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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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ausrüsteten.«
    »Wie kamt Ihr an das Schiff?«
    »Ich kenne einen Händler, welcher Waren vertreibt, an die er auf nicht gänzlich ehrliche Weise gekommen ist. Sein Name ist Stipvuv, und er wohnt in der Stadt Kalwm. Er schoss das Geld für das Schiff vor und kaufte es der Regierung in seinem eigenen Namen ab, darauf vertrauend, dass mein Herr es ihm mit Gewinn vergelten würde. Wir schufteten Tag und Nacht, um es reisetauglich zu machen, und stachen nur etwas mehr als einen Tag nach Euch in See.«
    »Ihr vergaßt, Ballast aufzunehmen; deshalb kentertet Ihr auch.«
    »Ja; genauso wie Ihr vergaßt, das Eingangstor des Turmes zu verriegeln, um uns den Zugang zu versperren.«
    »Es gab keinen Riegel. Warum sandte die kalwmianische Regierung kein Schiff hinter uns her?«
    »Das weiß ich nicht mit Bestimmtheit. Aber Stipvuv versicherte, der Phathvum hätte den Heshvavu überzeugt, dass ihr Terraner und der Ketzer, nun, da ihr aus dem Reiche entschwunden wäret, für Kalwm ohnehin so gut wie tot wäret und dass es töricht wäre, Gold für eine aussichtslose Verfolgung zu verschwenden. Wann bekommen wir Nahrung und Wasser?«
    »Fragt den Kapitän.« Mjipa humpelte davon, um sich wieder an die Reling zu lehnen und blaue Rauchwölkchen in den Ostwind zu paffen. Die Khaldonier erweichten den Kapitän schließlich, ihnen einen Laib Brot und einen Krug Wasser an einer Leine herunterzulassen.
    Mjipa fragte: »Kapitän Farrá, wie sehen Eure Pläne jetzt aus? Wollt Ihr mit dieser Takelung nach Majbur segeln?«
    »Nein; das würde eine Fünfnacht oder mehr dauern, und dafür haben wir nicht ausreichend Proviant. Es geht schneller, wenn wir vor Fossanderan vor Anker gehen, einen Baum fällen und einen neuen Mast bauen. Wenn ich mich nicht irre, hatte ich in dem alten schon einen Riss entdeckt, aber mein Astrologe versicherte mir, er würde noch eine weitere Reise überstehen. Zumindest hat Bandur mein Gebet erhört, die Yur zu zerschmettern.
    Ich werde jedoch diese Schurken nicht weiter als bis Fossanderan schleppen. Wenn wir in eine Flaute geraten, fressen sie unsere Nahrungsvorräte auf, und wir verhungern, noch ehe wir unseren Heimathafen gesichtet haben.«
    »Fürchtet Ihr Euch nicht vor den geschwänzten Männern von Fossanderan? Sie sind sehr unzivilisiert.«
    »Mich deuchte, ich hätte gehört, sie wären von irgendeinem Terraner befriedet worden.«
    »Stimmt. Dieser Terraner war ich. Nachdem sie jahrelang ständig Opfer von Sklavenjägern gewesen waren, fingen sie an, jeden Fremden, der bei ihnen landete, zu töten und aufzufressen. Die Schwierigkeit liegt darin, ihnen den Unterschied zwischen Sklavenjägern und ehrlichen Kaufleuten begreiflich zu machen.«
    »Sklavenhändler sind ehrliche Kaufleute!« ereiferte sich der Kapitän. »Etwas anderes zu behaupten, wäre ein grobes und unsinniges Vorurteil. Sie sind mindestens genauso ehrbar wie andere Kaufleute, es sei denn, sie verkaufen Euch einen kränklichen Sklaven als gesund.«
    Mjipa wandte sich ab. Der Gedanke, dass Sklaverei ein schreiendes Unrecht war, hatte auf Krishna noch keine große Verbreitung erlangt. Er existierte lediglich als Theorie einiger radikaler Philosophen, die nur wenige Krishnaner gehört hatten und die von noch weniger Krishnanern ernst genommen wurde. Obwohl Mjipa ein ebenso heftiger Gegner der Sklaverei war wie jeder andere Terraner, hielt er es nicht für ratsam, seine Anschauungen den Krishnanern aufzuzwingen. Er fand, dass die tagtägliche Verrichtung seiner Pflichten als Konsul wahrlich schon genug Risiken und Probleme mit sich brachte, als dass er unbedingt noch weitere ohne Not hätte schaffen sollen.
    Als Mjipa in die Kabine kam, fand er Alicia und Isayin schon in ihren Kojen liegend. Er streckte sich gerade auf seiner eigenen aus (oder vielmehr, er versuchte es, denn sie war ein paar Zentimeter kürzer als er), als er ein schniefendes Geräusch von Alicias Koje hörte. Nach einer Weile sagte eine leise Stimme: »Percy?«
    »Ja?«
    »Es tut mir leid, dass ich wieder so garstig zu dir war. Ich weiß auch nicht, warum ich immer solche schlimmen Dinge zu dir sage. Du bist ein viel besserer Mensch als ich. Gegen dich bin ich nur eine unmoralische Opportunistin.«
    »Ach, vergiß es!«
    »Ich kann’s nicht. Ich – ich möchte es gern wiedergutmachen – das heißt, wenn du mich willst …«
    »Mit dem Professor nebenan in der Koje? Wer von uns beiden spinnt jetzt wohl? Außerdem sind wir jetzt eh bald zu Hause. Also, mach die Augen zu und
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