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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall
Autoren: Roman Rausch
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nichts von sich hören lassen. Ihr Blick streifte ihn kurz. Sie schien aber weiterhin konzentriert der Laudatio des obersten Polizisten der Stadt zu lauschen.
    Der Polizeipräsident sprach von den Verdiensten, die sich Heinlein in den vergangenen Jahren erworben hatte, den nicht immer einfachen Einsätzen, dem Dienst an der Gesellschaft in diesen schwierigen Zeiten und spulte all das Zeug ab, das man bei Veranstaltungen dieser Art wohl zum Besten geben muss, wenn man sonst nichts zu sagen hat. Kilian hätte ein einfaches Dankeschön genügt, verbunden mit der Beförderung zum Dezernatsleiter und dem Wechsel in eine höhere Gehaltsklasse. Doch es schien heutzutage zur Aufgabe von Führungskräften zu gehören, einfache Entscheidungen mit allerlei Firlefanz auszuschmücken, wodurch der Eindruck entstehen sollte, als hätte man die Beförderung der Gunst des Vorgesetzten zu verdanken und nicht der eigenen Leistung.
    Gottlob fand die Rede während der Dienstzeit statt, was den Polizeipräsidenten davon abhielt, in noch mehr Trivialitäten zu verfallen. Schließlich erhob er eines der bereitgestellten Sektgläser, die Sabine den Gästen anbot, und stieß mit Heinlein an.
    Als die Reihe an Kilian war, nahm er sein Glas und wünschte Heinlein das, was er für den Job eines leitenden Kriminalbeamten als Wichtigstes erachtete.
    »Lass dich nicht reinreißen.«
    Heinlein prostete ihm zu. »Danke, Jo. Ich weiß es zu schätzen, dass du heute gekommen bist.«
    »An so einem Tag braucht man alle Unterstützung, die man bekommen kann.«
    »Ich hoffe, du nimmst es mir nicht krumm, dass ich jetzt deinen Posten habe.«
    »Du tust mir damit einen Gefallen, glaub mir. Ich …« Weiter kam Kilian nicht, Unheil zog auf.
    »Wie lange dürfen wir denn dieses Mal mit Ihrer Anwesenheit rechnen, Herr Kriminalhauptkommissar in Urlaub?«, giftete Pia.
    Bevor Kilian antworten konnte, griff Heinlein ein.
    »Lass sein, Pia. Versau mir diesen Tag bitte nicht.«
    »War doch nur ’ne einfache Frage«, antwortete sie und gesellte sich zu Claudia, die dem Polizeipräsidenten nicht von der Seite wich. Es war auch ihr Tag, ihre Ernennung zur Dezernatsleiterin.
    »Ich hätte dich vorwarnen sollen, Jo«, sagte Heinlein.
    »Pia kann das alles nicht so leicht wegstecken. Drei Wochen geht das nun schon so. Sie ist unausstehlich.« Wie hatte Kilian dieses Gezicke satt. Er wünschte sich postwendend in seinen Liegestuhl zurück, den Blick frei über das Tal und die Ruhe genießend, die einem nur die Zikaden in den Olivenbäumen schenken können.
    »Ich werde mit ihr reden. Später«, entschied er,
    »doch wie schaut der Rest des Programms aus?«
    »Ich hab die Galerie im
Stachel
für heute Abend reserviert. Ein paar Freunde und die Familie kommen.
    Deine Sachen bringen wir zu mir. Keine Widerrede, du bist mein Gast.«
    Kilian willigte ein, wenngleich er sich einen Aufenthaltsort mit etwas mehr Freiraum gewünscht hätte.
    »Das ist nett, danke. Bringt mich Claudia?«
    »Wenn’s für dich okay ist? Ich muss noch ’ne Runde bei den Kollegen schmeißen. Wir sehen uns dann später.«
    Sein Bündel in der Hand, war Kilian bereit, mit Claudia die Fahrt anzutreten. Heinlein versuchte sie vom Polizeipräsidenten loszueisen. Es fiel ihm nicht leicht. Wann hatte sie schon mal die Gelegenheit, auf Augenhöhe mit einem der höchsten Beamten der Stadt zu sprechen.
    Sabine, die Sekretärin, hatte damit mehr Erfolg.
    »Herr Polizeipräsident, Telefon. Die Oberbürgermeisterin wünscht Sie zu sprechen.«
    Das Telefonat dauerte nicht lange, reichte aber aus, um ihm die Stimmung gründlich zu verderben. Er zitierte Heinlein in eine Ecke zum Vieraugengespräch und setzte ihn dort kurz in Kenntnis. Heinlein überlegte. Dann winkte er Kilian zu sich.
    »Wir haben ein Problem, Jo«, begann er. »Ein toter Regisseur im Mainfrankentheater.«
    »Und?«, fragte Kilian.
    »Die Angelegenheit ist heikel«, mischte sich der Polizeipräsident ein. »In zwei Wochen soll die Premiere stattfinden.«
    »Dann kommt eben ein neuer Regisseur. Oder gehört Regiearbeit neuerdings zu den Aufgaben des K?«, frotzelte Kilian.
    »Wir haben 1300-Jahr-Feier, wie du wahrscheinlich bemerkt hast«, antwortete Heinlein. »Die Oberbürgermeisterin, die auch oberste Dienstherrin des Stadttheaters ist, legt großen Wert darauf, dass die Angelegenheit nicht nur diskret, sondern für alle Beteiligten störungsfrei bereinigt wird.«
    Diese Forderung kam Kilian bekannt vor. Immer sollten Ermittlungen diskret und
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