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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall
Autoren: Roman Rausch
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störungsfrei verlaufen. Nur nicht die heile Welt in Frage stellen, so, als seien alle von vornherein unschuldig. Bei dem Gedanken wurde ihm schon übel.
    »Nun, Sie haben einen neuen Leiter des K1«, sagte Kilian zum Polizeipräsidenten, »er wird die Angelegenheit, wie Sie sie nennen, zu Ihrer und zur Zufriedenheit der Oberbürgermeisterin bereinigen. Da bin ich mir sicher.«
    »Wir hätten Sie aber gerne im Team«, antwortete er. Kilian glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.
    »Bevor du dich aufregst«, schritt Heinlein ein, »es war mein Vorschlag.«
    »Du willst, dass ich wieder in den Dienst trete?«
    »Ich möchte dich bitten, dass du mich bei der Sache unterstützt, offiziell aber nicht als Kriminalbeamter auftrittst.«
    Kilian rang um Worte. »Wie soll das denn vonstatten gehen? Schnüffeln ohne Lizenz? Vergiss es. Ich bin hergekommen, um mit dir zu feiern.«
    »Bitte!«
    Heinlein meinte es ernst. Seine Augen wiesen auf den Polizeipräsidenten, und Kilian spürte, dass es ihm wirklich wichtig war.
    »Entschuldigen Sie bitte, ich möchte mit Herrn Heinlein kurz alleine sprechen.«
    Kilian nahm ihn zur Seite. »Schorsch, du bist der neue Chef im Haus, nicht ich. Was soll das?«
    Heinlein atmete tief durch, tankte Kraft, um ihn zu überzeugen. »Jo, das ist mein erster Fall als neuer Leiter des K1. Es ist 1300-Jahr-Feier. Ganz Bayern, was sag ich, ganz Deutschland und selbst das Ausland sind in diesen Tagen in Würzburg zu Gast. Ich darf mir keinen Fehler erlauben. Bitte hilf mir, nur das eine Mal.«
    »Ich sehe keinen Sinn darin. Meine Mitarbeit würde dich eher schwächen, als dich in deiner neuen Position zu bestätigen.«
    »Hör zu, Jo, ich muss in und mit dieser Stadt leben. Wenn die Oberbürgermeisterin persönlich hier anruft, dann weiß ich, was die Stunde geschlagen hat. Zu den Feierlichkeiten werden hohe Beamte, Politiker, Vertreter aus Wirtschaft und Kultur und wer weiß ich noch alles erwartet. Ein Ausrutscher und ich bin geliefert. Also, hilfst du mir jetzt oder lässt du mich im Regen stehen?«
    Kilian schaute sich um. Als hätten alle ihr Gespräch mitgehört, erwarteten sie eine Entscheidung. Niemand rührte sich, kein Laut störte die Stille.
    Doch in seinem Kopf herrschte Aufruhr. Sein Refugium in den Bergen der Marken, das kleine Dorfcafé und das nahe gelegene Meer forderten ihr Recht. Er wollte sie nicht enttäuschen. Aber da stand auch die Bitte eines Freundes im Raum. Es fiel ihm nicht leicht. Schließlich gab er sich einen Ruck.
    »Nun gut«, entschied er, »ich bin dabei.«
    Heinlein triumphierte. »Ich hab’s gewusst. Auf dich kann man sich verlassen. Danke.«
    Er gab dem Polizeipräsidenten Bescheid, und ehe Kilian sich versah, saß er im Auto.
    »Ich werde dir das nicht vergessen«, sagte Heinlein. Auf der Rückbank saß Pia. Kilian glaubte, ihre Gedanken lesen zu können. Auch sie schien nicht zu vergessen.

3
    Die Plakate schrien es förmlich von den Wänden.
    Wenn Würzburg wüsste, was es alles weiß
und
Kluge Köpfe bleiben hier
. Eine Stadt feierte sich selbst und den Ruf seiner großen Köpfe, wie Wilhelm Conrad Röntgen und Balthasar Neumann, deren Leistungen von Würzburg aus die Welt verändert hatten.
    Während der Fahrt zum Mainfrankentheater bekam Kilian eine gute Vorstellung, wovon Heinlein gesprochen hatte. Allein die Hälfte aller Veranstaltungen, die auf den Plakatwänden um Besucher warb, hätte ausgereicht, um jede andere Stadt ein ganzes Jahr bei Laune zu halten. Da sollte es ein bombastisches Feuerwerk und eine Multivisionsshow über der Stadt geben, die die Wiedervereinigung in Berlin 1990 noch in den Schatten stellen sollte, das BarbarossaSpectaculum auf der Festung Marienberg, zu dem mehr als 30.000 Zuschauer erwartet wurden, bis hin zum Open-Air-Konzert mit Carlos Santana vor der Residenz.
    Und was hatte das städtische Theater beizutragen? An der Fassade des Baus reihte sich die Ankündigung einer Premiere an die nächste. Darunter die Oper über den in Würzburg tätigen Bildhauer Tilman Riemenschneider, die von dem ungarischen Komponisten Casimir von Pászthory 1942 fertig gestellt und 1959 mit der noch jungen Montserrat Caballé in Basel uraufgeführt worden war. Im Vorfeld hatte die
Süddeutsche Zeitung
ungewollt Promotion betrieben, indem sie dem Komponisten nationalsozialistische Attitüden vorwarf. Weitere Medien griffen den Skandal, wie sie es nannten, auf und lenkten dadurch noch mehr Aufmerksamkeit auf die Stadt.
    Dagegen wirkte die Inszenierung
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