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Der Gluecksmacher

Der Gluecksmacher

Titel: Der Gluecksmacher
Autoren: Thomas Sautner
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ist ziemlich gut im Recherchieren, mein Freund.«
    Ich hatte doch gar keine offiziellen Kunden, dachte Dimsch, was will er da recherchiert haben?
    Käfer lehnte sich zurück, was ihm in dem engen Aluminiumsessel etwas schwerfiel, und hielt das Blatt nahe an seinen Bauch, als hüte es ein heiliges Geheimnis. »All diese Kunden«, sagte er und fuhr mit dem Finger am Rand des Zettels langsam von oben nach unten und wieder zurück, »alle haben von dir geschwärmt, Sebastian. In höchsten Tönen geschwärmt.Und so verschieden sie sind, alle eint eine Sache.« Er sah auf und nickte anerkennend. »Du, Sebastian, hast sie glücklich gemacht.«
    Behaglich und die Bestätigung genießend, die ihm seine Recherche-Ergebnisse verschafft hatten, faltete Harry Käfer das Blatt zusammen, steckte es zurück in die Tasche. Es gab diese Kunden, unzählige waren es, da war er sich sicher, sein journalistisches Gespür sagte es ihm, sein sechster Sinn für die Wahrheit, und nichts, rein gar nichts tat es zur Sache, dass das gefaltete Blatt in seiner Tasche unbeschrieben war.
    »Beantwortest du mir eine sehr persönliche Frage?« Erstmals seit Beginn des Gesprächs war eine zurückhaltende, beinahe schüchterne Behutsamkeit in Käfers Gesicht.
    »Lass hören«, sagte Dimsch.
    »Mit deiner Versicherung und deinem Handbüchlein hast du Hunderttausenden Menschen zum Glück verholfen. Was aber ist mit dir ganz persönlich? Was ist dein Geheimrezept? Wie schaffst du es, glücklich zu sein?«
    Alkohol, dachte Dimsch spontan. Noch bevor er es sich so recht überlegt hatte, sagte er: »Alkohol hilft manchmal.«
    Der Fotograf glaubte an einen Scherz und lachte.
    Harry Käfer aber blieb ruhig. Seine kleinen Augen fixierten Dimsch, glitten kurz ab, und gleich darauf umspielte ein kleines, feines Lächeln seine Lippen. »Alkohol«, sagte er ruhig, »betäubt die Frage nach dem Sinn, nicht wahr, Sebastian?«
    Dimsch hob die Augenbrauen. »Und er zaubert Sinn hervor, wo vorher keiner war.«
    Käfer gönnte sich einen Schluck aus seinem kantigen Glas und stellte es so sachte zurück auf den Tisch, als bestehe es aus feingeformtem Nichts. »Jeder halbwegs sensible Mensch in dieser Welt«, er nickte, »ist geradezu gezwungen zu saufen.«

14
    Seltsam mischten sich in Irene Großburgs Gesicht zwei Emotionen: die langsam verebbende Zufriedenheit der letzten Tage und eine diffuse, beunruhigende Ahnung. Nur kurz war es ihr vergönnt gewesen, nichts als den Erfolg zu genießen, die Anerkennung des Vaters, das Glück. Viel zu rasch hatte ihre dressierte Natur sie wieder zur Disziplin gerufen. Es war eben ihr Schicksal, nicht nur Irene zu sein, sondern auch und vielmehr Frau Großburg, die Erbin, die Nachfolgerin, die mit Verantwortung beladene Chefin der Secur AG. Allzeit war sie auf der Hut, ihre Gedanken gehörten stets der Arbeit, denn Unbeschwertheit war gefährlich.
    Kerzengerade saß sie hinter ihrem Schreibtisch, wie immer im Businesskostüm, wie immer eine der letzten im Großraumbüro, und kontrollierte Verkaufsunterlagen. So nebenbei behielt sie den Ticker des Nachrichtenkanals im Blickfeld.
    Zu Beginn las sie die Meldung nicht, sondern nahm nur Wortfetzen aus dem Augenwinkel wahr. Während sie fortfuhr, die Unterlagen zu prüfen, interpretierte ihr Verstand die aufgeschnappten Nachrichtensplitter beiläufig zu einem Ganzen, ordnete um, variierte, doch das Ergebnis war stets erschreckend. Sekunden später zwang sich Irene Großburg, bereits mit wächsernem Gesicht, ganz hinzusehen. Die Meldung war an den Rändern mit blinkenden Sternen markiert. Als sie die Zeile am unteren Bildschirmrand las und wiederholt las und noch einmal, als bestünde Hoffnung auf ein Missverständnis, einen Irrtum ihrerseits, drückte ihr Kehlkopf mehr und mehr gegen ihren Hals. Sie unterdrückte die unnütze Emotion, atmete energisch durch und wählte Torbergs Durchwahl.
    »Komm bitte«, sagte sie mit erstickter Stimme.
    Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Zur Konzentration presste sie die Handflächen aneinander.
    Als Rainer eintrat, deutete sie bloß auf den Schirm. Er sah in ihr Gesicht, und augenblicklich war ihre Nervosität auch die seine. Rasch trat er neben sie, las die Zeile am unteren Bildschirmrand:
    *** Koreanischer Stahl-Riese plant feindliche Übernahme der Secur AG. Unternehmerfamilie Großburg mit nur 27 Prozent der Aktien chancenlos. ***
    »Scheiße«, entfuhr es Torberg.
    Zähe Sekunden vergingen. Am Schirm blinkten Sternchen, die den Text einrahmten.
    »Was
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