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Der gefesselte Proemetheus

Titel: Der gefesselte Proemetheus
Autoren: Aischylos
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wagengleich,
    Ferntreffende Bogen ihren Schultern umgehängt;
    Nicht nah dich ihnen, sondern scheu den Fuß gewandt
    Zum meerumrauschten Klippenstrand, durcheil ihr Land.
    Landein zur Linken wohnen dann die Chalyber,
    Die Eisenschmiede; hüte dich vor ihnen, sie
    Sind wild und roh; kein Fremdling kehrt zu ihnen ein.
    Und weiter kommst du an des Hybristes wilde Flut;
    Geh nicht hinüber, denn er bietet keine Furt,
    Bevor du Kaukasus' höchsten Gipfel siehst und dort
    Ankommst, wo brausend aus des Felsens dunkler Schlucht
    Der Strom hervorstürzt. Diese sterngenahten Höhn
    Dann überschreitend, mußt du mittagswärts den Weg
    Hinuntersteigen, wo du der Amazonen Volk,
    Die männerfeindlichen, triffst, die Themiskyra einst
    Bewohnen werden beim Thermodon, wo im Meer
    Die salmydessische Klippenbai die Schiffenden
    Ungastlich aufnimmt, allem Schiff stiefmütterlich;
    Sie werden selbst dir freundlich zeigen deinen Weg;
    Zum kimmrischen Isthmos dicht am engen Tor des Sees
    Gelangst du so; getrosten Mutes mögest du
    Den Ort verlassen, durch Maiotis' Sund zu gehn;
    Dort soll den Menschen großes Zeugnis immerdar
    Von deiner Wandrung bleiben, Bosporos der Sund
    Nach dir genannt sein. Scheidend aus Europas Flur,
    Kommst du zum Festland Asia. – Wahrlich, scheinet euch
    Nicht aller Orten dieser Fürst der Götter gleich
    Grausam? Denn weil, ein Gott, er diese Sterbliche
    Umarmen wollte, gab er solcher Qual sie preis.
    Dir, armes Mädchen, ward ein arger Bräutigam;
    Denn sieh, die Kunde, welche du bis jetzt gehört,
    Mag kaum ein Vorspiel dir erscheinen deines Grams.
    IO.
    Weh mir! weh mir!
    PROMETHEUS.
    Du jammerst laut und weinest! Was gar wirst du tun,
    Wenn du die andern Leiden alle noch erfährst!
    CHOR.
    So willst du mehr noch kund ihr tun von ihrem Leid?
    PROMETHEUS.
    Ein sturmgepeitschtes, ödes Meer graunhafter Qual!
    IO.
    Was soll das Dasein mir noch? Warum stürz ich nicht
    Mich schnell von diesem jähen Felsgeländ hinab,
    Daß ich zerschmettert drunten los sei aller Qual?
    Denn besser wäre so mit einemmal der Tod,
    Als aller Tage dulden meine Qual und Not!
    PROMETHEUS.
    Dir müßte trostlos mein Geschick zu tragen sein,
    Dem auch der Tod nicht vom Verhängnis ward gegönnt;
    Es wäre das doch noch Erlösung meiner Qual;
    Nun aber tagt kein Ende mir zu keiner Zeit,
    Es stürze Zeus denn selbst hinab von seinem Thron.
    IO.
    Geschieht es je? Sprich, stürzet Zeus von seinen Höhn?
    PROMETHEUS.
    Froh, glaub ich, wärst du, sähst du selbst einst seinen Sturz!
    IO.
    Wie könnt ich anders, ich, die von Zeus Verstoßene?
    PROMETHEUS.
    Daß dies in Wahrheit so geschehen wird, glaub es mir.
    IO.
    Wer wird der Herrschaft Zepter ihm entreißen, sprich?
    PROMETHEUS.
    Er selbst sich selbst durch seines Rats Leichtsinnigkeit.
    IO.
    Auf welche Weise? Sag es mir, wenn du es kannst!
    PROMETHEUS.
    Ein Ehebündnis schließt er, das ihn wird gereun.
    IO.
    Mit einer Göttin, einem Weib? Sprich, so du kannst!
    PROMETHEUS.
    Was fragst du? Noch darf's nicht geoffenbaret sein!
    IO.
    Und ist's die Gattin, die ihn vom Throne stürzen wird?
    PROMETHEUS.
    Sie zeugt ein Knäblein, mächtiger als der Vater selbst.
    IO.
    Wird keine Rettung ihm vor diesem Lose sein?
    PROMETHEUS.
    Nein, keine, ich sei meiner Banden denn erlöst!
    IO.
    Wer aber wird dich lösen wider Zeus' Gebot?
    PROMETHEUS.
    Von deinem Schoß wird stammen, der es enden muß.
    IO.
    Wie sagst du, mein Kind wird dich deiner Qual befrein?
    PROMETHEUS.
    Dein Enkel nach zehn Gliedern selbst das dritte Glied.
    IO.
    Noch wird mir nicht verständlich, was du prophezeist.
    PROMETHEUS.
    Auch forsche nun nicht weiter deinem Leide nach.
    IO.
    Was du dem Wunsche botest, nimm es nicht zurück!
    PROMETHEUS.
    Zwiefacher Kunde sei denn eine dir gewährt.
    IO.
    Sag an die beiden und vergönne mir die Wahl.
    PROMETHEUS.
    So sei es; wähle, ob ich dir dein ferneres Leid
    Soll offenbaren oder, wer mich lösen wird.
    IO.
    Das eine wolle diesen, mir das andere
    Gewähren, nicht mißgönne deines Wortes uns!
    CHOR.
    So sage dieser ihrer Irrsal weitren Weg,
    Mir aber, wer dich rette; danach sehn ich mich.
    PROMETHEUS.
    Da ihr es wünschet, will ich nicht entgegen sein,
    Zu offenbaren alles, was ihr gern vernehmt.
    Erst dir denn, Io, deinen vielverwirrten Weg,
    Und zeichne treu ihn auf im Täflein deines Sinns.
    Sobald der zwei Festlande Grenzstrom hinter dir,
    Zum morgenflammenden, sonnenbahnumkreisten Ost
    (Geh deines Weges weiter durch der Phryger Land,
    Durchs Tal von Teutras, über Lydiens
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