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Der gefesselte Proemetheus

Titel: Der gefesselte Proemetheus
Autoren: Aischylos
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Feind
    Solch Leid zu empfahn, das entehrt niemals!
    So fahr auf mich zweischneidig des Zorns
    Haarsträubender Blitz denn herab, und die Luft,
    Sie zerreiße vom Krachen des Donners, vom Krampf
    Des empörten Orkans, und die Erde zerwühl
    In den Tiefen, empor von den Wurzeln, der Sturm;
    Es vermische gepeitscht in verwilderter Wut
    Sich die heulende See mit der schweigenden Bahn
    Der Gestirne; hinab in die ewige Nacht,
    In den Tartaros stürze zerschmettert der Leib
    Mit des Schicksals reißendem Strudel hinab –
    Doch töten kann er mich nimmer!
    HERMES.
    Wie der Geist, wie das Wort sich verkehrt, wenn ein Wahn
    Die Gedanken verstört, das zeiget sich hier.
    Was bleibet ihm fremd denn des Wahnsinns noch?
    Und trifft es ihn jetzt, wie vergäß er der Wut?
    Doch ihr, die ihr tief sein qualvoll Los
    Mitfühlt und beweint, geht, Mädchen, hinweg
    Aus diesem Bereich, flieht ferne, damit
    Das Bewußtsein euch nicht schwinde, betäubt
    Vom unendlichen Krachen des Donners!
    CHORFÜHRERIN.
    Find besseren Rat und ermahne mich so,
    Wie ich folgen dir kann; denn es ist in der Tat
    Unerträglich der Rat, der verführen mich soll!
    Wie gebietest du mir, mich der Schande zu weihn?
    Nein, dulden mit ihm will ich sein Los;
    Denn ich habe Verräter zu hassen gelernt,
    Und ich weiß kein Gift,
    Mir mehr denn dieses verächtlich!
    HERMES.
    Wohl denn; was ich jetzt euch sage, bedenkt!
    Wenn der lärmenden Jagd ihr des Jammers erliegt,
    Klagt euer Geschick nicht an, sagt nie,
    Euch habe so Zeus unerwartet hinab
    Ins Verderben gestürzt; denn wissentlich seid,
    Nicht eilig verlockt, nicht heimlich umgarnt,
    Ins unendliche Netz des Verhängnisses jetzt
    Ihr verstrickt durch eure Verblendung! –
     
    Hermes ab; mächtiges Tosen in der Luft; Erdbeben.
     
    PROMETHEUS.
    Schon wird es zur Tat, kein nichtiges Wort!
    Es erbebet die Erd,
    Und es zuckt und es zischt wild, Blitz auf Blitz,
    Sein Flammengeschoß, aufwirbeln den Staub
    Windstöße; daher rast allseits Sturm,
    Wie im Taumel gejagt; ineinander gestürzt
    Mit des Aufruhrs Wut, mit Orkanes Geheul,
    Ineinander gepeitscht, stürzt Himmel und Meer! –
    Und solch ein Gericht, es umtost, es umschlingt
    Mich, von Zeus mir gesandt, mich zu schrecken mit Graun! –
    O heilige Mutter, o Äther, des all-
    Heilspendenden Lichts allheilige Bahn,
    Seht, welch Unrecht ich erdulde! –
     
    Prometheus' Felsen verschlingt ein Abgrund.
     
     
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