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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
Autoren: Mark Mann
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übersehen würden, wenn er an einem Felsen klebte, steuerte Pablo gefährlich nahe an diese ehrfurchtgebietenden Bollwerke heran. Der Ozean schlug mit einem hohlen Knall an das Funda ment, sodass die Gischt hoch über unsere Köpfe sprühte. Pablos kleines Kanu war dagegen nur ein sehr unscheinbares Ding – und nur von diesem hing nun unser Leben ab.
    Einige andere Fischer fischten in der Nähe, also fuhren wir hi nüber und fragten sie, ob sie etwas gesehen hätten. Pablo fuhr längs neben ihre ebenso fragilen Boote, stellte den Motor ab, um reden zu können, und ließ die Boote zusammenprallen, während sie mit der Dünung stiegen und fielen. Ich bewunderte den all täglichen Mut dieser Männer, die diesem Seegang in so winzigen Booten trotzen und nicht einmal ein Ersatzruder hatten, falls ihre altertümlichen Außenbordmotoren versagten. Jeder hatte irgend jemanden – einen Vater, Bruder oder Cousin – auf dem Meer ver loren. Trotzdem fuhren sie zum Fischen hinaus – aus reiner Not wendigkeit, aber auch aus einer tiefen Liebe zum Ozean.
    Während die Fischer redeten, flog ein einsamer Pelikan ganz in der Nähe unter den Klippen vorbei. Er flog nur ein paar Zen timeter über dem Wasser und streifte die Wellen. Seine weiten, weißen Flügel schlugen langsam, wie in Zeitlupe. Welche Anmut. Welcher Kontrast zu seinem unbeholfenen Gang an Land. Aus einer Mischung aus Seekrankheit und Angst begann ich, mich zu übergeben, und betete um trockenes Land.
    ✷ ✷ ✷
Ostern
    Die nächste Woche warteten wir ab, ob die Flut Marks Körper anschwemmen würde. Ich hoffte, dass sie es nicht tun würde. Mir schien es besser, wenn er im Meer bleiben würde.
    Das Meer hatte ihn gefordert, und das Meer sollte ihn behalten. Ich machte noch einen Ausflug, um Marks Vater anzurufen. Er hatte beschlossen, nach Kolumbien zu kommen, und hatte den näch sten freien Flug gebucht, der in der folgenden Woche ankommen würde.
    In der Zwischenzeit kam das Osterwochenende, die wichtigste Urlaubszeit des Landes. Arrecifes verwandelte sich von einem geruhsamen Rückzugspunkt für Traveller zu einer kolumbia nischen Strandparty im großen Stil. Plötzlich hing eine Hänge matte von jedem Baum. Die Restaurants waren mit lärmenden, lachenden Gesichtern überfüllt. Ganze Reihen kolumbianischer Hippies saßen mit gekreuzten Beinen unter den Palmen, die Sa rongs vor sich im Staub ausgebreitet, und verkauften Schmuck und Pfeifen. Ein paar klimperten auf Gitarren. Ein brasilianisches Mädchen verkaufte extravagante Ohrringe aus den übermäßig bunten Federn tropischer Vögel. Aus Dutzenden riesiger Radio recorder dröhnte Salsa.
    Die meisten Neuankömmlinge konnten nicht schwimmen, aber mit der typisch kolumbianischen Bravour paddelten Männer und Jungen wie kleine Hunde in die Gefahrenzone hinaus. Als wir mit Pablos Boot unterwegs gewesen waren, hatten wir zweimal an halten müssen, um Schwimmer aus dem Wasser zu ziehen, die in Schwierigkeiten geraten waren. Sie grinsten breit, als wir sie ins Boot zerrten. Melissa und Helena eilten am Strand hin und her.
    „Nicht schwimmen, nicht schwimmen, es ist zu gefährlich“, schrien sie. Die Kolumbianer lachten und rannten in die Wellen hi naus. Ein Teenager fiel nach seiner Rettung auf dem Strand in Ohn macht. Seine verängstigten Freunde hielten ihn für tot und rannten davon. Als er wieder zu sich kam, kümmerte sich nur noch Melis sa um ihn. Eine Gruppe Surfer war angekommen; sie verbrachten das ganze Wochenende damit, auf ihren Booten hinauszueilen, um einen in Not geratenen Schwimmer nach dem anderen zu retten.
    Die Surfbretter waren das einzige Mittel, mit dem man die bre chenden Wellen überwinden konnte. Die Surfer hatten einen Deal mit den Restaurantbesitzern – diese ließen die Surfer als Gegen leistung für diesen lebensrettenden Service während der großen Ferien kostenlos übernachten. Wenn sie ein paar Tage früher ge kommen wären, hätten sie vielleicht auch Mark gerettet.
    Die Urlauber überrannten jeden freien Platz um uns her. Sie spiel ten Salsa mit voller Lautstärke auf riesigen Radiorecordern und tranken, sangen und feierten. Allmählich füllte sich der Strand mit Abfällen und leeren Bierdosen. Der Gedanke des umweltschonenden Campings hatte Kolumbien offensichtlich noch nicht erreicht. An gesichts dieser Invasion verwandelten wir uns von dreckigen Ruck sacktouristen in empörte Einwohner, die über die Störung unseres friedlichen kleinen Idylls klagten wie ein pensionierter
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