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Der gefesselte Proemetheus

Titel: Der gefesselte Proemetheus
Autoren: Aischylos
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Schmach und Qual straft und die Qual nie mildern wird.
    CHOR.
    Und auch ein Ziel nicht dieses Leides siehst du je?
    PROMETHEUS.
    Kein andres jemals, als wenn es ihm gefallen wird.
    CHOR.
    Gefallen, wie? Ist Hoffnung? Siehst du nicht, du hast
    Gefrevelt; wie gefrevelt, das zu sagen ist
    Mir keine Freude, Kummer dir; so laß ich's gern;
    Nur find Erlösung irgend dir von dieser Qual!
    PROMETHEUS.
    Leicht ist's, wenn fern dem Leide weilt der eigne Fuß,
    Zu warnen, besten Rat zu weihn dem Leidenden;
    Das alles aber sah ich selbst in meinem Sinn.
    Gern, gern gefrevelt hab ich, gern – ich leugn es nicht –
    Zum Heil der Menschheit dieses Leid mir selbst erzeugt.
    Doch glaubt ich
das
nicht, unter solcher Strafe Last
    Dahinzuschmachten hoch an luftger Felsenstirn,
    Verbannt in dies einsame nachbarlose Land.
    Darum beklagt mir meine jetzigen Schmerzen nicht;
    Kommt, steigt hernieder, höret mein zukünftig Los,
    Auf daß ihr einseht, wie es sich alles fügen muß.
    Tut's mir zuliebe, tut es, teilt mein Leid mit mir,
    Jetzt Mühbeladnem! Denn in gleicher Weise schweift
    Und sucht die Trübsal andre heim zu andrer Zeit.
     
    Während des folgenden steigen die Okeaniden hinab auf den felsigen Boden.
     
    CHOR.
    Nicht unfolgsam dem, was du gewünscht,
    Sind wir, Prometheus;
    Mit behendem Fuße verlaß ich den leicht
    Hinschwebenden Sitz, der ätherischen Flur
    Luftpfade der Vögel; das rauhe Gestein
    Fühlt wohl mein Fuß – doch all dein Leid
    Von dir zu vernehmen verlangt mich.
     
    Okeanos erscheint auf einem Flügelroß reitend.
     
    OKEANOS.
    Von weither komm ich gefahren zu dir,
    Prometheus, endlich am endlichen Ziel,
    Das mein flugkundiger Vogel, gelenkt
    Von dem eigenen Sinn, ohn Zügel sich fand.
    Dein Schicksal, wiß es, bemitleid ich,
    Denn Verwandtschaft wohl kann, denk ich, dazu
    Mich nötigen schon; zum Geschlecht kommt noch,
    Daß ich niemand weiß, auf welchen ich mehr
    Hielte denn auf dich.
    Sehn wirst du, wie wahr das gesprochen, wie fern
    Leer freundlich Geschwätz mir sei. Auf denn,
    Und bezeichne, wie mit dir wirken ich kann;
    Denn du sollst mir gestehn, vor Okeanos sei
    In der Welt kein Freund dir bewährter!
     
    PROMETHEUS.
    Ha, sieh! Was ist denn? Kamst denn
du
auch, meinen Schmerz
    Dir anzuschauen? Wie gewannst du's über dich,
    Von deinem gleichgenannten Strom, vom Felsenbau
    Der stillen Grotte fern zum eisenzeugenden
    Berghang zu fahren? Oder kamst du, eignen Augs
    Mein Los zu sehen, mitzufühlen meine Qual?
    Sieh dieses Schauspiel, ich, Kronions Freund und Rat,
    Der seiner Herrschaft mächtgen Thron ich mitgebaut,
    Mit welchem Elend ich von ihm belastet bin!
    OKEANOS.
    Ich seh's, Prometheus, und ich will den besten Rat
    Ans Herz dir legen, bist du selbst schon vielgewandt.
    Erkenn dich selbst; gestalte neu zu neuer Art
    Dich um, denn neu ist auch der Götter Fürst und Herr.
    Doch wenn du so wilde, zorngeschärfte Reden noch
    Ausstößest, leicht vernähme Zeus dich, höher selbst
    Noch thronend, so daß deines jetzgen Ungemachs
    Gesamte Mühsal Kinderspiel noch möchte sein.
    Nein, laß, du Armer, ab vom Trotze deines Zorns,
    Und nur Errettung suche dir von dieser Not. –
    Wie alte Weisheit scheinet dir mein Wort vielleicht;
    Und doch, Prometheus, für des allzustolzen Sinns
    Zu stolze Red ist aller Zeiten dies der Lohn.
    Du, nimmer dich bescheidend, weichst selbst nicht dem Schmerz
    Und wirst dem jetzigen neuen noch vereinigen.
    Doch wenn du mir und meinem Rate folgen willst,
    So löcke wider den Stachel nicht mehr; denn du siehst,
    Daß jetzt ein strenger Herrscher unumschränkt gebeut.
    So geh ich selbst denn zu ihm und versuche, dich,
    Wenn ich's vermag, zu retten noch aus deiner Qual;
    Du bleibe ruhig und enthalt des Trotzes dich
    Ganz. Oder weißest du, vor allen Weiser, nicht,
    Daß deines Trotzens eitler Lärm den Stab dir bricht?
    PROMETHEUS.
    Beneidenswerter, daß du frei bist aller Schuld,
    Da du doch alles mit mir wagtest und begingst.
    Jetzt aber laß nur, laß es unbekümmert gehn,
    Du bewegst ihn doch nicht; unerbittlich kennst du ihn.
    Hab acht, daß nicht schon dieser Weg dir Schaden bringt.
    OKEANOS.
    Viel beßre Lehre weißt du jedem andern denn
    Dir selbst; die Tat, nicht Worte überzeugen mich.
    Doch meinen Eifer hältst du nimmermehr zurück;
    Ich hoffe, ja ich hoffe, mir zuliebe wird
    Zeus leicht gewähren, dich zu befrein von deiner Not.
    PROMETHEUS.
    Das werd ich dir hochpreisen jetzt und alle Zeit,
    Denn alles besten Willens hast du gnug; jedoch
    Laß deine Müh,
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