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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh
Autoren: Alfred Weidenmann
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Flugzeug den Atlantischen Ozean erreichte und Europa hinter sich ließ, servierten die Stewardessen Wiener Schnitzel mit Röstkartoffeln und Spargel.
    Daraufhin setzten sich die meisten Fluggäste so bequem wie möglich in ihre Sessel, schlossen die Augen und ließen sich durch die Polster hindurch von den drei Triebwerken in den Schlaf massieren.
    „Wer jetzt schläft, ist selber schuld“, flüsterte Peter. Er saß auf der Armlehne neben Ulli, und beide blickten durch das Kabinenfenster in den blauen Himmel hinaus und hinunter auf das Meer.
    Die Wolken waren am Festland zurückgeblieben.
    „Das ist das erste Mal, daß ich ein Meer sehe“, gab Ulli zu.
    „Ich war schon einmal an der Nordsee“, entgegnete Peter. „Aber so vom Strand sieht ein Meer viel kleiner aus.“
    „Ein tolles Ding“, murmelte Ulli überwältigt.
    Schon zweimal hatte das Flugzeug Schiffe überflogen, deren weißes Kielwasser deutlich zu sehen war.
    Jetzt kam aus der entgegengesetzten Richtung, aber beinahe in der gleichen Höhe, ein Jumbo. Als die beiden Maschinen aneinander vorbeiflogen, war es so, als würden sich zwei schwere Lastwagen auf der Landstraße begegnen. Jedenfalls hätte man die Geschwindigkeit des anderen Flugzeugs höchstens auf achtzig oder hundert Kilometer geschätzt.
    Eine Stunde später waren schließlich auch Peter und Ulli eingeschlafen. So in der Höhe der Azoren wachten sie noch einmal auf und dann wieder bei Neufundland. Kurz vor New York weckte sie die Stimme des Flugkapitäns dann endgültig.
    „Vor uns warten bereits zwölf andere Maschinen auf Landeerlaubnis“, gab Herr Westernhagen bekannt. „Wir kreisen im Augenblick über New Jersey. Auf der rechten Seite sehen Sie die Skyline von Manhattan mit dem Empire State Building. Der breite Silberstreifen im Gegenlicht ist der Hudson.“
    „Sieht’s nicht zum Fressen schön aus?“ fragte Ulli. Er und Peter hatten ihre Nasen jetzt wieder ganz dicht am Kabinenfenster.
    Als die Maschine dann gelandet war, kommandierte Apotheker Finkbeiner zuerst einmal: „Sechs Stunden zurück!“ Er meinte damit die Uhren. „Wir haben einen halben Tag gewonnen.“
    Anschließend ging es durch die Paß- und Zollkontrolle. Die Polizisten in ihren blauen Uniformen erinnerten an amerikanische Kriminalfilme. Nur daß sie in Wirklichkeit viel freundlicher waren. Aber das lag daran, daß sie in diesen Filmen ja immer gerade irgendwelche Verbrecher jagten.
    Im Augenblick waren sie nur ein wenig neugierig, ließen sich von den Fluggästen den Inhalt ihrer Koffer zeigen oder guckten in die Handtaschen der Damen. Ihre großen Pistolen baumelten dabei friedlich um ihre Hüften herum.
    „First time in the States?“ fragte ein schwarzer Zollbeamter, als Frau Finkbeiner an der Reihe war.
    Die Apothekersfrau lächelte höflich und bedauerte: „Nix Englisch, tut mir leid...“
    „My mother“, erklärte Peter. „Yes Sir, we are the first time in the States. We come directly from Berlin.“
    „Dann viel Vergnügen in Amerika“, meinte der Neger. „Ich bin gewesen drei Jahre Soldat in Berlin.“ Er lachte jetzt und zeigte dabei seine Zähne. „Kurfürstendamm, Zoo, Gedächtniskirche, Funkturm, Siegessäule, Olympiastadion, Eisbein, Berliner Weiße
    „...und Berliner Buletten.“ Jetzt lachte auch Frau Finkbeiner.
    „Berliner Buletten“, wiederholte der schwarze Zollbeamte grinsend. Anschließend machte er mit gelber Kreide auf die Koffer schnell ein paar Kreuze und sagte: „Okay, alles in Ordnung.“
    „Thank you, Sir“, bedankte sich Ulli, der als letzter an dem freundlichen Zollbeamten vorbeispazierte.
    „Das hätten wir also“, stellte Herr Wagner fest. „Aber wie geht’s weiter?“
    Die beiden Familien standen ein paar Minuten lang ziemlich verloren in der riesigen Halle und zwischen den vielen Menschen, die in allen Sprachen redeten. Lautsprecher gaben Landungen aus Mexiko und Rio de Janeiro bekannt, oder sie riefen Passagiere zu ihren Maschinen nach Washington und Honolulu.
    Und plötzlich war aus einem dieser vielen Lautsprecher eine Frauenstimme in deutscher Sprache zu hören: „Die Passagiere von Hapag-Lloyd bitte zur Station 21, dort wartet bereits der Bus, der Sie zum Hafen bringt. Achtung bitte, die Passagiere von Hapag-Lloyd!“
    „Porter please“, sagte Herr Finkbeiner zu einem Gepäckträger, der gerade vorbeikam. „Station 21, wenn Sie so freundlich wären.“
    „Station twentyone“, ergänzte Herr Wagner. Als Portier vom Hotel Kempinski sprach er
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