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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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unvollständig gewesen sein. Shem Shem Tsien hätte es niemals aus der Hand gegeben, hätte niemals die mögliche Erschaffung eines zweiten wahren Khans gestattet.
    Und Joe wird es auch nicht gestatten.
    Er hebt den Hammer und schlägt zu.
    Es dauert sehr, sehr lang. Vielleicht auch bloß einige Augenblicke. Seine Schultern schmerzen, und sein Rücken scheint zu schreien. Er schlägt wieder und wieder auf das Archiv ein, reißt mit den Händen daran, blutet aus Schnitten und Wunden von den Splittern, die er sich zuzieht. Als er müde wird, treibt er sich mit Bildern der Toten an, mit Pollys Angst in den letzten Momenten. Er nutzt alles, um sich dazu zu bringen, weiterzumachen.
    Irgendwann ist nichts mehr da, was groß genug wäre, um zerschlagen zu werden, und Joe räumt alle Überreste zu einem Haufen zusammen. Dann steckt er die abgerissene Hauptstromleitung hinein, sodass die Bänder spucken, Funken schlagen und das Zelluloid zu brennen beginnt. Als das Feuer ordentlich auflodert, hebt er Shem Shem Tsiens Leiche hoch und schleudert sie in die Flammen.

XIX
    Danach
    S o sehr verhaftet wie Joe Spork war auf dieser Welt mit Sicherheit noch nie jemand. Er steht vor Sharrow House, sein Gesicht leuchtet im Licht von Scheinwerfern und Nachrichtenkameras, und legt die Waffe seines Vaters auf dem Kies ab. Legt sie sehr sorgsam ab, da es ihm vorkommt, als ob jedes einzelne Mitglied eines bewaffneten Sondereinsatzkommandos, jeder zur Verfügung stehende Marine- und Luftwaffensoldat und selbst einige Mitglieder der hauseigenen Kavallerie hier aufgekreuzt sind, um ihn zu erschießen.
    Hinter ihm tut es ihm die kleine, aber rechtschaffene Armee von Crazy Joe mit großer Würde gleich, und die Aberhunderte von Gewehren, die auf sie alle gerichtet sind, folgen ihnen wie eine gigantische Wolke tödlicher Gänse – lange Metallhälse beugen sich, glänzende kleine Augen spähen in vollster Aufmerksamkeit.
    Doch es gibt noch die Frage der Zuständigkeit. Joe hat so viele Gesetze gebrochen, dass er eine Art Dilemma darstellt. Ein kleiner Haufen Frauen und Männer, die die Bürokratie vertreten, balgen sich inmitten der Verhaftungseinheit. Satz für Satz schlagen sie sich in giftiger Freundlichkeit Kompetenzfragen um die Ohren, während die Gänsegewehre sich nicht von der Stelle rühren. Joe findet, dass dies nur allzu verständlich ist.
    Und dann übernimmt jemand vom äußersten Ende dieser großen Welle beamtlicher Unzufriedenheit die Führung. Jemand, der sehr erhaben auftritt, mit einem besorgten, ernsten Gesicht und einer sonoren Stimme, die von geheimen Grabkammern und ewiger Verdammnis kündet.
    »Guten Morgen, meine Damen und Herren, guten Morgen. Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten. Haben Sie herzlichen Dank. Mein Name ist Rodney Arthur Cornelius Titwhistle von der seit alters her in dieser Stadt bekannten Familie Titwhistle, und ich bin Leiter des Nachlassamts. Vielen Dank, Detective Sergeant Patchkind, Ihre Dienste werden nicht mehr benötigt. Mr Cummerbund, würden Sie so freundlich sein und dem überaus charmanten Basil die Angelegenheit erklären? Vielen Dank.« Und tatsächlich zieht ein korpulenter Mann mit lachsfarbener Krawatte den elfenhaften Patchkind beiseite, der gar keinen glücklichen Eindruck dabei macht – wenn es sich allerdings um den echten Cummerbund handeln sollte, so hat er am Bauch ganz erheblich an Gewicht verloren und selbiges an den Schultern zugelegt.
    »Nun, wo war ich? Ah, ja. Wenn Sie mich mal vorbeilassen würden, Sir, guter Gott, da wo Sie herkommen, wird man groß und stark, was? Wo mag das sein? Shropshire natürlich, natürlich. Wenn ich trotzdem mal vorbeidürfte, sehr schön.
    Joshua Joseph Spork. Kraft des mir von der Regierung Ihrer Majestät verliehenen Amtes, verhafte ich Sie hiermit wegen des Verdachtes, Mord, Brandstiftung, Landesverrat, terroristische Aktivitäten und Brigantentum begangen zu haben. Ich wollte schon immer mal jemanden wegen Brigantentums verhaften, Mr Spork, ich finde, das hat doch etwas sehr Elegantes an sich. Wenn Sie sich nun bitte diesem freundlichen Herrn hier ergeben würden … herzlichen Dank. Sie werden hängen, Sir, an Ihren eigenen Eingeweiden werden Sie vom Kreuzmast unseres Staatsschiffes baumeln, oh ja! Bilden Sie sich nicht ein, dass Sie irgendein cleverer Anwalt da rausboxen wird, Mr Spork, obwohl mir ja zu Ohren gekommen ist, dass es sich bei Ihrem Anwalt um den cleversten handelt, der unter den Sterblichen zur Verfügung steht, eine wahre
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