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Der Geist des großen Büffel

Der Geist des großen Büffel

Titel: Der Geist des großen Büffel
Autoren: Max Kruse
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spielen, wenn die Männer wieder auf dem
Feld arbeiten, dann findet Häuptling Großer Büffel endlich vollkommenen
Frieden, dann öffnet sich für ihn das Tor zu den ewigen Jagdgründen. So stand
es auf dem Lederamulett, das ich von Mr. Pinch erhielt. Es heißt: ein Truthahn wird ihn erlösen. Der Truthahn ist ein heiliges
Tier der Indianer...“
    „Tante Turkie ist doch ein Truthahn, Mylord !“
    „Eine
Truthenne, Cookie!“
    Da
schüttelte Tante Turkie ihren Hals und rief: „Wer
bildet sich immer noch ein, ein Hahn wäre besser als eine Henne?“
    „Niemand“,
antwortete ich. „Sag uns lieber, ob wir auf dem richtigen Weg sind?“
    „Wohin?“
    „Zu
meiner Fotokiste, in der dich der Tödliche Colt als vermeintlichen Goldschatz
weggeschleppt hat.“
    „Immer
geradeaus“, erklärte Tante Turkie .
    „Also
hü!“ Cookie ließ die Zügel auf Pfefferkorns Rücken klatschen. Sofort schlug die
Stute eine schnellere Gangart ein.
    Der
erste Reisetag verlief im übrigen ohne besondere Ereignisse.
    Je
höher die Sonne stieg, desto heißer wurde es, und ich begann daran zu zweifeln,
ob mein schwarzer Frack mit dem steifen Hemd das richtige Kleidungsstück für
die Prärie war. Doch wenigstens das Hemd, genauso undurchdringlich für Pfeile
und Gewehrkugeln wie Held Siegfrieds Drachenhaut, war mir vollkommen
unentbehrlich.
    Gegen
Mittag machten wir auf einer Hügelkuppe Rast. Wir nahmen einen kleinen Imbiß zu uns. Ich zog mein Fernrohr aus der Hülle und
suchte den Horizont nach verdächtigen Gestalten ab.

    Onkel
Berni, Tante Turkie und Onkel Rab äugten und lauschten ebenfalls in die Weite: „Denn es sollte mich sehr wundern,
wenn uns der Tödliche Colt nicht auf den Fersen wäre“, gab Onkel Berni unserer
Überzeugung Ausdruck, während Onkel Rab flüsterte:
„Der Tödliche Colt... und der Große Kojote!“
    Ich
vermochte aber nichts zu entdecken: „Dabei wäre es mir sogar lieb, wenn die
beiden uns auf den Fersen wären. Dann könnten sie nämlich nicht unterwegs zum
Pueblo, zum Schatz des Häuptlings sein. Wären sie dies, mit dem schwarzen
Mustang...“
    „Ein
wundervolles Pferd“, schwärmte Onkel Rab . „Wir müssen
es dem Farmer zurückgeben, dem es — nicht ganz ohne meine Schuld — gestohlen
wurde!“
    „Ja,
auch das ist eine unserer vielen Aufgaben. Mit diesem rassigen Tier können sie
viel schneller im Tal der wachsenden Schatten und der rauschenden Flüsse sein
als wir mit dem Wagen. Solange sie jedoch hinter uns herjagen, sind sie nicht
dorthin unterwegs.“
    „Vollkommen
klar, Mylord “, brummte Cookie.
    Ich
drängte zum Aufbruch.
    Während
der Fahrt waren meine Vorfahren in allerbester Laune. Sogar Tante Turkie war sich nicht zu fein, in unseren Western-Song
einzustimmen, den wir nun leicht abwandelten:
     
    „Fährt
ein Wagen über Land,
    wird
gelenkt von starker Hand.
    Fährt
dahin von Ost nach West,
    ist
ein Vogel ohne Nest.
    Nirgends
Heimat, nirgends Ruh,
    Hü,
mein Pferd... blamblamblamblu .
    Fährt
dahin von West nach Ost
    und
erwartet nirgends Post.“
     
    „Aber
Mister Pinch in Seabridge 13 wird sehnsüchtig auf Post von uns warten: ob wir seine Enkelin Blossom noch nicht gefunden haben“, brummte Onkel Berni.
    „Schließlich
war das sein Preis für die Schatzkarte... Ein billiger Preis“, murmelte ich.
„Und Cookie trägt das Amulett mit dem Vogelköpfchen ständig bei sich, ohne es
jemals zu zeigen. Dabei ist es unser einziges Erkennungszeichen.“
    Wir
beschlossen, uns ernsthafter auf die Suche nach Blossom zu machen, dem kleinen Mädchen, das seine Heimat mit Spielleuten und
Schaustellern verlassen hatte.
    Die
Sonne neigte sich gegen den westlichen Horizont. Das Tal verengte sich. Höher
wurden die Wände zu beiden Seiten — ein ungemütlicher Ort, wie geschaffen als
Mausefalle.
    „Hätten
Mylord nicht auf die verflixte leere Fotokiste verzichten können?“ fragte
Cookie beunruhigt.
    „Nein,
diese Spezialkiste brauche ich. Die Ersatzkiste von den Millers ist für eine
längere Fahrt ungeeignet, sie ist nicht fest genug, und nichts paßt richtig
hinein.“
    „Aber
Gespenster“, kicherte Tante Turkie .
    Es
begann zu dämmern, als Tante Turkie uns anwies, nach
links ins Gebüsch zu fahren. Hier? Cookie lenkte Pfefferkorn ins Dickicht, Holz
knackte — dann befanden wir uns auf einer kleinen Lichtung.
    Da
lag sie, meine Kiste, neben einer ausgebrannten Feuerstelle. Der Deckel war
aufgeschlagen. Und an ihm war etwas Weißes befestigt. „Ein Zettel!“ Cookie riß
das
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