite einen säuerlichen Blick zu. »Ich weiß einiges über sie«, sagt er. »Ich kenne ihren richtigen Namen, ja? Sie haben doch nicht etwa geglaubt, Tiffany Johnson sei ihr richtiger Name, oder? Und ich weiß, dass sie abgehauen ist und das Mädchen mitgenommen hat. Was ich nicht weiß, ist, wohin sie gegangen ist. Und ich dachte, dass Sie, Doktor, mir vielleicht helfen könnten, ja? Wir haben beide dasselbe Interesse, sie in Sicherheit zu wissen. Sie wollen doch nicht, dass sie kriminell wird, ein Flüchtling, eine Kidnapperin, oder? Ich dachte, sie hätte vielleicht Kontakt zu Ihnen aufgenommen. Vielleicht hat sie irgendetwas gesagt …«
    »Sie hat nichts gesagt«, erwidert der Psychologe. Seine Stimme hat ein leichtes, unterdrücktes Zittern angenommen, und sein Magen krampft sich zusammen. »Ich höre das jetzt zum ersten Mal, von Ihnen.«
    »Ja, ja. Ich dachte mir, dass Sie das sagen würden; aber sehen Sie, es ist für mich schwer festzustellen, ob Sie die Wahrheit sagen. Sie waren von Anfang an, wie sagt man, feindselig; ich kam höflich zu Ihnen, wie ein Geschäftsmann, und Ihre Antwort war, wie sagt man, unhöflich. Ich weiß nicht. Ich denke allmählich …«
    »Hallo, Professor«, poltert eine laute Baritonstimme von der Treppe her. Bora hält inne und dreht sich um. Schwere Schritte sind zu hören, und dann streckt Eric lächelnd den Kopf ins Zimmer. Er kommt herein und nimmt eine Thermoskanne aus seiner Büchertasche: »Schwarzer Kaffee, wie Sie ihn haben wollten, Professor«, sagt er mit einem verschwörerischen Blinzeln.

    »Was? Ah, ja, natürlich, danke. Haben Sie Zucker hineingetan? «
    »Zwei, wie Sie es mögen.«
    Eric dreht sich um und wühlt in seiner Tasche. »Außerdem wollte ich die Gelegenheit nutzen, ein paar Punkte in diesem Kapitel mit Ihnen zu besprechen, das wir gerade lesen …« Er dreht sich um, sieht Bora und dessen Schläger an.
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