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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
Autoren: Mark Mann
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In unserer Traumwelt von Hängematten, San Pedro und surfenden Schweinen mochte Mark wohl tot sein, aber wenn wir erst wieder in den trüben englischen Vororten waren, bei Nie selregen und Verkehrsstaus, würde alles wieder normal sein. Für seine Familie traf es irgendwie zu: Für sie war Mark noch am Leben – bis zu diesem Anruf. Dies war für sie der Augenblick des Todes. Und ich fühlte mich wie der Henker.
    Marks Vater kam ans Telefon. Er versuchte zu sprechen, aber seine Stimme versagte. Ich gab ihm meine Nummer im Miramar. Ich wartete und sah den Menschen zu, die im Hotel umhergin gen, um mich vom Gedanken abzulenken, wie er sich auf seiner Seite des Telefons fühlte. Nach ein paar Minuten rief er zurück; er war schon etwas gefasster. Gab es irgendeine Hoffnung, irgend eine Möglichkeit? Ich sagte, die gäbe es nicht, aber wir würden trotzdem weitersuchen. Marks Vater suchte einen Strohhalm der Hoffnung. Ich konnte ihm aber keinerlei Hoffnung machen. Ich sah keine Möglichkeit, dass Mark überlebt haben konnte.
    Wir vereinbarten, dass ich nach Arrecifes zurückkehren und ein Boot organisieren würde, um die Küste abzusuchen. Dann würde ich wieder nach Santa Marta kommen und nochmals anrufen. Ich sagte, er sollte entscheiden, ob er nach Kolumbien kommen wollte. Nicht, um Mark zu suchen, sondern um zu sehen, wo es geschehen war: Um zu sehen, wo sein Sohn gestorben war.
    Mir schien das wichtig zu sein.
    ✷ ✷ ✷
Ein Pelikan
    Ich verbrachte die Nacht in einem Zimmer mit einer Gruppe wunderschöner, sonnengebräunter chilenischer Hippies, zwei Jungen und zwei Mädchen, die auf ihren Betten saßen, sich be kifften, ein paar Lines Koks zogen und langsam an Schmuckstü cken arbeiteten, die sie verkaufen wollten. Einer der Jungs klim perte sanft auf seiner Gitarre. Am nächsten Morgen durchsuchte ich eine Tasche, die Mark im Hotelschließfach aufbewahrt hatte. Campbell hatte gesagt, dass Mark einen Koks-Vorrat irgendwo gebunkert haben könnte, den wir sicherstellen wollten, bevor die Polizei es tat. Ich konnte aber nichts finden. Also kehrte ich zum Strand zurück.
    In Arrecifes brachte mich Melissa auf den neuesten Stand der Ereignisse. Da es nichts zu tun gegeben hatte, war sie nur dage sessen, hatte mit Helena, Campbell und Carlos geredet und auf meine Rückkehr gewartet.
    „Der junge Polizist kam angeritten und wollte Marks Zelt durchsuchen. Er wollte alles konfiszieren. Er wollte wissen, ob Mark irgendwelche Kreditkarten oder Bargeld gehabt hatte. Hele na war dagewesen und hatte sich geweigert, ihn ins Zelt zu lassen, was zu einem großen Streit geführt hatte.
    Schließlich gab er nach, aber dann holte er irgendwoher ei ne Schreibmaschine, setzte sich an den Strand und schrieb ei nen Brief, in dem es hieß, Helena würde ins Gefängnis kommen, wenn etwas fehlte, und ließ sie ihn unterschreiben.“
    Ich durchsuchte das Zelt nach dem fehlenden Kokain. Ein paar Softpornos waren das einzige belastende Material, das ich finden konnte. Ich legte ein paar Notizbücher beiseite, die ich Marks Vater geben wollte. In eines hatte er den Text eines Pink-Floyd- Songs geschrieben, den er auf seiner Queña geübt hatte:
    „Long you live and high you fly, But only if you ride the tide, And balanced on the biggest wave, You race towards an early grave.”
    Wie ich Marks Vater versprochen hatte, ging ich hinunter zu Pablo, dem Fischer an der Schwimmbad-Bucht. Ich sagte ihm, ich würde hundert Dollar zahlen, was (so hoffte ich) für hiesige Ver hältnisse eine ganze Menge war, um Marks Körper zu suchen. Ich fragte ihn, ob ich mit ihm hinausfahren konnte.
    Ich bereute es sofort. Pablos Boot war nichts weiter als ein aus gehöhlter Baumstamm mit einem Außenbord-Motor. Als wir die enge Durchfahrt in dem Ring aus Felsen passierten, der die Bucht schützte, wurden wir von den Wogen heftig getroffen. Das win zige Boot stieg auf jeden Wellenkamm und tauchte in Wellentäler, die tief genug waren, um einem jede Sicht aufs Land zu nehmen. Plötzlich fühlte ich mich vom Strand weit entfernt – vor allem gerade jetzt, da ich wusste, wie gefährlich das Meer wirklich war. Pablo steuerte mit einer lange eingeübten Geschicklichkeit in die Wellen, um sicherzustellen, dass sie über den Bug brachen und uns nicht von der Seite trafen. Wir folgten der Küstenlinie eine Stunde lang in beide Richtungen.
    Zu beiden Seiten von Arrecifes erhoben sich schwarze Klippen aus dem Ozean, und um sicherzugehen, dass wir Marks Körper nicht
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