Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
Flüssigtreibstoff-Schiffe dort eingemottet und ließen eine Rumpfmannschaft zur Wartung zurück, um Wandalen fernzuhalten – Gott weiß, wozu.
    Und jetzt waren all die alten Schiffe schließlich verkauft worden und würden schon bald den Abwracklasern zum Opfer fallen.
    Pacific Northwest liegt zweihundert Meilen vom Fährenterminal entfernt, in den Ausläufern des Gebirges. Zwei Stunden Fahrtzeit hin, zwei Stunden zurück. Ich sah auf die Uhr. Ich konnte hinfahren, mich ein oder zwei Stunden dort umsehen und hätte immer noch genug Zeit, um nach Sentry Down zu kommen, meine Lieferung brütender Glotter von Copahedra IV in Empfang zu nehmen und die letzte Fähre zurück zu erreichen.
    Es würde gut sein, Pacific Northwest wiederzusehen.
     
    Ich nehme an, es war nur natürlich, daß ich an Charlesworth denken mußte, als ich durch die wellige Hügellandschaft nordwärts fuhr. Charlesworth und meine Kindheit und Pacific Northwest gehörten irgendwie zusammen – eine untrennbare Dreieinigkeit, die sich für immer in meine Erinnerung eingegraben hatte. Charlesworth, und die Raketen. Und dieses Mädchen, das er hatte – wie hieß sie noch? – Annette. Charlesworths erste Liebe – und möglicherweise seine letzte.
    Ich fragte mich, was Charlesworth jetzt wohl machte; auf der Highschool hatte er, genau wie ich, galaktische Sprachen und Geographie studiert – Fächer von einzigartiger Nutzlosigkeit im täglichen Leben, wie ich mittlerweile herausgefunden habe. Ich züchte jetzt Glotter, wegen der Felle, auf einer heruntergekommenen Farm an der Küste der Halbinsel. Ich entsinne mich, einmal gelesen zu haben, daß Charlesworth ins Titangeschäft eingestiegen sei, unten an der Küste, aber auch da bin ich nicht sicher. Was immer es war, es stand ganz sicher in keinem Zusammenhang mit Sprachen oder Geographie. Seltsam, wie man den Kontakt zu Leuten verlieren kann; als fünfzehnjähriger Junge hätte ich niemals geglaubt, daß der Tag kommen würde, an dem ich Charlesworths Adresse nicht wußte.
    Als ich den Gipfel einer Steigung erreicht hatte, lag vor mir das Land tief und eben, ein riesiger Talkessel, umringt von Hügeln und im Osten von schneebedeckten Berggipfeln. Die Straße schwang sich bergab, direkt in die Mitte dieses Talkessels, wo große Gebäudeblocks aus grauem Glas und Beton standen, stumpf und feucht und verlassen; selbst aus dieser Entfernung kam es mir so vor, als könnte ich in den geometrisch angelegten Straßen das Gras wachsen sehen. Passend zu meiner Stimmung hatte der Regen wieder eingesetzt; er trieb über die Landschaft hinweg, und die steilen Berghänge preßten immer neue Feuchtigkeit aus dem Westwind.
    Ich fuhr durch die schnurgerade Hauptstraße, und die leeren Fensterhöhlen starrten mich in blindem Erstaunen an; dann bog ich links ab, und beinahe sofort ließ ich die verlassenen Lagerhäuser und Büroblocks hinter mir. Zu meiner Rechten stand die Hülse des Collegegebäudes; irgendwann in der Vergangenheit hatte ein Feuer die Fenster zerspringen lassen und die Wände mit toten schwarzen Streifen bedeckt; dennoch riefen die Umrisse des Gebäudes ein Gefühl von Nostalgie hervor. Ich erinnerte mich an die Befürchtungen meiner Eltern, als sie erfuhren, daß das College so nah am Raumhafen lag; der Direktor versicherte ihnen, daß das Gebäude vollständig schallisoliert sei, aber noch Wochen später wagte ich nicht, meine Mutter zu bitten, eine Bemerkung zu wiederholen, die sie gemacht hatte, weil ich Angst hatte, sie würde daraus schließen, daß ich taub wurde.
    „Ich weiß nicht, wieso wir hierherziehen mußten“, sagte sie eines Abends zu meinem Vater, als wir vor dem TriV saßen und die Raketen nur ein leises Gemurmel in der Ferne waren.
    „Was sagst du?“ Mein Vater legte die Hand ans Ohr – eine Angewohnheit, die sein Job als Wartungsleiter in Pacific Northwest mit sich brachte. „Ich verstehe dich nicht – bei diesem verdammten TriV.“
    Wenn meine Mutter gewußt hätte, auf welche Weise ich meine freien Stunden verbrachte, hätte sie tatsächlich Grund zur Beunruhigung gehabt.
    In diesem College lernte ich Charlesworth kennen; er war so alt wie ich – also vierzehn, damals. Ich hatte ihn zwar bemerkt, aber nie wirklich mit ihm gesprochen; Jungen sind manchmal so. Eines Tages war ich in eine Prügelei geraten und hatte ein Mädchen geschlagen – nicht so ganz aus Versehen –, und sie war schreiend zu Boden gestürzt. Annette LaRouge war eine populäre Person, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher