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Der gläserne Drache

Der gläserne Drache

Titel: Der gläserne Drache
Autoren: Gabriel Galen
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bereit.“ Damit verschwand sie mit Anina im Haus.
     
    Goren bot Malux einen Platz auf der Bank vor dem Haus und sandte Ryco nach einem Krug frischen Wassers. Er setzte sich neben den Bediensteten und versuchte, ihn auszufragen. Doch der große, breitschultrige Mann mit den blauen Augen und den dunklen, mit einigen Silberfäden durchwobenen Haaren war einsilbig, und so konnte Goren nicht mehr herausfinden, als er bereits wusste. Über die Arbeit des Gelehrten konnte oder wollte Malux keine Auskunft geben, da er nur für den Stall des Hauses verantwortlich sei. Allerdings erfuhr Goren, dass im Hause noch – wie Romando schon erwähnt hatte - ein weiteres Zwillingspaar seit ungefähr zwei Jahren lebte, zwei junge Männer von etwa achtzehn Jahren. Doch welche Studien Romando mit ihnen betrieb, war aus Malux nicht herauszubringen.
     
    Da traten die beiden Mädchen aus dem Haus. Sie hatten ihre Schürzen abgelegt und die Haare frisch geflochten. Jede von ihnen trug nur ein paar Kleinigkeiten in ein Tuch eingebunden – Erinnerungsstücke an die Mutter oder andere geliebte Dinge, von denen sie sich nicht trennen wollten.
    Malux schaute missbilligend auf die beiden Bündel, sagte aber nichts.
     
    „Gut, so wollen wir aufbrechen!“ Malux nickte Goren zum Abschied zu und ging dann den Kiesweg hinunter. Die beiden Mädchen warfen sich mit Tränen in den Augen in die Arme des Vaters und küssten die Brüder zum Abschied.
     
    Malux saß bereits auf dem Wagen. „Kommt jetzt endlich!“ rief er ärgerlich. So lösten sich Tamira und Anina aus den Armen ihrer Familie, liefen den Weg hinunter und bestiegen das Gefährt. Kaum hatten sie sich auf einigen Säcken mit Stroh niedergelassen, die auf der Ladefläche lagen, als Malux die Pferde auch schon antrieb.
    Wehmütig schauten die beiden Mädchen zurück und winkten den Zurückbleibenden weinend zu, bis eine Wegbiegung sie ihren Blicken entzog.

2. Ein Geheimnis wird gelüftet
     
     
    Die Reise schien kein Ende zu nehmen. Obwohl weder Tamira noch Anina je weiter als bis ins übernächste Dorf von zuhause fortgekommen waren und die sich verändernde Umgebung mit Neugier betrachteten , wurde ihnen die Zeit in dem holpernden Wagen doch immer länger.
    Mehrfach hatte Tamira versucht, Malux in ein Gespräch zu verwickeln, doch bei der Wortkargheit des Mannes hatte sie es schließlich aufgegeben.
     
    Malux legte nur Pausen ein, wenn die Pferde ermüdet waren. Dann hatten die beiden Mädchen Gelegenheit, sich die Beine zu vertreten, während er die Tiere aus den mitgeführten Säcken fütterte.
     
    Die einzige Abwechslung war das abendliche Einkehren in einem Gasthof. Tamira und Anina hatten noch nie anderswo geschlafen, und so war das bunte Treiben in der Gaststube für sie aufregend und abenteuerlich.
    Doch Malux schickte sie stets nach dem Essen alsbald in ihre Stube und unterband sofort jeden Versuch der anderen Gäste, mit den Mädchen ins Gespräch zu kommen.
     
    Immer wurden sie bereits im Morgengrauen geweckt, und nach einem kurzen Frühstück ging die Reise weiter. Malux ließ sich immer in den Gasthäusern einen Korb mit Esswaren füllen, so dass sie zur Mittagszeit nicht einkehren mussten.
     
    Je näher sie der Hauptstadt Hallfurt kamen, desto häufiger passierten sie Ansiedlungen und auch einige größere Dörfer. Hatten auf dem ersten Stück ihrer Reise die Leute in den Dörfern ihnen im Vorbeifahren freundlich zugenickt oder einen Gruß zugerufen, schenkte man ihnen nun kaum noch Beachtung. So nah bei der Stadt war man Durchreisende gewöhnt und nahm darum kaum Notiz von ihnen.
     
    Die Straße wurde immer belebter, und oft wurden sie von Reitern überholt oder mussten anderen Fuhrwerken ausweichen. Gelegentlich fluchte Malux, wenn er von einem Ochsengespann aufgehalten wurde und wegen entgegenkommender Wagen nicht schnell genug daran vorbeikam.
     
    So schien er erleichtert, als sie am Nachmittag des vierten Tages von fern die aufragenden Mauern von Hallfurt sahen. Die Sonne sank schon dem Horizont entgegen, als sie die breite Brücke über den Fluss Hall überquerten, an dessen jenseitigem Ufer sich die Stadtmauer in für die Mädchen endloser Strecke entlang zog.
     
    Dann passierten sie das große Stadttor. Ängstlich hielten sich die beiden Mädchen an den Händen, als sie nun weiter fuhren, denn der Anblick der riesigen, mehrstöckigen Häuser, die dicht an dicht die Straße säumten, schüchterten die beiden ein, und sie kamen sich klein und hilflos
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