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Der gefesselte Proemetheus

Titel: Der gefesselte Proemetheus
Autoren: Aischylos
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Wiesenaun,
    Zur waldumkränzten Bergeshöh Kilikias.
    Zwei Ströme gießen ihre Wasser dort hinab
    In Aphrodites weizenreiche Niederung;
    An ihren Ufern geh entlang. Dann hüte dich,
    Daß dich der Hundeköpfigen, der Einaugigen,
    Der Brustbeaugten grinsend Volk nicht schrecken mag.)
    Dann fern und ferner unermüdet deines Wegs,
    Durchschreit des kühlen Meeres Brandung, bis du kommst
    Zu den gorgoneischen Feldern von Kisthene, wo
    Die drei Phorkiden wohnen, schwangestaltige
    Vergreiste Jungfraun, angetan mit einem Aug
    Und einem Zahne, die des Helios Strahlenblick
    Niemals erreicht hat noch des Mondes nächtig Aug;
    Drauf ihre Schwestern, jene drei geflügelten
    Gorgonen, schlangenhaarig, menschenhaßgetränkt,
    Vor deren Anblick jedem stirbt des Lebens Hauch.
    Dies hab ich so dir ausgeführt zum eignen Heil;
    Doch höre weiter deine traurige Pilgerschaft.
    Sei wohl vor Zeus' scharfzahnigen, stummen Hunden dann,
    Den Greifen, achtsam und dem roßgewandten Volk
    Einäugiger Arimaspen, welche weithinaus
    Am stillen Goldstrom hausen bei Plutons Gestad;
    Vermeide sie. Drauf wirst du fern im fernsten Land
    Zu einem schwarzen Volke kommen, das am Quell
    Der Sonne wohnet, längs dem Aithiopenstrom;
    An seinen Ufern schreite fort, bis daß du nahst
    Dem Felsendurchbruch, wo von Byblos' Bergen her
    Der Nil hinabgießt seines Stromes fruchtbare Flut;
    Der wird den Weg dir weisen ins dreieckte Land
    Neilotis, wo ein neues Heimatland du fern,
    Io, für dich und deine Kinder finden wirst. –
    Scheint schwankend dir, schwer aufzufinden irgend was,
    So wiederhol mir's und vernimm es deutlicher;
    Denn reichre Muße hab ich, als ich wünschen mag!
    CHOR.
    Wenn du ihr weitres, oder was du noch verschwiegst,
    Von ihrer mühsalreichen Fahrt zu sagen hast,
    So sag's; doch hast du alles angeführt, so tu
    Auch uns nach unsrer Bitte und vergiß es nicht!
    PROMETHEUS.
    All ihrer Irrsal Ende hat sie nun gehört;
    Doch daß sie sehn mag, wie sie mich nicht nutzlos gehört,
    So will ich sagen, was sie, eh sie hergelangt,
    Ertrug, um Zeugnis so zu stellen meinem Wort;
    Doch laß ich jener Kunde größren Teil hinweg
    Und wende mich zum Ziele deines Schweifens selbst.
    Denn als du ankamst auf Molossas Ebene
    Und bei Dodonas rückensteilem Bergeshang,
    Wo Zeus Thesprotos' Tempel und Orakelort
    Und der redenden Eichen vielbestauntes Wunder ist,
    Von denen deutlich, alles Rätsels unverhüllt,
    Du selbst begrüßet wurdest, Zeus' vielselge Braut
    Dereinst zu werden – lächelst du? du freuest dich? –,
    Damals, von Wahnsinn aufgestachelt, flohst du wild
    Den Weg am Strand hin bis zu Rheas weiter Bucht,
    Von der hinweg du stürmtest rückgewandten Laufs.
    In aller Zukunft wird der Busen dieses Meers
    Geheißen sein der Ionische – merkt es euch genau –
    Zu deiner Fahrt Gedächtnis bei den Sterblichen.
    Das sei ein Zeichen meines Sehergeistes dir,
    Daß ich zu sehn mehr als das Offenbare weiß. –
    Vom weitern hört jetzt beide, du und ihr, Bescheid,
    Einbiegend so zu meines Wortes ernstem Gleis,
    's ist eine Stadt Kanobos fern am Uferland,
    Dicht bei des Niles Mündung und erhöhtem Deich,
    Dort gibt dir Zeus des Geistes ganze Kraft zurück,
    Berührend dich, liebkosend dich mit linder Hand;
    Dort wirst du den schwarzen Epaphos gebären, der,
    Nach Zeus' geheimer Kraft genannt, die ihn gezeugt,
    Soweit der flurentränkende Nil fließt, ernten wird.
    Nach ihm das fünfte, fünfzigkinderblühende
    Geschlecht, es wird ungern gen Argos fliehn zu See,
    Die fünfzig Jungfraun, vor der Blutverwandten Eh
    Der Vettern flüchtig, die, von Liebesglut entflammt,
    Gleich Falken wild nachsetzen der Tauben scheuem Flug
    Und dieser Hochzeit böse Jagd sich selbst zum Gram
    Erjagen; ihres Leibes hütet sie ein Gott.
    Aufnimmt sie Pelasgia, wenn die nachtverstohlne List
    Des mädchenkühnen Kampfes überwunden hat;
    Denn jede bringt ums Leben ihren Bräutigam,
    Im heißen Blute kühlend ihr zweischneidig Schwert.
    So möge Kypris meinen Feinden blutig nahn!
    Indes der Jungfraun eine rührt der Liebe Pfeil,
    Den Schlaf des Lieblings nicht zu morden; gramerweicht
    Läßt sie's und wählt von zweien Wegen dies Vergehn,
    Ehr schwach genannt zu werden als blutschuldbefleckt.
    Sie ist's, die Argos' Königsstamm gebären wird;
    Viel Worte würd es brauchen, klar dies darzutun;
    Doch diesem Stamm entsprießen wird ein kühner Held,
    Der Held des Bogens, der mich selbst aus dieser Qual
    Wird retten; meine urgeborne Mutter hat,
    Titanis Themis, dies Orakel mir
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