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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot
Autoren: Piers Anthony
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Fin­ger grif­fen nach der Mes­ser­klin­ge. Paul dreh­te sei­nen Arm ein­wärts, als tan­ze er ein Me­nuett. Als er die Dre­hung vollen­det hat­te, um­schloß er mit bei­den Hän­den den Arm des Man­nes und bog grau­sam hart des­sen Hand­ge­lenk ab. Er setz­te die He­bel­wir­kung an.
    Mit ei­nem Auf­schrei, aus Über­ra­schung und Schmerz ge­mischt, fiel der Mann zu Bo­den. Das war auch gut so, denn wenn er stand­ge­hal­ten hät­te, wä­re das Hand­ge­lenk aus­ge­bo­gen wor­den. Mit die­sem Griff konn­te ein Kind einen hun­dert­acht­zig Ki­lo schwe­ren Su­mo­rin­ger aus dem Gleich­ge­wicht brin­gen.
    Paul dreh­te den Arm des Man­nes her­um und zwang ihn, mit dem Ge­sicht nach un­ten auf dem Pflas­ter lie­gen­zu­blei­ben. Er nahm den her­ab­fal­len­den Pfeil auf und stieß ihn in den ent­blö­ßten Hals des Man­nes. Ein paar Se­kun­den lang muß­te er war­ten, bis der Kör­per schlaff wur­de. Dann ließ er ihn los und trat einen Schritt zu­rück. Der Mann stand nicht wie­der auf. „Nicht per­sön­lich ge­meint, mein Freund“, sag­te Paul und füg­te hin­zu: „Gott schüt­ze dich.“ Dann ging er fort.
    Nun wuß­te er, was ab­zu­se­hen ge­we­sen war: Das Kar­tell ließ ihn nicht ein­fach so ge­hen. Sein Le­ben war in Ge­fahr, ganz gleich, was mit sei­nem Ge­dächt­nis pas­sier­te. Er muß­te sich ver­ste­cken, ehe die nächs­te Tot­schlä­ger­ban­de ihn fing. Oder die Bul­len.
     
    Sie war Wahr­sa­ge­rin aus ei­ner ur­al­ten Schu­le: ei­ne Frau von un­be­stimm­tem Al­ter mit großen, dunklen Au­gen. Sie trug ein lan­ges Ge­wand, das mit rät­sel­haf­ten Sym­bo­len be­stickt war, und saß in ei­nem ver­han­ge­nen, düs­te­ren Raum an ei­nem Tisch mit ei­ner echt falschen Kris­tall­ku­gel. Die mo­der­ne Tech­no­lo­gie hat­te sich ein­ge­schli­chen. Das Kris­tall ent­hielt ein be­leuch­te­tes Ho­lo­gramm ei­ner Land­schaft im Däm­mer­licht, mit ei­nem Voll­mond über knor­ri­gen Ei­chen.
    „Dei­ne Kar­te“, mur­mel­te sie.
    „Nein … ich ha­be kei­ne Kar­te“, er­wi­der­te Paul. Er wuß­te, daß man ihm den Kre­dit ab­ge­schnit­ten hat­te, und selbst ein Ver­such, ihn wei­ter aus­zu­schöp­fen, wür­de ihm die Ver­fol­ger auf die Fer­sen het­zen. Es war die große Stun­de der Tech­no­kra­ten ge­we­sen, als man das Kre­dit­sys­tem uni­ver­sell ein­führ­te, denn je­der­mann muß­te ir­gend­wann et­was aus­ge­ben, um le­ben zu kön­nen, und wenn er et­was aus­gab, war er iden­ti­fi­ziert. Es war be­que­mer ge­wor­den, aber dies ge­sch­ah auf Kos­ten der Frei­heit. Die Furcht von Schwes­ter Beth, durch das Com­pu­ter­sys­tem ge­schnappt zu wer­den, wur­de nun zu sei­ner ei­ge­nen.
    Schwes­ter wer? Ver­fol­ger? War er in Schwie­rig­kei­ten? Er konn­te sich nicht er­in­nern.
    „Dann Geld bit­te“, sag­te sie re­si­gniert. Bar­geld war ein un­si­che­res Mit­tel; es war leicht zu fäl­schen und bot kei­nen Be­weis für Iden­ti­tät. Aber ei­ne Wahr­sa­ge­rin konn­te kaum wäh­le­risch sein.
    Paul griff tief in die Ta­sche und fand ein biß­chen Klein­geld: zwei Fünf­zig­dol­lar­no­ten und ei­ne Fünf­und­zwan­zi­ger-No­te. Er leg­te sie auf den Tisch ne­ben die Kris­tall­ku­gel.
    Sie seufz­te. Das war nicht ge­nug – aber auch hier war sie ge­zwun­gen an­zu­neh­men, was sie be­kom­men konn­te. Heu­te war of­fen­sicht­lich ein schlech­ter Tag. „Setz dich.“
    Paul setz­te sich. „Ich weiß nicht, warum ich hier bin“, sag­te er.
    „Das wer­den wir her­aus­fin­den.“ Sie blick­te in die Kris­tall­ku­gel, und das Ho­lo­gramm ver­än­der­te sich, wur­de zu ei­nem bun­ten Far­ben­wir­bel. Das war das Tol­le bei viel­fa­cet­ti­gen Ho­lo­gram­men: Die kleins­te Be­we­gung der Ku­gel ver­än­der­te den Blick­win­kel und brach­te ein neu­es Bild her­vor. Aber das war auch ver­wir­rend, denn der drei­di­men­sio­na­le Ef­fekt litt, wenn die Be­we­gung auf der ver­ti­ka­len Ebe­ne zwi­schen den bei­den Au­gen ge­sch­ah, und brach­te ver­schie­de­ne Bil­der her­vor. Man muß­te die Ku­gel et­was kip­pen. All­ge­mein stan­den die Fa­cet­ten­li­ni­en ho­ri­zon­tal zu­ein­an­der, so daß bei­de Au­gen den glei­chen Blick­win­kel hat­ten,
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