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Der gefesselte Proemetheus

Titel: Der gefesselte Proemetheus
Autoren: Aischylos
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Arbeit Richter ist, du weißt es, streng!
    HEPHAISTOS.
    Dein Mund, er lärmt, wie's würdig deines Riesenleibs!
    KRATOS.
    Sei du ein Weichling, aber meinen Eigensinn
    Und meines Zornes Härte mach mir nicht zur Schuld!
    HEPHAISTOS.
    So laß uns gehn; fest liegt um ihn das Eisennetz.
    KRATOS.
    Hier trotz und frevle, hier entwend den Göttern ihr
    Kleinod und bring es deinen Tagesmenschen! Wie
    Vermögen sie dir auszuschöpfen deine Qual?
    Falsch heißt Prometheus du der Vorbedächtige
    Den Göttern; selbst bedurftest du des Vorbedachts,
    Mit welcher Wendung du dich entwändest diesem Netz.
     
    Kratos, Bia und Hephaistos ab.
     
    PROMETHEUS
an der Höhe des Felsens angeschmiedet.
    O heilger Äther! Schnellbeschwingter Windeshauch!
    Ihr Stromesquellen! Du im Wellenspiel der See
    Unzählges Lachen! Erde, Allgebärerin!
    Du allesschauend Sonnenaug, euch ruf ich an!
    Seht her, was ich von Göttern dulden muß, ein Gott.
     
    Seht her auf mich, wie in Schmach, wie in Qual,
    Wie erniedriget ich Jahrtausende hier
    Abhärmen mich soll. Und das hat mir
    Der Unsterblichen neuer Gebieter erdacht,
    Mir Ketten und Schmach.
    Weh! weh! Um das Jetzt, um der Zukunft Qual
    Wehklag ich umsonst! Wann wird jemals
    Mir der Mühsal Ende sich zeigen!
     
    Und doch, was sag ich? Klar im voraus weiß ich ja
    All meine Zukunft; nimmer unerwartet naht
    Mir jede Trübsal; mein Verhängnis muß ich dann,
    So leicht ich kann, ertragen, im Bewußtsein, daß
    Die Gewalt des Schicksals ewig unbezwinglich ist.
    Und doch, verschweigen mein Geschick, verschweigen nicht,
    Unmöglich ist mir beides. Weil den Menschen ich
    Heil brachte, darum trag ich qualvoll dieses Joch.
    Im Ferulstabe glimmend, stahl ich ja des Lichts
    Verstohlnen Urquell, der ein Lehrer aller Kunst
    Den Menschen wurde, alles Lebens großer Hort.
    Und diese Strafen büß ich jetzt für meine Schuld,
    In Ketten angeschmiedet hoch in freier Luft!
     
    Horch! wehe!
    Weh! welch Geräusch, welcher Duft weht mir zu, fremd, gestaltlos?
    Von den Ewigen, von den Sterblichen, oder beiden?
    Naheten gar sich zu dem fernen Geklüft
    Neugierge meines Leides? Oder wozu sonst?
    So seht gefesselt mich, den unglückselgen Gott,
    Mich, Zeus' Abscheu, mich verfeindeten Feind
    Der unsterblichen Götter zumal, soviel
    Eingehn in des Zeus goldleuchtenden Saal,
    Weil zuviel Lieb ich den Menschen gehegt!
    Weh mir! Aufs neu tönt her das Geschwirr
    Wie von Vögeln der Wildnis; es flüstert die Luft
    Von der Fittiche leis hinschwebendem Schlag!
    Was naht, mir naht es zum Grausen!
     
    Auf geflügeltem Wagen schweben die Okeaniden vor dem Felsen des Prometheus auf und ab und singen im abwechselnden Chorlied.
     
    Erste Strophe
     
    CHOR.
    Du fürchte nichts; freundlichen Sinns ist unsre Schar wechselgeschwinden Flügelschlags diesem Geländ
    Eilig genaht; sobald ich
    Des Vaters Herz endlich erweicht, trugen mich her die geschwinden Lüfte.
    Des Hammers weithallender Schlag durchdrang der Meergrotte Gemach, er scheuchte mir
    Scheuen die blöde Scham fort;
    Schuhlos in geflügeltem Wagen kam ich.
    PROMETHEUS.
    Weh! weh!
    Ihr, Tethys' Kinder, der kindreichen,
    Ihr Töchter des rings um die Welt sein Meer
    Schlaflos hinströmenden Okeanos,
    Seht, Mädchen, mich an, o schauet empor,
    Wie gefesselt ich hier, wie mit Ketten beschwert
    Ich am Felsengestad, am zerrißnen Geklüft
    Unbeneidete Wacht muß dulden.
     
    Erste Gegenstrophe
     
    CHOR.
    Prometheus, ich seh's! In Entsetzen trübt der vorbrechenden Träne Nebel dichtfallend den Blick,
    Daß ich dich also sehn muß
    Qualvoll dahinwelken am Fels unter der Last diamantener Banden;
    Ach, neue Herrn sind im Olymp am Ruder jetzt, neuem Gesetz gemäß regiert
    Ohne Gesetze Zeus jetzt;
    Das früher Gewaltige, jetzt vertilgt er's.
    PROMETHEUS.
    Hätt unter die Erd in des Hades Reich,
    In des totenbehausenden Tartaros Nacht
    Er hinab mich gestürzt, unlösbar hart
    Mich in Ketten zu fahn, daß nimmer ein Gott
    Noch ein anderer je mein lachte zum Spott!
    Doch ein Spielzeug jetzt hier den Lüften erduld
    Ich den Feinden ergötzliches Elend.
     
    Zweite Strophe
     
    CHOR.
    Oh, wer der Götter hegte solch verhärtet Herz, sich des zu erfreun!
    Wer fühlte nicht mit deinem Leid
    Mitleid? Nur Zeus nicht, der in Erbittrung fort und fort,
    In nimmer gebeugtem Übermut
    Uranos' göttlich Geschlecht knechtet!
    Nimmer ruht der, es ermüd ihm das Herze denn, oder entrissen ihm
    Würde mit List die verhaßte Gewalt einst.
    PROMETHEUS.
    Mein, mein noch einst, ob in
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