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Der Fürst der Skorpione

Der Fürst der Skorpione

Titel: Der Fürst der Skorpione
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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ein Intro oder ein Traum gedreht. Das musste es gewesen sein: Intro oder Traum. Als Tabea nach Hause kam, ging sie still in ihr Zimmer und schloss die Tür ab. Björn akzeptierte das mittlerweile als Zeichen, dass sie allein gelassen werden wollte, deshalb stellte er ihr wieder einmal das Abendessen vor die Tür. Tabea beschloss, niemandem etwas von dem zu erzählen, was sie gesehen hatte. Sie hörte auf herumzuschnüffeln und zwei Wochen lang passierte überhaupt nichts. Nur ihre Berichte an die Jugendkommission hielt sie jetzt völlig neutral. Sie wollte nicht, dass jemand auf den Gedanken kam, ihre Beziehung zu Björn sei zu schlecht oder zu gut. Dann wurde Björn wieder einberufen.
    Er konnte es zuerst kaum glauben. Aber das Intro fühlte sich so echt an, dass er per Telefon zurückrief. Er fragte, ob dieser Gestellungsbefehl ernst gemeint war. Der Kamerad am Telefon fragte zurück, ob er etwa ein offizielles Schreiben der Armee anzweifeln wolle. Er verneinte das. Dann sei es ja gut, bekam er zur Antwort. Er solle nur dem Befehl Folge leisten. Dann wurde das Gespräch beendet. Björn wusste nicht, wofür ihn die Armee noch gebrauchen konnte. Natürlich nicht für die Käfertruppe, als Zombie wäre er dort ja nur eine Last gewesen. Aber das war ein Problem, über das er sich keine Gedanken machen sollte, genauso wenig wie über die Frage, was aus Tabea werden würde, wenn er in den aktiven Dienst zurückkehrte. Auf beide Fragen würde die Armee eine Antwort haben. Sagen musste er es Tabea so schnell wie möglich, das war klar. Darauf hatte sie als sein Schützling ein Anrecht. Ihre Wege würden sich trennen. Er freute sich so.
    Tabea freute sich überhaupt nicht, sondern es lief ihr eiskalt den Rücken herunter. Sie erzählte ihm von dem Erlebnis mit dem illegalen Intro, sie berichtete ihm von ihren Nachforschungen, von den Soldaten und den Gefangenen im Hinterhof. Er begriff nicht.
    »Das ist keine Einberufung«, sagte sie zu ihm. »Die wollen dich umbringen.«
    »Umbringen?«, sagte er, noch langsamer als sonst. »Was ist denn das für ein Unsinn? Ich habe dir doch gesagt, dass diese Leute, die uns Zombies angeblich wieder schneller machen wollen, Kriminelle sind. Ich habe bei der Armee angerufen, und es geht um eine ganz normale Reserve-Einberufung. Ich kehre in den aktiven Dienst zurück.«
    Sie war so aufgeregt, dass sie die Fäuste ballte. »Du hast doch keine Ahnung! Ich hab doch gesehen, was die da abziehen. Die wollen dich kaltmachen. Aber ich will das nicht!« Er legte den Finger auf den Mund. »Nicht so laut! Was sollen die Nachbarn denken?«
    »Die sind mir scheißegal«, schnauzte sie, wenn auch leiser als vorher. »Du verreckst, wenn du da hingehst, glaub’s doch endlich!« Da weinte er. Eine einzige Träne.
    Tabea war sprachlos.
    »Vielleicht stimmt das ja«, sagte er, wieder gefasst. »Aber wenn es so ist, dann wird es schon richtig sein.«
    »Leck mich doch, du Arsch!«, schrie sie.

DER PLAN
     
     
     
    Mit den Leuten zu reden, die Tabea das Warn-Intro geschickt hatten, lehnte Björn ab. Also dachte sie sich selbst etwas aus. Er fand ihren Plan vollkommen absurd. Sie würden damit niemals durchkommen. Er würde aus dem Verkehr gezogen werden, und sie käme in ein Heim, aber nicht in ein normales, sondern in eine Jugendkolonie, aus der man sie erst entlassen würde, nachdem man ihr alle Flausen ausgetrieben hatte. Eigentlich hätte er all das mit dem Heiligen Kind besprechen sollen. Oder er hätte Tabea anzeigen sollen, weil sie ihn dazu anstachelte, zum Feind überzulaufen. Aber er tat es nicht. Und er hätte auf gar keinen Fall ein zweites Rollerbike kaufen sollen. Aber er tat es. Das war alles völlig unsinnig. Aber je länger er mitmachte, desto mehr fing er Feuer. Er lernte Rollerbike fahren, so gut es ging.
    Es war am sinnvollsten, mitten am Tag loszugehen, nicht spät abends oder früh morgens, das hätte gleich Verdacht erregt. Außerdem mussten sie den Weg in die Vorstädte zu Fuß antreten, man sah nie Zombies auf Rollerbikes, und obwohl Björn jetzt halbwegs mit seinem Gefährt umgehen konnte, wirkte er doch nicht wie ein normaler Ewachsener. Selbst außerhalb der Stadt mussten sie immer auf eine Begegnung mit Polizei, Miliz oder EuroForce gefasst sein. Zum Schluss wurde es nervig, fand Tabea. Welche Pullover, welcher Proviant? Sie mussten alles in kleinen Rucksäcken unterbringen, größeres Gepäck hätte ja ihre Absichten auf den ersten Blick verraten, und obwohl sie nicht mehr auf
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