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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall
Autoren: Roman Rausch
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handelsüblich in Baumärkten zum Grillen erhältlich war. Die Handschuhe waren von dem roten Gel verfärbt.
    Kilian und Heinlein warteten mit der festgenommenen Franziska so lange, bis das Publikum das Haus verlassen hatte. Bei der anschließenden Premierenfeier im Unteren Foyer durften aus Sicherheitsgründen nur geladene Gäste anwesend sein. Dies waren die bayerischen Minister nebst Ministerpräsident, Vertreter von Wirtschaft und Kultur sowie zahlreiche Presseleute, die sich reichlich Interviews von dieser illustren Gesellschaft erhofften. Sicherheitsleute bewachten alle Zuund Ausgänge im Foyer.
    Es war nicht sofort für jeden ersichtlich, dass Franziska verhaftet und soeben abgeführt wurde. Sie trug noch ihren Smoking, Kilian und Heinlein ihre Abendgarderobe. Ebenso wenig war den Anwesenden bewusst, dass ein Mann auf der Bühne tatsächlich umgekommen war. Jeder der Premierengäste dachte an eine gelungene, lebensnahe Inszenierung.
    Ein Reporter mit Mikrophon hastete auf Franziska zu.
    »Frau Bartholomä, einen Augenblick bitte«, sagte er. Kilian hatte Franziska fest am Arm. Er dachte nicht im Traum daran, ihr noch die Möglichkeit eines Interviews zu geben.
    »Eine sensationelle Aufführung«, sagte er und versuchte Schritt zu halten.
    »Danke«, erwiderte Franziska.
    »Was sind Ihre nächsten Pläne? Gibt es schon ein neues Projekt?«
    »O ja, Sie werden bald wieder von mir hören, wenn sich der Rummel um diese Aufführung gelegt hat. Ich plane …«
    »Schluss jetzt«, unterbrach Heinlein. »Haben Sie nicht schon genug angerichtet? So viele Menschen mussten wegen Ihres Irrsinns sterben.«
    Franziska war verblüfft. »Irrsinn? Nennen Sie das Werk einer Künstlerin Irrsinn?«
    »Wie definieren Sie es?«, fragte Kilian.
    »Es ist meine Vorstellung von Wahrheit. Schauen Sie sich doch um, wie sich die Leute bemühen, in Worte zu fassen, was sie erlebt haben. Es entzieht sich ihrer Vorstellungskraft.«
    »Rechtfertigt das Ihr Tun?«
    »Es gibt nur eine Rechtfertigung für das, was ich getan habe.«
    »Und die ist?«
    »Die schlichte Frage: Hatte ich Erfolg?«
    Nur ein paar Meter weiter suchten die ehrenwerten Gäste vor den Mikrophonen nach einer Formulierung des Erlebten.
    »Herr Ministerpräsident, wie hat es Ihnen gefallen?«
    »Ähm … also … wie soll ich sagen …«
    »Herr Staatssekretär, wie hat Ihnen das Stück gefallen?«
    »Ich muss zugeben, dass ich mich noch ein wenig schwer tue. Es war auf jeden Fall eine meisterhafte Inszenierung, so wie ich sie noch nie erlebt habe. Es ist wohl die neue Zeit, die diese Künstler hervorbringt. Es ist wie bei meinen Kindern und dem Computer … von denen habe ich auch keine Ahnung.«
    »Frau Rupp, Sie als Management-Beraterin. Was können wir aus dem Stück lernen?«
    »Mut, eindeutig. Das war die Core-Message. Wir brauchen mehr Mut in diesem Lande, um die Grenzen zu überschreiten, damit es wieder aufwärts geht mit uns und der Wirtschaft.«
    »Herr Bischof. Wie kam die Inszenierung bei Ihnen an?«
    »Sehr gewagt, sehr modern. Also, ich muss sagen, das hat mir ausgezeichnet gefallen. Wie wir gesehen haben, darf das Böse keine Chance haben. Und die Wiederauferstehungsszene … etwas anzüglich, durchaus, aber das bleibt der künstlerischen Freiheit überlassen. Eine gelungene Inszenierung über menschliche Abgründe, über den Verfall der Werte.«
    Eine Garderobiere, die die Oper auf einem Monitor verfolgt hatte, teilte diese Begeisterung nicht.
    »Darf ich Sie fragen, wie Ihnen die Aufführung gefallen hat?«
    Ohne groß darüber nachzudenken, antwortete sie:
    »A rechter Scheißdreck woar’s.«
    Nicht mehr ganz nüchtern, suchte ein bekannter Vertreter eines deutschen Adelshauses wankend einen passenden Ort, um sich zu erleichtern.
    »Wie hat Ihnen …«
    Ein Faustschlag schickte den Reporter schnurstracks zu Boden.
    Im Ansturm auf die Getränketheke und durch das Geschnatter der aufgeregten Premierengäste fiel das Knacken der Lautsprecheranlage nicht sonderlich auf. Als dann jedoch eine Stimme über die Köpfe der Gäste hinweg um Aufmerksamkeit bat, wurde es kurz still.
    »Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte Ihnen mitteilen, dass Herr Raimondi leider nicht an der Premierenfeier teilnehmen kann …«
    Ein Raunen in der Menge drückte Bedauern aus.
    »… er musste aufgrund eines tragischen Unfalls mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Sein Zustand ist sehr kritisch, wir fürchten um sein Leben. Mehr kann ich Ihnen
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