Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders
Autoren: Lynn Kurland
Vom Netzwerk:
ihn wahrscheinlich beruhigt und nach Hause geschickt. Dass er wieder an die Arbeit gegangen war, wagte sie gar nicht erst zu hoffen. Seufzend betrat sie den Teeladen, der den schönen Namen Tumult in der Teekanne trug und begrüßte die Besitzerin, Moonbat Murphy.
    Moons Lächeln wirkte gequält.
    Victoria blieb vor der Theke stehen. »Was ist los? Du hast doch nicht etwa auch Gespenster im Keller gesehen, oder?«
    Moon blickte sie nicht an. »Nein, Vic.« Sie füllte weiter Tee in kleine Hanfbeutelchen.
    Ob Moon wohl sauer war, weil es den Sommer über oben keine Vorstellungen gab?, überlegte Victoria. Machte sie sich Sorgen wegen des Geschäfts? Oder hatte sie eine schlechte Lieferung bekommen?
    Die meisten Gründe verwarf Victoria sofort wieder. Die Bühne oben war über den Sommer an ein Yoga-Studio vermietet worden, und die Miete für den Requisitenraum hatte Victoria schon für das ganze Jahr im Voraus bezahlt. Außerdem hatte sie die Bühne für den Herbst schon wieder reserviert. Das ging jetzt seit fünf Jahren schon so. Wenn Moon mit dieser Regelung nicht zufrieden wäre, dann hätte sie doch bestimmt den Mut gehabt, mit ihr zu reden.
    Victoria wollte schon nachfragen, besann sich dann jedoch eines Besseren und ging durch die Küche hinunter in den Keller.
    Vor dem Requisitenraum blieb sie stehen. An der Tür war mit Klebeband ein Zettel befestigt. Victoria nahm ihn ab und faltete ihn auseinander. Das Papier war offensichtlich handgeschöpftes Bütten. Aber das machte den Text darauf nicht besser.
    Vic,
    es tut mir leid, aber wir können das Theater oben nicht mehr weiter betreiben. Der Mann, der die Bühne diesen Sommer mietet, hat mir angeboten, den Laden zu übernehmen und oben ein Yoga-Studio zu eröffnen. Wenn der Preis stimmt, muss man einfach Ja sagen, oder? Ich wusste, dass du mich verstehst.
    Moon
    P.S. Kannst du deine Sachen bis Montag rausholen?
    Mr Yoga meint, deine Kostüme schaden seinem Chi.
    Victoria blickte fassungslos auf das Blatt Papier. Kein Wunder, dass Moon ihr nicht in die Augen blicken konnte. Scheinbar hatte sie vor, sich auf eine tropische Insel zurückzuziehen, wo sie in Frieden grünen Tee trinken und Yoga-Übungen machen konnte.
    Am liebsten hätte Victoria sie und das Geld, das sie ihr gegeben hatte, in ihre verdammte Yoga-Matte gewickelt und in den Hudson geworfen.
    Na ja, wer weiß, wozu es gut war. Vielleicht würde die Aufführung ein solcher Hit in England, dass man ihr dort eine Stelle anbot. Shakespeare hatte schließlich in London auch Erfolg gehabt; warum sollte es ihr nicht genauso gehen ? Wenn sie fertig gepackt hatte, würde sie darüber nachdenken.
    Wenn sie sich nämlich jetzt gleich intensiv damit beschäftigte, würde sie womöglich noch jemandem etwas antun.
    Sie steckte den Brief in die Tasche und schloss die Requisitenkammer auf. Eine Minute lang blickte sie sich um, und dann gab sie ein paar wenig damenhafte Kommentare über Kostümbildner im Allgemeinen und Gerard im Besonderen von sich. Sie würde alles selber packen müssen. Er hatte wirklich noch gar nichts gemacht. Wo waren diese tollen Männer bloß immer, wenn man sie brauchte?
    Sie krempelte die Ärmel hoch und machte sich an die Arbeit. Wenigstens war es nicht so schrecklich viel, weil der Großteil der Theaterausrüstung irgendwo eingelagert war. Es hätte schlimmer kommen können. Sicher, sie hätte jemanden aus ihrem Team um Hilfe bitten können. Aber es war das letzte freie Wochenende vor dem Abflug, und sie konnte sich die Ausreden schon vorstellen ...
    Es raschelte in den Kostümen.
    Victoria kniete gerade vor einer Kiste und räumte Schuhe ein. Stirnrunzelnd blickte sie auf. Ein Windstoß? Hatte sie zu laut geseufzt? Sie starrte auf die mittelalterlichen Kleidungsstücke auf dem Gestell vor ihr. Nun, im Moment bewegte sich gar nichts. Sie schnaubte. Entweder hatte sie sich zu viele Gespenstergeschichten angehört, oder der Schlafmangel machte sich langsam bemerkbar. Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Metallbügel schlugen klirrend aneinander. Wieder blickte Victoria abrupt auf. Woher mochte der Windstoß kommen?
    Aber hier regte sich kein Lüftchen.
    Einer der Umhänge bewegte sich jetzt aber tatsächlich.
    Von ganz allein.
    Victoria rieb sich die Augen, und dann blickte sie erneut hin.
    Jetzt konnte sie sehen, was den Umhang bewegt hatte.
    Ein Mann stand dort, ein Mann in einem mittelalterlichen Highland-Kostüm. Seine Haare waren beinahe so leuchtend rot wie ihre eigenen. Ein immens
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher