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Der gläserne Drache

Der gläserne Drache

Titel: Der gläserne Drache
Autoren: Gabriel Galen
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heiraten und dann sowieso das Haus verlassen würden? Es gibt im Dorf einige Burschen, die den beiden bereits schöne Augen machen. Dann würden sie auch gehen, jedoch ohne uns einen Berg Geld zu hinterlassen. Also sei froh, dass es auf diese Art geschieht!“
     
    „Aber dann würden wir euch wenigstens ab und zu sehen“, sagte Anina leise. „Aber bis zur Stadt sind es vier Tagesreisen, und wir wissen nicht einmal, ob es uns erlaubt sein wird, euch zu besuchen.
    Und dieser Gelehrte hat nicht einmal gesagt, was wir da tun sollen. Wer weiß, was uns dort erwartet? Wenn es möglich wäre, könntest du gern für mich gehen, Goren! Denn mir macht das Ganze Angst!“
     
    „Er wird uns wohl nicht fressen wollen!“ lachte Tamira. „Denn mit diesem vielen Geld könnte er sich ja die feinsten Braten kaufen. Lass ‘ uns doch erst einmal sehen, was er von uns will. Da ich an uns beiden nichts Außergewöhnliches finden kann, nur dass wir halt eben Zwillinge sind, ist eher wahrscheinlich, dass er uns schnell wieder fortschicken wird. Dann haben wir nur ein Abenteuer erlebt, für das wir auch noch sehr viel Geld bekommen haben. Ich bin schon sehr neugierig darauf, wie es in der Stadt aussieht.“
     
    Der kleine Ryco kletterte auf Tamiras Schoß, legte die Arme um ihren Hals und drückte sich fest an sie. Schluchzend sagte er: „Bitte, bitte, geh nicht fort! Dann bin ich ganz allein! Wer tröstet mich, wenn ich mir wehgetan habe, oder erzählt mir eine Geschichte, wenn ich nicht schlafen kann?“
     
    Tamira strich dem kleinen Bruder zärtlich übers Haar. „Aber Ryco, hast du nicht gestern noch gesagt, du seist kein kleines Kind mehr, sondern schon fast ein Mann, als ich dir verbot, allein in den Wald zu gehen? Und Männer weinen nicht, wenn sie hinfallen, und sie bekommen auch keine Gutenachtgeschichten erzählt! Du wirst sehen, wie schnell die Zeit vergeht, bis wir wieder da sind.“
     
    Der Vater erhob sich. „Alles Reden ist müßig! Es ist entschieden und wir müssen uns damit abfinden.
    Komm t jetzt! Die Ziegen müssen noch gemolken werden, und es gibt auch sonst noch genug zu tun, bevor wir schlafen gehen.“
     
    *****
     
    Neun Tage später hielt gegen Mittag auf dem Hauptweg ein vierrädriger Wagen mit zwei Pferden. Der Kutscher stieg vom Bock und kam den Kiesweg hinauf. Vater und Sohn Goren hatten ihn vom Feld aus schon gesehen und kamen nun eilig angelaufen. Die beiden Mädchen und Ryco stürzten aus dem Haus.
     
    „Ich grüße euch!“ sagte der Kutscher. „Ihr wisst, mich sendet der Herr Romando, um die Mädchen abzuholen. Seid ihr bereit? Eilt euch, denn ich habe auf dem Herweg bereits in einem Gasthof Unterkunft für diese Nacht bestellt und möchte mit Einbruch der Dunkelheit dort ankommen“, drängte er. „Ihr braucht nichts mitzunehmen, denn alles, was ihr auf dem Weg braucht, befindet sich bereits im Wagen.“
     
    „Nun, du wirst uns wenigstens die Zeit geben müssen, uns noch zu waschen und das Haar zu ordnen!“ sagte Tamira ein wenig ungehalten. „Da der Herr Romando uns weder den genauen Tag noch die Stunde genannt hat, wann man uns abholt, wirst du wohl nicht erwartet haben, dass wir seit zwei Tagen gestiefelt und gespornt hier auf der Bank sitzen und nach dir Ausschau halten! Es wird wohl nicht auf eine halbe Stunde ankommen, wann wir den Gasthof erreichen, denn wir werden ja wohl gute vier Tage unterwegs sein.“
     
    „Na, gut!“ sagte der Mann mürrisch. „Aber putzt euch nicht heraus, als ginge es zum Tanz! Ich habe keine Lust, hier unnütz lange herumzusitzen.“
     
    „Was bist du für ein freundlicher Geselle!“ spöttelte Anina lächelnd. „Wenn du immer so reizend bist, wird die Reise mit dir wahrhaftig ein Vergnügen! Wie wäre es denn, wenn du uns zunächst einmal deinen Namen sagen würdest, oder ist es uns verboten, auf der Fahrt mit dir zu reden?“
     
    Aninas Neckerei machte den Mann verlegen, und ein kaum angedeutetes Lächeln erhellte für kurze Zeit den verschlossenen Ausdruck seines Gesichts.
    „Verzeiht! Ich war unhöflich. Mein Name ist Malux. Aber der Herr erwartet uns am Abend des vierten Tages zurück, und er wird sehr zornig, wenn man seinen Befehlen nicht genau nachkommt. Ich möchte nicht bestraft werden, weil ihr trödelt.“
     
    „Keine Sorge, Malux!“ lachte Tamira. „ An uns wird es nicht liegen, wenn du die vorgegebene Zeit nicht einhältst. Da solltest du besser mit deinen Pferden sprechen. Wir sind in einer Viertelstunde zum Aufbruch
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