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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot
Autoren: Piers Anthony
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oder Tau­sen­de von Wahr­sa­ge­me­tho­den, und sie al­le moch­ten ih­re Gül­tig­keit ha­ben, aber jetzt hat­te er plötz­lich Angst vor der Zu­kunft und woll­te sie mei­den.
    Däm­me­rung. Sei­ne Bei­ne wa­ren er­schöpft, ein Arm ver­letzt, und Staub und ge­trock­ne­te Kot­ze über­zo­gen sei­ne Klei­dung. Er war hung­rig und mü­de, aber er konn­te nicht ein­schla­fen. Er muß­te die gan­ze Nacht her­um­ge­lau­fen sein und sich ab­so­lut ver­aus­gabt ha­ben, und nun konn­te er sich nicht mehr dar­an er­in­nern und wuß­te auch nicht mehr, wo er war. Er hat­te wohl wie­der kämp­fen müs­sen und wuß­te, daß er im­mer noch nicht in Si­cher­heit war. Aber wo­hin konn­te er sich wen­den?
    Wo­hin war er denn wäh­rend sei­ner Aus­fäl­le ge­gan­gen? Er muß­te bei Be­wußt­sein ge­we­sen sein und rich­tig ge­dacht ha­ben, und dumm war er auch nicht. Viel­leicht hat­te er sich ein gu­tes Ver­steck über­legt und war fast da … wenn er sich nur er­in­nern könn­te. Viel­leicht fiel es ihm wie­der ein. Viel­leicht hat­te er es sich be­reits ein hal­b­es Dut­zend Mal im Lau­fe der Nacht aus­ge­dacht und kam ihm je­des Mal nä­her, ehe er wie­der zu­sam­men­brach.
    Pfff! Er stol­per­te wei­ter. Dann be­gann der lei­se Schmerz. Er sah den Stein über das Pflas­ter tan­zen. Er hat­te ihn am Hin­ter­kopf ge­trof­fen, ihn je­doch nicht um­ge­wor­fen. Er tau­mel­te wei­ter und spür­te, wie sein Be­wußt­sein schwand; der Mnem-Ent­zug mach­te es noch schwie­ri­ger und ließ sein Ge­hirn un­an­ge­mes­sen rea­gie­ren. Er streck­te ei­ne Hand aus, um sich ge­gen ei­ne Zie­gel­mau­er zu stüt­zen.
    Aus Ni­schen tauch­ten Kin­der auf, die hand­ge­fer­tig­te Waf­fen tru­gen. Ei­ne Tee­na­ger-Gang auf der Su­che nach Aben­teu­ern, Geld und viel­leicht ei­ner fet­ten Pro­vi­si­on von ei­ner räu­be­ri­schen Or­gan­bank. Künst­li­ches Blut und Or­ga­ne lie­ßen die na­tür­li­chen über­flüs­sig wer­den, doch ei­ni­ge Pa­ti­en­ten be­stan­den auf ech­ter Wa­re. Lun­gen, Nie­ren und Le­ber brach­ten aus­ge­zeich­ne­te Prei­se, wenn sie frisch und ge­sund wa­ren, und sei­ne Or­ga­ne wa­ren das.
    Paul ver­such­te sich, zur Flucht auf­zurap­peln, doch er hat­te Schwie­rig­kei­ten, sich zu er­in­nern, warum er flie­hen woll­te oder wie die un­mit­tel­ba­re Be­dro­hung aus­sah. De­pro­gram­mie­rung? Was war das? Nein, das war das Mäd­chen, Schwes­ter Was­wei­ßich, und die war tot, und er hat­te sie um­ge­bracht, und ein frem­der Mann hat­te sich über ih­rem Ge­sicht ent­leert, und was konn­te er tun, um sie zu­rück­zu­brin­gen? Er war schul­dig, ei­ne un­schul­di­ge Per­son ver­folgt zu ha­ben, und da­für muß­te er zah­len … die Stra­fe muß­te dem Ver­bre­chen an­ge­mes­sen sein. Chris­tus war gleich Schuld. Er muß­te den Tri­via­li­tä­ten der Ge­sell­schaft ge­op­fert wer­den – Zahn um Zahn, Le­ben um Le­ben, Schei­ße für Schei­ße – aber das war die To­dess­tra­fe, und sie woll­te das nicht …
    „Aber das ist nicht nett!“ sag­te ei­ne sanf­te Stim­me.
    Er­staunt ver­schwan­den die Kin­der in die Ni­schen, aus de­nen sie ge­kom­men wa­ren. Ein frem­der jun­ger Mann nahm Paul beim Arm und stütz­te ihn. „Kom­men sie, Sir, ich fürch­te, Sie sind ver­letzt. Wir kön­nen Ih­nen hel­fen.“
    „Nein, nein“, pro­tes­tier­te Paul schwach. „Ich muß noch wo­hin.“
    „Sie blu­ten am Kopf, sind tod­mü­de, schmutz­ver­krus­tet und …“ Der Mann hielt in­ne und sah ihn scharf an. „Sie se­hen aus wie ein Mnem-Süch­ti­ger in den Fän­gen ei­nes plötz­li­chen Ent­zu­ges. Sie ha­ben Schwie­rig­kei­ten, Sir.“
    „Kann mich nicht er­in­nern“, sag­te Paul. „Wer …“
    „Ich bin Bru­der John vom Hei­li­gen Or­den der Vi­si­on“, sag­te der Mann. „Wir ver­ste­hen et­was von Mnem-Sucht. Wir kön­nen Ih­nen hel­fen. Ver­trau­en Sie uns.“
    Der Hei­li­ge Or­den der Vi­si­on! Da hat­te er doch auch hin ge­wollt! Und er hat­te es fast ge­schafft, ehe er zu­sam­men­brach. Aber was wür­den sie tun, wenn sie von sei­ner Rol­le beim Tod von Schwes­ter Beth er­fuh­ren? Denn das wür­de er ih­nen er­zäh­len müs­sen. Ehe er sei­ne Schuld
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