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Der Gluecksmacher

Der Gluecksmacher

Titel: Der Gluecksmacher
Autoren: Thomas Sautner
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heraus, hielt ihn auf Hüfthöhe eng an den Körper und spähte möglichst dezent nach unten. Natürlich, genau. Das war die Zahl gewesen. Er hielt einen vorbeieilenden Kellner an. »Entschuldigung, können Sie mir bitte zeigen, wo ich den Tisch«, er blickte nochmals auf den Zettel, »den Tisch 13 finde?«
    Kurz tat der Kellner, als überlegte er, warf seinen Arm über die Schulter, wohl etwa Richtung Toilette, Küche oder linken Lokaltrakt und war gleich darauf auch schon wieder verschwunden.
    Dimsch begann einen Slalom durch die laute Menge, zwängte sich an den dichtgedrängten runden Tischchen vorbei, den Blick konzentriert auf die jeweiligen Metallschildchen mit den Nummern darauf. Als er seinen Vornamen rufen hörte, schreckte er auf. Oh, nein, schoss es ihm durch den Kopf, dieser komische Harry Käfer ist auch da. Dimsch wollte nur kurz winken, doch der Mann steuerte, seinen ausladenden Körper nach vorne bewegend, geradewegs auf ihn zu. »Sebastian! Schön, dich zu sehen!«, rief Käfer in einer Lautstärke, als befänden sie sich nicht in einem Lokal, sondern im Getobe eines Schlachtfelds. Dimsch versuchte zu lächeln, da umschlossen ihn auch schon die starken Arme Käfers.
    »Du bist auch hier«, sagte er, nur um loszukommen.
    »Ist mein Stammlokal«, brummte Käfer.
    »Kannst du mir helfen, ich suche Tisch 13.« Diesmal kam die Zahl wie aus der Pistole geschossen.
    »Klar.« Käfer lachte. »Komm, ich bring dich hin.«
    Drei Meter weiter waren sie an Käfers Tisch angelangt. »Darf ich dir Erik vorstellen, er ist unser Fotograf.« Dimsch hatte noch nicht gänzlich begriffen. Dann bemerkte er auf dem Tisch das Metallschildchen mit der Zahl 13.
    »Kannst du dich noch erinnern, Sebastian«, Käfers kleine Augen glänzten glücklich, »dass ich bei unserem Kennenlernen damals gesagt habe, ich könne dir meinen Beruf nicht verraten? Jetzt weißt du, weshalb. Die Zeitung schickte mich, ich sollte mich als Testkunde ausgeben und verdeckt recherchieren. Eigentlich hatte ich den Auftrag, einen Verriss zu schreiben. Aber du hast mich überzeugt, dass die Glücksversicherung wirklich hält, was ihr in der Werbung versprecht.«
    Dimsch wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Und mittlerweile ist der Erfolg ja nicht mehr zu leugnen. Ich habe mir von eurer Presseabteilung die Zahlen geben lassen, von einem gewissen Torberg. Ist das einer deiner Mitarbeiter? Er war sehr hilfreich, ein bisschen aufgeblasen, aber hilfreich. Er hat mir Erfolgsbeispiele zukommen lassen, ist ja wirklich Spektakuläres dabei.«
    Dimsch nickte vorsichtig, war gespannt, welche Beispiele es gäbe, ihm selbst war noch kein einziges zu Ohren gekommen, abgesehen von den Reaktionen jener Kunden freilich, mit denen er heimlich telefonierte.
    »Besonders krass finde ich ja den Fall von dem Typen, der sich umbringen wollte, bis er durch die Glücksmessung erfahren hat, dass das gar nicht mehr nötig ist, weil er viel glücklicher ist als früher.«
    Typische Torberg-Propaganda, dachte Dimsch.
    »Aber erzähl du einmal, Sebastian, was waren denn für dich ganz persönlich deine Highlights bisher?« Käfer zog einen Stift hervor, hielt ihn an den Notizblock.
    »Ein Highlight«, wiederholte Dimsch. Ihm fiel keines ein.»Entschuldigung, Herr Dimsch«, Erik lächelte ihm freundlich zu, »können Sie bitte das mit dem Kringeln Ihrer Haare lassen«, er imitierte Sebastians Handbewegung, »das kommt nicht gut auf den Fotos.«
    Dimsch legte die Hände in den Schoß.
    »Also weißt du, Sebastian«, Harry Käfer strich mit der Faust über seinen Schnauzbart, »ich habe in meiner gesamten Karriere noch nie einen so bescheidenen Menschen kennengelernt wie dich.« Er ließ seinen mächtigen Schädel nachdenklich vor- und zurückschaukeln.
    »Du hast eine schlechte Menschenkenntnis«, sagte Dimsch.
    Dröhnendes Lachen war Käfers Antwort. »Nein, nein!«, rief er. »Ich kenne die Menschen, das kannst du mir glauben, ich krieche mit meinem Spürsinn nämlich direkt in ihr Gehirn.« Er hob die Hand dicht vor Dimschs Stirn, bewegte seine wurstdicken Finger, um das Kriechen ins Gehirn zu verdeutlichen. »Außerdem habe ich da ganz zufällig«, Käfer machte mit seinem fleischigen Arm eine luftig leichte Bewegung und zog ein loses Blatt aus seiner Aktentasche, »ganz zufällig habe ich da auch ein paar Aussagen von begeisterten Kunden, die dank dir glücklich geworden sind.« Er beugte sich über den Tisch, boxte Dimsch freundschaftlich gegen den Oberarm. »Der alte Harry
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