Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der gefesselte Proemetheus

Titel: Der gefesselte Proemetheus
Autoren: Aischylos
Vom Netzwerk:
schmählichsten – oder wähnest du,
    Den neuen Göttern zittert ich und beugt ich mich?
    Dran fehlet viel und alles! Du nun aber magst
    Desselben Weges, den du kamst, heimeilen; denn
    Von jenem allen, was du fragst, erfährst du nichts!
    HERMES.
    Du weißt, mit diesem Eigensinn hast du dich einst
    In diesen Port gelotset deiner bittren Qual!
    PROMETHEUS.
    Mit deinem Frondienst möcht ich dies mein Jammerlos,
    Daß du es weißest, nimmermehr vertauschen; nein,
    Mir ist es süßer, diesem Fels fronbar zu sein
    Denn so dem Vater Zeus ein Bote treu und fein!
    So muß getrotzt sein gegen euch Alltrotzende!
    HERMES.
    Behaglich scheint es dir in deinem Los zu sein!
    PROMETHEUS.
    Behaglich? So behaglich möcht ich allzumal
    All meine Feinde sehn! Du selbst gehörst dazu!
    HERMES.
    So wirfst du mir auch Schuld an deinem Leide vor?
    PROMETHEUS.
    Mit einem Wort, ganz haß ich all und jeden Gott,
    So viele froh selbst wider Recht so bös mir tun!
    HERMES.
    Wohl seh ich, wie du an schwerer Geistzerrüttung krankst.
    PROMETHEUS.
    Ja, krank, wenn Krankheit seine Feinde hassen heißt!
    HERMES.
    Du wärest nicht zu ertragen, wenn's dir wohl erging'!
    PROMETHEUS.
    Ach!
    HERMES.
    Diesen Laut hat Zeus von dir sonst nicht gekannt!
    PROMETHEUS.
    Die Zeit, sie lernt und lehret alternd alles Ding!
    HERMES.
    Du aber hast noch nicht verständig sein gelernt!
    PROMETHEUS.
    Sonst hätt ich dir, dem Götterknecht, kein Wort gegönnt!
    HERMES.
    Es scheint, du willst nicht sagen, was dir Zeus gebeut?
    PROMETHEUS.
    Wohl gar ein Schuldner soll ich vergelten seine Lieb?
    HERMES.
    Als wär ich ein Kind, so höhnst du mein mit deinem Spott!
    PROMETHEUS.
    Und bist du ein Kind nicht, und beschränkter als ein Kind,
    Dir einzubilden, daß von mir du's hören wirst?
    's ist keine Marter, keine List, mit der mich Zeus
    Bewegen könnte, das zu offenbaren ihm,
    Es sei zuvor denn dieser Fesseln Schmach gelöst!
    Darum so fahre nieder sein blitzzuckender Strahl,
    Im weißgeflügelten Schneegestöber, im donnernden
    Erdbeben schwindle, stürze das All rings wild gemischt,
    Er soll mich doch nicht beugen, je ihm kundzutun,
    Wer ihn hinab einst stürzt von seinem Königtum!
    HERMES.
    Bedenk, ob dies dir je zum Heil gereichen kann!
    PROMETHEUS.
    Längst schon bedacht und festbeschlossen hab ich so!
    HERMES.
    So wag es, Unglückselger, wag es endlich doch,
    Des eignen Elends Fülle ganz zu überschaun!
    PROMETHEUS.
    Du machst mir Ekel mit der Worte leerem Schwall!
    Das komme niemals dir in den Sinn, daß ich in Angst
    Um Zeus' Belieben weibisch feig gebärden mich,
    Anflehen könnte jenen Allhaßwürdigen
    Mit weiberhaftem, armemporgehobnem Flehn,
    Zu befrein mich dieser Banden! Nun und nimmermehr!
    HERMES.
    Zu sprechen schein ich viel vergeblich und umsonst;
    Denn dich besänftigt, denn dich rühret nimmermehr
    Mein Flehn; den Zügel gleich dem junggezäumten Roß
    Zerknirschend, reißend bäumst du wild dich noch im Joch.
    Und doch – mit der Ohnmacht Stolz berühmst, betäubst du dich!
    Denn Eigensinn kann ohn Verständigkeit und Maß
    Für sich allein niemandes Meister sein im Streit.
    Bedenke, wenn du meinen Worten nicht gehorchst,
    Welch ein Orkan dich, welcher Qualen Brandung dich
    Fluchtlos zerschmettert. Denn es wird dies Felsgeklüft
    Mit seinen Donnern, mit des Wetterstrahles Keil
    Des Vaters Zorn zerreißen, deinen eignen Leib
    Versenken, rings umschlossen von des Gesteines Arm.
    Wenn dann der Zeiten weites Maß vollendet ist,
    So kommst du aufwärts an das Licht; es wird dir dann
    Zeus' flügelwilder, mächtger Aar in heißer Gier
    Zerfleischen deines Leibes großes Trümmerfeld,
    Wird Gast dir ungeladen, Gast den langen Tag,
    Ausweiden deiner schwarzbenagten Leber Rest.
    Und dieser Mühsal Heil erwart dir nimmermehr,
    Es erscheine dir als deiner Qual Vertreter denn
    Ein Gott, bereit, hinabzusteigen in die Nacht
    Des Hades, ins grabdunkle Reich des Tartaros!
    Demnach bedenk dich; denn erdichtet keineswegs
    Ist diese Drohung, sondern nur zu ernst gemeint.
    Denn Lügen reden, das versteht Zeus' heilger Mund
    Nicht, sondern all sein Wort erfüllt er; aber du
    Betracht es, überleg es dir und halte nicht
    Den Eigensinn mehr besser als Besonnenheit! –
    CHOR.
    Uns scheinet Hermes wahrlich kein unzeitig Wort
    Zu sagen; denn er riet dir an, den Eigensinn
    Zu lassen, dich zu wenden zur Besonnenheit;
    Folg ihm, denn unrecht handeln ist den Weisen Schmach.
    PROMETHEUS.
    Was zuvor ich bereits längst wußte, das tatst
    Du als Bote mir kund! Von dem Feinde der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher