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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot
Autoren: Piers Anthony
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Or­den ver­ab­scheu­ten die Ver­schwen­dung von et­was so Wert­vol­lem wie Was­ser.
    „Aber wir hat­ten ei­ne Dür­re“, mein­te Bru­der Paul. Auch in die­sem Au­gen­blick brann­te die Son­ne vom Him­mel. „Wir ha­ben viel­leicht un­wis­send zu­viel ge­schöpft, wenn man die be­son­de­re Si­tua­ti­on, in der wir uns be­fin­den, be­denkt.“
    Bru­der Ja­kob war ein ma­ge­rer, ner­vö­ser Mann, der al­les sehr ernst nahm. In sei­nem läng­li­chen Ge­sicht zuck­ten die mit­ein­an­der rin­gen­den Ge­füh­le, die er nicht äu­ßer­te. „Wenn es Got­tes Wil­le ist …“
    Bru­der Paul be­merk­te die of­fen­sicht­li­che Angst sei­nes Ge­nos­sen und be­schwich­tig­te ihn: „Aber zu­erst wer­den wir die Pum­pe nach­se­hen.“
    Die Pum­pe be­stand aus ei­ner Kur­bel­wel­le, die die Dreh­be­we­gung der Bol­zen in waa­ge­rech­te Be­we­gung auf die Kol­ben an ei­ner Stan­ge über­trug. Die Stan­ge führ­te hin­ab in den Brun­nen, um den dort ver­senk­ten Zy­lin­der zu be­trei­ben, wel­cher das Was­ser hoch­drück­te. Bru­der Paul brach­te sein Werk­zeug her­bei und lös­te vor­sich­tig den Me­cha­nis­mus aus­ein­an­der, nahm den Kol­ben vom Ge­stän­ge und zog den Zy­lin­der aus der Tie­fe her­aus. Sein klei­nes Sil­ber­kreuz, das an ei­ner Ket­te um sei­nen Hals hing, be­hin­der­te ihn beim Vorn­über­beu­gen. Er steck­te es mit ei­ner ge­wis­sen geis­tes­ab­we­sen­den Ehr­furcht in die Brust­ta­sche.
    Sei­ne Na­se kraus­te sich. „Ich hof­fe, das ist nicht das Höl­len­feu­er“, mein­te er.
    „Was?“ Bru­der Ja­kob be­saß kei­nen aus­ge­präg­ten Hu­mor.
    Bru­der Paul schraub­te die Me­cha­nik aus­ein­an­der. Rauch stieg em­por. „Aha! Die Holz­ver­klei­dung ist an­ge­sengt und be­schä­digt, und so konn­te die Pum­pe nicht mehr rich­tig ar­bei­ten!“
    „Ver­sengt?“ frag­te Bru­der Ja­kob über­rascht. Er schi­en sehr er­leich­tert, daß sich das Pro­blem als ein me­cha­ni­sches her­aus­stell­te und we­der mit dem Ab­sin­ken des Was­ser­spie­gels noch mit dem Höl­len­feu­er zu­sam­men­hing. „Das ist doch ei­ne Was­ser­pum­pe!“
    Bru­der Paul lä­chel­te ge­dul­dig. Die sich tiefer ein­gra­ben­den Fal­ten in sei­nem Ge­sicht ver­rie­ten, daß er häu­fig die­se Mie­ne auf­setz­te. Doch es gab auch ein ent­ge­gen­ge­setz­tes Netz von Fal­ten, wel­ches die ernst­haf­te­re Sei­te sei­nes Cha­rak­ters ver­riet; ei­ni­ge lie­ßen so­gar auf be­trächt­li­chen Schmerz deu­ten. „Nicht al­les ist naß, Bru­der. Die­ser Zy­lin­der ist ab­ge­dich­tet. Bei ho­hem Wind, wenn sich der Schaft schnell dreht, wird das Ge­stän­ge durch die Rei­bung so heiß, daß es be­ginnt zu ver­koh­len.“
    „Und ges­tern hat­ten wir ziem­lich star­ken Wind“, stimm­te Bru­der Ja­kob zu. „Bru­der Pe­ter hat da­für ge­sorgt, daß wir das Mehl für ei­ne gan­ze Wo­che mah­len. Aber wir ha­ben nicht dar­an ge­dacht, daß die Müh­le …“
    „Das ist nicht eu­er Feh­ler, Bru­der“, warf Bru­der Paul rasch ein. „Es ist ganz na­tür­lich und auch ver­nünf­tig, die Müh­le mit höchs­ter Aus­las­tung zu be­trei­ben, und ein star­ker Wind macht al­le Ar­beit leich­ter. Das ist nur ein Pro­blem un­se­rer nie­der­ge­hen­den Tech­no­lo­gie. Ich wer­de die Um­hül­lung er­neu­ern, aber wir tun bes­ser dar­an, bei den nächs­ten hef­ti­gen Win­den die Müh­le zu dros­seln. Manch­mal ist es wohl bes­ser, ein we­nig Wind un­ge­nutzt zu las­sen, als ein schlech­tes Teil zu ver­lie­ren.“ Er lä­chel­te bei der Ar­beit vor sich hin und dach­te dar­über nach, ob er ei­ne Le­bens­ma­xi­me ent­deckt hat­te und ob es wert sei, die­se Ma­xi­me in sei­ne Le­bens­phi­lo­so­phie ein­zu­fü­gen.
    Er hol­te das not­wen­di­ge Er­satz­teil und be­gann, es ein­zu­bau­en. Sei­ne dunklen Hän­de wa­ren stark und ge­schickt.
    „Du bist ein Zau­be­rer“, mein­te Bru­der Ja­kob. „Ich be­nei­de dich um dei­ne Ge­schick­lich­keit bei me­cha­ni­schen Din­gen.“
    „Ich woll­te nur, das Geis­ti­ge sei auch so leicht zu er­rin­gen“, er­wi­der­te Bru­der Paul. Er schwitz­te nun un­ter der an­ge­neh­men An­stren­gung. Er war ein un­ter­setz­ter
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