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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders
Autoren: Lynn Kurland
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Er hatte kurze Zeit im Schloss gelebt und war dann mit seiner Braut nach Amerika zurückgekehrt. Sein Anwesen hatte er unbewohnt zurückgelassen, aber er hatte sicherlich vor zurückzukommen.
    Und in weniger als vierzehn Tagen würde ein Sterblicher hierher kommen und die Burg beziehen. Ambrose lachte leise. Was würde Connor MacDougal wohl sagen, wenn er feststellte, dass er einen Gast hatte?
    Ambrose wagte nicht, es sich auszumalen.
    Und er vermied es außerdem, sich noch länger hier aufzuhalten. MacDougal hatte ihm schon mehrere finstere Blicke zugeworfen. Nicht dass Ambrose sich vor ihm fürchtete. Er und Connor hatten in der Vergangenheit schon manchen Händel ausgetragen, und er hatte sich stets wacker geschlagen. Leider war heute jedoch nicht der richtige Tag für solcherlei Vergnügungen. Am Ende würde ihm in der Hitze des Gefechts noch etwas über den bevorstehenden Besuch entschlüpfen, und dann wäre die ganze Überraschung ruiniert.
    Nein, er kümmerte sich jetzt besser um seine eigenen Angelegenheiten und überließ MacDougal seinen Pflichten.
    Er warf noch einen letzten amüsierten Blick auf die Männer, die sich beeilten, Connors Befehle auszuführen, dann drehte er sich um und ging den Weg hinunter, der vom Schloss zur Straße führte. Die Sonne sank gerade, und er genoss die Farben des Abends, während er zu einem kleinen Gasthof wanderte, der sich in einiger Entfernung zur geschäftigen Ortschaft an einen kleinen Hügel schmiegte.
    Ambrose betrachtete bewundernd das solide Gebäude mit den schweren Dachbalken und den bleigefassten Fenstern. Das Haus war von einem hübschen Garten umgeben, in dem die ersten Frühlingsblumen dufteten.
    Leider jedoch konnte er sie nicht riechen, denn seine Nase hatte ihren Dienst schon vor Jahren versagt.
    Vor einigen hundert Jahren, um genau zu sein.
    Allerdings war der Verlust des Geruchssinns nur ein geringer Preis für all das, was er in seinem Nachleben gewonnen hatte. Wer hätte je ahnen können, dass es so viel Vergnügen machen könnte, ein Gespenst zu sein?
    Natürlich war es auch anstrengend, aber daran konnte er nichts ändern. Wer sollte sich sonst um sein eigenes Wohlergehen kümmern? Er schritt durch den Garten, wobei sein Schottenrock ihm um die Knie schwang und sein Schwert ihm gegen den Oberschenkel schlug wie schon seit vierhundert Jahren. Manche Dinge änderten sich eben nie. Ein Highlander blieb ein Highlander, ganz gleich in welchem Jahrhundert.
    Er hatte den Eingang des Gasthauses beinahe erreicht, als die Tür aufflog und eine ältere Frau von freundlichem Wesen und stählerner Entschlusskraft heraussprang, einen Staubwedel in der Hand.
    »In meiner Stube gibt es keine widerlichen Krabbeltiere«, erklärte sie und schüttelte den Staubwedel aus. »Weg mit euch, ihr kleinen Plagegeister!«
    Dann blieb sie nachdenklich auf der Schwelle stehen und blickte sich misstrauisch um, als ob sie nach etwas anderem als nach Ungeziefer Ausschau hielte.
    Ambrose tat das Einzige, was ihm übrig blieb: Er versteckte sich hinter der Tür und wartete, bis Mrs Pruitt, die Wirtin, die während der Abwesenheit des Eigentümers das Gasthaus gepachtet hatte, rasch einen Blick über ihren Garten geworfen hatte und dann zögernd wieder ins Haus gegangen war.
    Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Natürlich konnte er die Vordertür benutzen. Das tat er oft. Schließlich unterlag das Gasthaus im Grunde seiner Führung; er konnte kommen und gehen, wann er wollte. Heute Abend jedoch würde er einen anderen Weg wählen ...
    Und er konnte nur hoffen, dass Mrs Pruitt von ihrem Tagwerk so müde war, dass die Küche heute Nacht leer war.
    Als alles still war, schlich er auf Zehenspitzen zur Rückseite des Hauses und spähte durch das Küchenfenster. Drinnen war alles dunkel. Er stieß einen erleichterten Seufzer aus, dann trat er ein, entzündete mit einem Schlenkern des Handgelenks die Kerzen und ließ mit einer weiteren nachlässigen Geste das Feuer in dem glänzend schwarzen Ofen aufflackern.
    Er zog sich einen Stuhl an den Ofen, schnipste mit den Fingern und holte einen Krug mit Ale aus der Luft, und dann lehnte er sich behaglich zurück und bereitete sich darauf vor, die erfreulichen Ereignisse zu überdenken, die ohne jeden Zweifel eintreten würden, wenn seine Enkelin - das war sie zumindest über mehrere Generationen hinweg - später in diesem Monat aus Amerika eintreffen würde. Sie war ein lebhaftes,
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