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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg
Autoren: H. J. Alpers
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ausgeschaltet war, konnte man hinaus – oder hinein. Die Feinde der Junta konnten Helgoland zur Kapitulation zwingen! Diese neue Erkenntnis drückte Tycho noch mehr nieder als zuvor. Sie hatten diese Lösung – und waren nicht in der Lage, sie weiterzugeben!
    „Du redest, als sei dir nicht bewußt, daß du im Gefängnis sitzt“, fuhr er Rüdiger gereizt an. „Diese ganzen schönen Pläne …“
    Rüdiger lächelte. „Würdest du als unser Kurier gehen?“ fragte er. „Rein hypothetisch gesehen natürlich.“
    „Ja, sicher“, erwiderte Tycho verwirrt. „Ich verstehe bloß nicht … Ja, ich würde gehen, wenn ich das Mädchen mitnehmen darf.“
    „Ein zusätzliches Risiko“, überlegte Thomas. „Aber ich verstehe, daß dir viel daran liegt. Und daß sie besonders gefährdet ist bei den derzeitigen Säuberungswellen. Also einverstanden.“
    Rüdiger lachte leise in sich hinein, während er Tychos verdutzten Gesichtsausdruck studierte.
    „Du wirst sehen“, führte er schließlich aus. „Man hat uns eingesperrt und foltert uns. Aber man läßt uns, die man für die Köpfe des Widerstands hält, noch am Leben, weil man von uns einige Dinge zu erfahren hofft. Aber wir haben nicht mehr viel Zeit. Brunner hat Befehl gegeben, ein Konzentrationslager zu errichten. Und sogenanntes lebensunwertes Leben zu vernichten. Bis jetzt lassen sie uns noch arbeiten. Und das ist unsere Chance. Bei der Arbeit kommen wir mit anderen Männern und Frauen zusammen. Und diese wiederum unterhalten Kontakte zu unseren Freunden draußen. Verstehst du? Wir sind nicht so schwach, wie der Gegner glaubt. Wenn nicht einige von uns die Geduld verloren und auf eigene Faust zugeschlagen hätten, würde es noch besser um uns stehen. Aber immerhin: Man hätte uns längst befreit, wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, uns zu verstecken. Jetzt wird man es tun, um dir die Gelegenheit zur Flucht zu verschaffen. Klar?“
    „Und was ist mit euch?“ fragte Tycho irritiert. „Kommt ihr nicht mit?“
    „Nein“, erwiderte Rüdiger kopfschüttelnd. „Wenn du fehlst, wird man glauben, du seist ertrunken. Wenn alle fehlen, wird man mißtrauisch werden, die Wahrheit vermuten und die Arbeiter auf der Düne dafür zahlen lassen. Brunner und Amboss brauchen nur einen Vorwand – und sie bringen auf der Stelle hundert Mann um.“
    „Wo bleibt ihr?“ ließ Tycho nicht locker. Es war ihm unangenehm, keine Klarheit über die Sicherheit seiner neuen Freunde zu haben.
    „Uns wird schon was einfallen“, meinte Thomas ausweichend. Das war nicht die ganze Wahrheit. Ein Gedankenleser hätte etwas anderes in den Köpfen der Häftlinge aufgespürt.
    Es genügte nicht, daß in einer Nacht der Energieschirm fehlte. Es gab Leuchtfeuer und Suchscheinwerfer. Patrouillen auf dem Wasser würden in der Nähe der Kuppel auf Flüchtlinge warten. Es gab viel zu tun.
     
12
     
    Brunner hatte zerknirscht einsehen müssen, daß der Pavillon des Generals Remmer nicht eingenommen werden konnte, solange dessen selbstbewußte Tochter sich im Besitz von Waffen und Munition befand. Da er das Leben seiner Männer nicht vergeuden wollte und da sich nach einem zielsicheren Flächenbeschuß Monica Remmers auch der Feldwebel weigerte, einen weiteren Sturmangriff zu befehlen, gab er das Unternehmen ‚Lange Anna’ auf und erteilte die Anweisung, die Aluminiumbrücke, die den kahlen Felsen mit der Insel verband, in die Luft zu jagen. Monica Remmer, das war Brunners feste Überzeugung, würde spätestens dann zu Kreuze kriechen, wenn ihr die Vorräte ausgingen.
    Brunner vergaß sie und schenkte seine Aufmerksamkeit der eleganten Priscilla Priest, einer Engländerin, die es nach der Vernichtung Süd- und Mittelenglands nach Helgoland verschlagen hatte und die ihm bei jeder Gelegenheit schöne Augen machte.
    Und Amboss arbeitete zuverlässig, wie erwartet. Seine Aktenberge wuchsen. Es war erstaunlich, was er alles an Informationen über gewisse Leute zusammengetragen hatte.
    Was Brunners Herz am meisten erfreute, war jedoch der Fortschritt beim Bau des ‚Vorbeugehaftlagers’, wie er es offiziell nannte. Am Rande des Bootshafens waren einige Dutzend Soldaten dabei, ein Stück felsigen Landes mit Stacheldraht zu umzäunen und dahinter geräumige Zelte aus alten Armee-Beständen aufzubauen. Bald würde es dort von Unwilligen, Miesmachern und Querulanten nur so wimmeln. Es gab einfach keinen besseren Platz, wo man sie so gut unter Sichtkontrolle halten konnte.
    Die nötige Verunsicherung
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