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Der gefesselte Proemetheus

Titel: Der gefesselte Proemetheus
Autoren: Aischylos
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genug sein, daß ich dies dir nur gesagt.
    IO.
    Dann aber weiter: meiner Irrfahrt Ende, sprich,
    Wann wird es jemals nahn mir Unglückseligen?
    PROMETHEUS.
    Daß du es nicht weißt, frommt dir mehr, als daß du weißt.
    IO.
    Verbirg mir nicht mehr, was ich doch ertragen muß.
    PROMETHEUS.
    Ich, glaub es mir, mißgönne dir nicht diese Gunst.
    IO.
    Was säumst du dennoch, alles das mir kundzutun?
    PROMETHEUS.
    Mißdeut es nicht; dein Herz zu betrüben säum ich gern.
    IO.
    Nicht sorge du mein weiter, als mir selbst erwünscht.
    PROMETHEUS.
    Weil du es wünschest, muß ich sprechen; höre denn.
    CHOR.
    Noch nicht! Des Wunsches gönnet mir auch einen Teil;
    Zuvor erfahren laß mich dieses Mädchens Leid,
    So daß sie selbst nennt ihr verderbenreich Geschick
    Und dann von dir hört ihrer Mühsal andren Teil.
    PROMETHEUS.
    Recht wär es, Io, daß du ihnen schon zulieb
    Dies tust, die dann auch deines Vaters Schwestern sind.
    Und da zu klagen, auszuweinen seinen Gram,
    Wo man des Mitleids Träne von den Hörenden
    Sich darf erwarten, das ist wohl des Weilens wert.
    IO.
    Auch weiß ich nicht, warum ich euch es weigern soll;
    In klaren Worten sollt ihr alles, was ihr wünscht,
    Vernehmen. Freilich auch zu sagen schäm ich mich,
    Von wannen dieses gottverhängte Wetter mir,
    Der einstgen Schönheit grauser Tausch mir Armen kam.
    Denn immer schwebten nächtige Traumgestalten still
    Herein in meine Kammer und liebkosten mich
    Mit leisen Worten: »O du vielglückselge Maid,
    Was bleibst du jetzt noch Mädchen, da dir werden kann
    Die höchste Brautschaft? Zeus erglüht in Liebe dir
    Vom Pfeil der Sehnsucht; nach der Kypris süßem Kampf
    Verlangt's ihn; du, Kind, weise von dir nicht den Kuß
    Kronions; geh nun nach der tiefen Wiesenau,
    Gen Lerna, nach des Vaters Herden und Gehöft,
    Daß seiner Sehnsucht ruhn des Gottes Auge mag.«
    Und solche Träume kamen mir Vieltraurigen
    In allen Nächten, bis dem Vater ich zuletzt
    Zu sagen wagte meine Träume, meinen Gram.
    Der sandte nun gen Pytho, gen Dodonas Wald
    Vielfache Frage, zu erkunden, was er tun,
    Was sagen müßte, das die Götter gerne sähn.
    Bald kamen seine Boten mit vieldeutigen,
    Mit unerklärlich rätselhaften Sprüchen heim;
    Dann aber endlich kam an Inachos ein Spruch,
    Der unverkennbar uns gebot und anbefahl,
    Mich auszustoßen aus dem Haus, dem Vaterland,
    Verstoßen fern zu schweifen bis zum Saum der Welt;
    Und wollt er nicht, glutzückend fahre dann des Zeus
    Blitzstrahl herab, all sein Geschlecht hinwegzutun.
    Von diesen Sprüchen so belehrt des Loxias,
    Stieß er mich von sich, schloß des Vaterhauses Tor
    Mir Zögernden zögernd; doch es zwang allmächtig ja
    Ihn wider Willen Zeus' Gebot zu solchem Tun.
    Und alsobald war Leib und Seele mir verkehrt;
    Die Stirn, ihr seht es, stiergehörnt, endlos gequält
    Vom Stich der Bremse, irren Sprungs, wahnsinnverwirrt,
    So floh ich rastlos gen Kechreias klarem Quell,
    Zum Hügel Lerna. Und ein Riesenhirte kam,
    Der erdgeborne, wilde Argos hinter mir,
    Zahllosen Auges spähend, hütend meine Spur;
    Doch unerwartet, eines schnellen Todes Raub
    Sank hin der Leib des Riesen. Wahnsinnaufgepeitscht
    Jagt nun der Göttin Geißel mich von Land zu Land. –
    Du hast vernommen, wie's geschehn; doch so du weißt,
    Was mein noch wartet, sag es mir, versüße nicht
    Mitleidig mir mit falschem Wort, was doch mich trifft.
    Denn kluggewandte Worte sind das schlimmste Gift.
     
    CHOR.
    O laß! o laß! halt ein! wehe!
    Nimmer, nimmer drang, so ins Ohr mir drang
    Noch nie fremdes Klagewort,
    Nie mir so unerträgliche, so unsägliche
    Marter und Qualen und Angst mit zweischneidger Wunde
    Eiskalt ins tiefste Herz!
    Weh, Moira, Moira!
    Ein Graun faßt mich, Ios Qual zu schauen!
    PROMETHEUS.
    Du klagst im voraus, dich erfüllt Bekümmernis;
    Halt ein, bis du vernommen, was noch übrig ist.
    CHOR.
    Sprich, sag ihr alles; allen Kranken ist es Trost,
    Was übrig noch des Leides, klar vorauszusehn.
    PROMETHEUS.
    Was ihr vorher euch wünschtet, habt ihr leicht von mir
    Erreicht; denn hören wolltet ihr zunächst sie selbst
    Von ihrer Trübsal sprechen, ihrer Seele Gram.
    Nun aber höret, welche Leiden weiter noch
    Das arme Mägdlein dulden muß von Heras Zorn;
    Du aber, Kind des Inachos, schließ treu ins Herz
    Mein Wort, damit du wissest deines Weges Ziel.
    Zuerst von hier aus mußt du wenden deinen Fuß
    Gen Sonnenaufgang, über ungepflügt Gefild.
    Du kommst zu Skythenhorden, die in geflochtenen
    Korbhütten wohnen hoch auf Rädern,
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