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Der Geist des großen Büffel

Der Geist des großen Büffel

Titel: Der Geist des großen Büffel
Autoren: Max Kruse
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Strecke vor uns“, erklärte er. „Zunächst müssen wir den Strom
der Krokodile überqueren. Wir können ihn heute abend erreichen. Danach kommen wir tiefer in die
Wildnis und in die Indianergebiete.“
    Wir
brachen bald auf. Häuptling Blinde Kuh ritt auf einem herrlichen Braunen mit
Namen Tatatita .
    Wir
durchquerten eine meilenweite Grasebene. In der Abenddämmerung sahen wir den
gelbschlammig dahinfließenden Strom der Krokodile vor uns.
    Durch
eine Laune der Natur hatte sich neben dem Fluß ein kleiner See gebildet, mit
einem flachen Ufer, im Halbrund stehenden Büschen und einer saftigen Wiese. Daß
hier vor uns schon Menschen gewesen waren, bewies ein aus ungehobelten Brettern
zusammengefügtes Floß. Es schwamm auf vier rostigen Petroleumfässern. Man hatte
es wohl zum Fischen benutzt. Uns schien es unnütz.
    Von
den gefährlichen, wenn auch trägen Tieren, denen der Fluß seinen Namen
verdankte, bekam ich keines zu sehen, doch Häuptling Blinde Kuh versicherte:
„Es gibt mehr als genug — freilich wagen sie sich selten auf das Land.“
    So
pflockten wir unsere Pferde an, machten Feuer, aßen und tranken. Die Nacht war
dunkel, wir hörten das leise Rauschen des Flusses, hie und da mal ein
Plätschern.
    Wir
fühlten uns vollkommen sicher. Ich dachte, daß selbst der Tödliche Colt mit dem
Großen Kojoten es nicht mit drei tapferen Männern und drei Gespenstern
aufnehmen konnte. Doch plötzlich hob Häuptling Blinde Kuh seinen Kopf... Im
gleichen Augenblick ertönte ein markerschütterndes Geschrei. Ein Pfeilregen um
uns herum — gleichzeitig tauchten hinter den Büschen Dutzende indianische
Krieger auf. Der Krach war barbarisch, ein Heulen und Kreischen, dazu das
Sirren der Pfeile... Aber meine Vorfahren blieben so ruhig auf ihren Plätzen,
als ginge sie das alles nichts an. Da folgte ich ihrem Beispiel.

    Häuptling
Blinde Kuh wollte sich nicht kampflos ergeben. Die Büchse lag bereits an seiner
Wange, da erblickten wir zwei Männer unter den Bäumen, und neben ihnen einen
struppigen Köter. „Der Große Kojote!“ stöhnte Onkel Rab .
In dem Trapper erkannte ich unseren verhaßten Tödlichen Colt. Sein Begleiter aber war ein alter Indianerhäuptling. Seine
langen Zöpfe waren grau und sein Gesicht verwittert. Häuptling Blinde Kuh stieß
einen Ruf des Erstaunens aus und ließ die Büchse sinken: „ Uffuff ...
Häuptling Kleiner Stier!“ Da wußte ich, daß er nicht auf den Vater seiner angebeteten
Zitternden Feder schießen würde.
    Gleich
darauf lagen wir alle gefesselt neben dem Feuer.
    Man
behandelte uns nicht gerade liebevoll. Die Schnüre um die Handgelenke
schmerzten und schnitten mir das Blut ab. Wir sahen aus wie verschnürte Pakete.
Aber als genieße er sogar das, paffte Onkel Berni ruhig seine Pfeife und
blickte belustigt aus seinen Bernhardineraugen.
    Die
Indianer tanzten um uns herum, indem sie ihre Speere schwenkten und die Schilde
aneinanderstießen.
    Drei
von uns, Häuptling Blinde Kuh, Onkel Rab und ich,
hatten das zweifelhafte Vergnügen, unflätig beschimpft zu werden.
    Häuptling
Kleiner Stier stand mit verschränkten Armen und breitbeinig vor meinem Freunde.
    „Du
zappelnde Kröte“, zischte er höhnisch. „Höre: Lieber würde Häuptling Kleiner
Stier seine Tochter Zitternde Feder in die ewigen Jagdgründe schicken, als sie
die Squaw eines hüpfenden Frosches werden zu lassen. Ja, ich hatte beschlossen,
sie eher zu töten, aber nun wirst du ins Reich der Schatten geschickt und aus
ihren Gedanken verschwinden wie eine Pfütze, die von der Sonne getrocknet
wurde.“ Häuptling Blinde Kuh würdigte ihn keines Blickes.
    Vor
mir spielte sich der Tödliche Colt wie ein betrunkener Fuhrknecht auf. Er
fuchtelte mit seinem Schießeisen vor meiner Nase herum: „Da draußen“, er
deutete mit der Mündung seines Colts auf den dunklen See, „da draußen erwartet
man Sie schon als Abendmahlzeit.“ Und als habe er sie herbeigerufen erblickte
ich im schlammigen Wasser nun die geweiteten Nasenlöcher und hervorquellenden
Augen der Krokodile.
    Der
Tödliche Colt schrie: „Ihre Kiste mit den Nuggets des verdammten Indianers ist
mir jetzt sicher. Diesmal hatten Sie keine Gelegenheit, eines Ihrer albernen
Tiere hineinzumogeln . Sie liegen ja alle hier...“ Er
beugte sich vor und flüsterte sehr leise: „Der Schatz, Mister, wagen Sie nicht
von ihm zu sprechen, oder ich drücke Ihnen gleich eigenhändig die Gurgel zu.“
Da wußte ich, daß er ihn für sich behalten wollte. Seine
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