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Der Geist des großen Büffel

Der Geist des großen Büffel

Titel: Der Geist des großen Büffel
Autoren: Max Kruse
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Papier ab: „Eine Botschaft? Aber es ist schon zu dunkel, um sie zu
entziffern.“
    „Wozu
auch“, antwortete ich. „Was kann uns der Tödliche Colt schon mitteilen? Er wird
uns drohen. Nun, gedulden wir uns, bis das Feuer brennt.“

Ein Wiedersehen
     
    Onkel Rab , der Pferdenarr, schirrte Pfefferkorn ab.
    Onkel
Berni und Tante Turkie sammelten trockenes Reisig,
und bald prasselten die Flammen. Nun war die Botschaft des Tödlichen Colts
leicht zu lesen. In fürchterlicher Handschrift versicherte er mir, daß wir alle
bald am höchsten Baum des Westens hängen würden, sollten wir noch einmal
versuchen, ihn zu betrügen. Meine Kiste, die richtige, in der er Gold-Nuggets 14 vermutete, wollte er haben, und den Schatz — zu
dem ihm allerdings die vergilbte Karte auch ohne mich den Weg zu weisen
vermochte.
    Über
seine Drohungen machte ich mir keine Gedanken. Ich schlürfte meinen Tee und
zündete mir eine Pfeife an. Dann packte ich die Kisten um. Ich leerte die Millersche Ersatzkiste und verstaute mein Stativ, den
Fotoapparat, die lichtempfindlichen Platten, die zerbrechliche Mattscheibe, die
Objektive, die Entwicklerschalen und die Entwicklerflaschen, das Fixiersalz und
alles andere wieder in meine stabile Reisekiste mit den Haltevorrichtungen und
Zwischenfächern.
    Dann
baute ich zum ersten Male probeweise etwas auf, worauf ich sehr stolz war. Ich
hatte mir von dem geschickten Sattlermeister meiner Heimatstadt Seabridge aus schwarzer Leinwand ein kleines, ganz
schwarzes und völlig undurchlässiges Zelt anfertigen lassen, das mittels dünner
Rohre aufgestellt werden konnte: eine transportable Dunkelkammer, sicher die
einzige der Welt.
    Zu
gerne hätte ich all meine Aufnahmen aus Western-Town jetzt gleich entwickelt.
Doch dazu braucht man Ruhe und Geduld. Beides hatte ich noch nicht. Ich legte
das Zelt daher wieder zusammen und verstaute es.
    Während
der Abendmahlzeit ließen wir wohl nicht die Vorsicht walten, die hierorts immer
angebracht ist — plötzlich sah ich einen Mann, der ein Gewehr in den Händen
hielt. Nun ja — zu spät! Gelassen kaute ich meinen Kürbis und schluckte den
saftigen Brei hinunter. Cookie schmatzte hörbar. Warum nur blieben meine
Vorfahren so ruhig?
    Da
sagte eine wohltönende Stimme: „Mein weißer Bruder ist unvorsichtig!“

    „Häuptling
Blinde Kuh!“ rief ich erfreut und sprang auf, um unserem Patienten, den wir auf
der Fliegenden Wolke gesund gepflegt hatten, die Freundeshand zu drücken.
    Er
setzte sich zu uns. Sein kräftiger Oberkörper war mit einem Lederhemd
bekleidet, das reich mit Perlen bestickt war, die im Feuer blitzten. Seine
Beine steckten in Leggins, deren geflochtene Fransen über die weichen Mokassins
fielen. Sein schwarzes, reiches Haar schmückte eine Adlerfeder. Am schönsten
aber war sein Gesicht mit den scharf hervortretenden Backenknochen. Es war
vollkommen unbemalt — und ich glaubte, Wehmut wie einen Schleier über seinen
Augen liegen zu sehen. Nach einer langen Weile, die wir alle schweigend
verbracht hatten, öffnete Häuptling Blinde Kuh sein Hemd über der Brust und
reichte mir ein kleines Stück Leder. „Ich denke, mein weißer Bruder wird sich
hierüber freuen“, sagte er ruhig. Ich unterdrückte einen Ruf des Erstaunens. Es
war die Schatzkarte — und zwar die richtige, nicht meine geänderte
Nachzeichnung.
    Der
Häuptling lächelte: „Es war nicht schwer, sie dem Tödlichen Colt abzujagen. Ich
folgte dem Schuft und dem stinkenden Kojoten bis hierher, wo er die Kiste
öffnete... Und da, mein weißer Bruder möge mir verzeihen, da hätte ich mich
fast verraten, denn ich konnte mein Lachen nur schwer unterdrücken, als Squaw
Truthahnschnabel herausstieg, angekleidet mit dem Ballettrock, und wie der
Tödliche Colt und sein Genosse vor Wut aufschrien. Zu gerne würde ich meinen
Kindern und Kindeskindern einmal davon berichten!“ Und während er das sagte,
und eigentlich in der Erinnerung lachen wollte, fiel ein Schatten über sein
Gesicht, und er setzte hinzu: „So ich jemals welche habe.“
    Wir
alle hörten dem Häuptling aufmerksam zu. Und Tante Turkies Augen funkelten vor Vergnügen. Ich mußte selbst lächeln. Häuptling Blinde Kuh
fuhr fort: „Ich wartete, bis der Lump seinen Revolver auf Squaw
Truthahnschnabel leergeschossen hatte, ohne sie zu verletzen. Dann flog sie
davon. Der Gauner warf sich blitzschnell auf den Mustang, um ihr zu folgen. Ihr wißt , was dann geschah — er setzte die Farm in
Brand!“
    „Das
war gut so“,
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