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Der geduldige Tod (German Edition)

Der geduldige Tod (German Edition)

Titel: Der geduldige Tod (German Edition)
Autoren: Helke Böttger
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kooperieren.«
    Beide Frauen lächelten.
    »Ich hoffe, Sie bleiben auf unserer Insel, ich hatte mich gerade an Sie gewöhnt.« Lucia Hernandez zog herausfordernd eine Augenbraue nach oben.
    Victoria verzog scheinbar schmollend den Mund. »Dabei habe ich ständig das Gefühl, dass Sie mich nicht ausstehen können.«
    »Das ist mein besonderer Charme. Ich prüfe die Leute immer erst, ob sie mich aushalten, damit später niemand enttäuscht ist.«
    Jetzt schmunzelte Victoria. »Es war eine harte Prüfung.«
    »Ich weiß. Aber letztlich bin ich froh, dass Sie hier gelandet sind. Wenn jemand einen solchen Angriff überlebt, wie Sie es geschafft haben – zweimal sogar –, dann gibt mir das Mut, dass mein Job vielleicht doch einen Sinn hat. Und wenn ich schon Hehler und Diebe meistens wieder auf freien Fuß setzen muss, weiß ich durch Sie, dass es Schlimmeres gibt und meine Arbeit unter Umständen sinnvoll sein kann. Es ist seltsam, man kümmert sich in dem Job immer nur um die Täter, aber nie um die Opfer. Es ist gut, dass das mal anders ist.« Die Kommissarin erhob sich. »Wenn Sie wieder fit sind, sollten Sie mehr ausgehen und noch ein wenig die Insel kennenlernen. Sie ist wirklich schön. Ich kenne ein sehr gutes Restaurant in den Bergen.«
    »Das Weinrestaurant, in dessen Besitzer Sie verliebt sind?« Das war Victoria nur so herausgerutscht, aber die Kommissarin runzelte überrascht die Stirn.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe Sie an einem Abend dort mit ihm flirten sehen.«
    Die Polizistin lachte. »Ich muss wohl wirklich in diesen Mann verliebt sein, dass ich Sie nicht bemerkt habe. Vielleicht haben Sie ja mal Lust zu kommen.«
    »Gerne.«
    Die Kommissarin reichte Victoria die Hand. »Und vielen Dank für Ihre Mitarbeit. Ich weiß, dass es Ihnen nicht leicht gefallen ist, aber Sie sind eine sehr starke Frau. Deshalb habe ich auch nicht geglaubt, dass Sie sich umbringen wollten.«
    »Ronald hat die Milch mit Tabletten versetzt.«
    »Das hat das Labor schon berichtet.«
    »Man hat mir gesagt, dass Sie mich gefunden hätten?«
    »Ja. Ich konnte nicht schlafen nach dem missglückten Abend. Ich wusste, dass Sie unser Misserfolg auch sehr mitgenommen haben musste, deshalb bin ich zu Ihnen gefahren. Als ich vor der Tür stand, habe ich ein merkwürdiges Geräusch gehört und Ihre Vermieterin geweckt, damit sie mir die Tür öffnet. Dann fand ich Sie. Ich dachte zuerst tatsächlich, Sie hätten Selbstmord verübt, aber dann kamen mir Zweifel.«
    »Danke.«
    »Kein Problem. Also, wir sehen uns. Dann ohne Killer im Nacken.«
    Victoria nickte. »Gerne.«
    Die Kommissarin ging zur Tür. Bevor sie sie hinter sich schloss, drehte sie sich noch einmal zu Victoria um. »Morgen wird Francisco bestattet. Vor meiner Tochter müssen Sie keine Angst mehr haben. Ich habe ihr die Leviten gelesen.«
    Victoria nickte dankbar. Dann klappte die Tür zu.
     
    Bereits am nächsten Morgen wurde Victoria entlassen. Außer ein paar blauen Flecken, Schrammen, Kratzern und kleinen Schnitten hatte sie keine weiteren Verletzungen davongetragen. Die Würgemale am Hals konnte sie mit einem Tuch verstecken.
    Als sie zu Hause ankam, wurde sie lauthals von Señora Rodriguez begrüßt. »Hola! Señorita, hola! ¿Como estas? Sind Sie gesund? Alles gut?«
    »Ja, alles in Ordnung, vielen Dank. Mir geht es gut.«
    »Große Sorge!« Sie griff sich ans Herz. »Was machen Sie? Nicht sterben wollen! Leben ist schön!« Sie griff Victoria am Arm und zog sie an sich, um sie zu drücken.
    Vorsichtig löste sich Victoria von ihr und lächelte. »Ich habe nichts gemacht, ich weiß, das Leben ist schön.« Sie wusste nicht, ob es Zweck hatte, der alten Frau alles zu erklären, aber sie versuchte es trotzdem. Die Vermieterin hörte aufmerksam zu, warf hin und wieder ein paar kaum verständliche Fragen ein, die die Deutsche beantwortete, so gut es ging. Dann sagte sie: »Moment«, und verschwand im Haus. Nur einen Augenblick kam sie wieder zum Vorschein, ein kleines, braunes Fellbündel im Arm.
    »Gato, für Sie.« Sie reichte Victoria das Tier. »Sie nun nicht mehr allein. Katze ist gut.«
    Victoria streichelte über das weiche Fell. Vielleicht war das gar keine schlechte Idee. Und wenn sie so freiheitsliebend war wie vor ihr Gafas, würde sie sowieso kein Problem darstellen.
    »Danke.«
    Victoria wollte sich abwenden, doch dann fiel ihr noch etwas ein. »Sie sollten den Garten besser pflegen, es könnten sonst Mörder und Diebe hereinkommen.«
    »Mörder und
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