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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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»Habt Ihr vor, uns zu töten, wenn wir erst einmal entwaffnet sind?«
    Mjipa wartete schweigend und geduldig, bis auch der letzte endlich seine Waffe über den Rand des Floßes ins Wasser geworfen hatte. Dann warf er das Tau, das einer der Khaldonier auffing und am Floß befestigte. Das Besansegel der Tarvezid wurde gehisst, und das Schiff gewann wieder Fahrt. Infolge ihrer verminderten Segelfläche und der zusätzlichen Schlepplast, die das Floß darstellte, bewegte sie sich nur träge vorwärts.
    Mjipa sagte: »Kapitän, auf die Gefahr hin, meinen Ruf als Wichtigtuer zu festigen, der überall seine Nase hineinsteckt, schlage ich vor, dass Ihr zwei Matrosen mit Piken auf dem Achterdeck postiert, die das Floß im Auge behalten. Wenn es nahe genug herankommt, könnten die Halunken sonst womöglich in Versuchung kommen, an Bord zu klettern und über uns herzufallen.«
    »Ohe! Für einen Terraner und eine Landratte«, rief der Kapitän, »seid Ihr doch nicht gänzlich ohne Verstand!« Wenig später bezogen die Matrosen Posten, wie Mjipa es vorgeschlagen hatte.
    Als Mjipa in die Kabine kam, traf er auf einen Isayin, der darüber barmte, dass das Wasser seine Notizen über den Fisch ruiniert hatte, und eine Alicia, der die Streitlust nur so aus den Augen blitzte.
    »Mein Gott, begreifst du denn niemals?« begrüßte sie ihn freundlich. »Selbst ein Regenwurm kann lernen; aber wenn dich erst einer deiner idiotischen Anfälle von Mannesehre gepackt hat, dann stirbst du eher, als dass du deinen Grips einschaltest, dessen Vorhandensein ich freilich langsam ernsthaft zu bezweifeln beginne. Und das schlimmste ist, dass du dabei nicht nur deinen eigenen Hals riskierst, sondern meinen gleich mit. Jeder, der ein bisschen was von Psychologie versteht, kann sehen, dass dieser Verar ein absoluter Fanatiker ist, was den Gehorsam gegenüber seinem König betrifft. Der Typ wird alles daran setzen, dich umzubringen, egal ob er dabei selbst drauf geht oder nicht.
    Diese Bastarde sind sowieso nur dazu geboren worden, eines Tages am Galgen zu enden. Was macht es dann, wenn man das Datum ein bisschen vorverlegt? Was würden die wohl mit dir anstellen, wenn du an ihrer Stelle wärst? Für einen erwachsenen Mann hast du verdammt viel Dummejungen-Allüren …«
    Nachdem Mjipa sich diese Tirade ein paar Minuten lang schweigend angehört hatte, platzte ihm der Kragen, und er blaffte: »Jetzt halt endlich deine Klappe, du blutrünstige Gifthexe!« Er stapfte aus der Kabine und verbrachte den Rest des Tages damit, mürrisch an der Reling zu lehnen, die Wellen und die Khaldonier auf dem Floß zu betrachten und sich an der rubinroten, goldenen und smaragdenen Pracht des krishnanischen Sonnenuntergangs zu erfreuen.
    Als Roqir sich dem Horizont näherte, gesellte sich der Konsul zu den zwei Seemännern, die auf dem Achterdeck Wache schoben. Die zwölf Schiffbrüchigen kauerten armselig auf ihrem schaukelnden Floß und starrten muffig zu ihm herauf. Er rief: »Meister Verar!«
    »Ja?« rief einer der zwölf. »Was wollt Ihr?« »Ich will, dass Ihr mir ein paar Fragen beantwortet.« »Warum sollte ich, Ihr unverschämter Wicht?« »Weil ich sonst dieses Tau hier kappe.« Mjipa legte die Schneide seines Dolches an das Schlepptau, das um die Reling geschlungen war. Sofort erhoben die anderen Khaldonier wütendes Protestgeschrei und bedrängten ihren Anführer, sie nicht in den sicheren Tod zu schicken. »Also gut, fragt!« knurrte Verar. »Wer sind die Männer, die ihr bei Euch habt?« »Der da und der da und jener dort sind die letzten, die übrig geblieben sind von denen, die ich aus Mejvorosh mitbrachte. Die anderen sind Einheimische, größtenteils frühere Sunqar-Piraten, die der Säuberungsaktion des Phathvum entgingen. Wir waren doppelt so viele, aber die anderen ertranken, als das Schiff kenterte.«
    »Wo ist der Rest Eurer Bande?«
    »Einige starben bei dem Kampf im Turm; einige waren zu schwer verwundet, um zu reisen; andere wurden von Vuzhovs Gendarmen festgenommen, ’s war ein grausamer, gnadenloser Schlag, den Ihr meinen armen Männern versetztet, wie man es von einem niederträchtigen Fremdling auch nicht anders erwarten kann.«
    »Wo sind Kuimaj und seine Mutawbkianer?« fragte Mjipa.
    »Ich vermute, die meisten sind entweder tot oder schmachten in Vuzhovs Kerkern. Einer, der auch ertrunken ist, schloss sich mir an. Über den Rest vermag ich nichts zu sagen. Wir sahen sie nicht, als wir das Schiff kauften und für diese Reise
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