Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fürst der Dunkelheit

Der Fürst der Dunkelheit

Titel: Der Fürst der Dunkelheit
Autoren: Shannon Drake
Vom Netzwerk:
wirklich hungrig. Ist für mich schon eine Weile her seit dem letzten Mal, fürchte ich.”
    Sie stieß einen weiteren Protest aus. Mark wusste: Ihr war soeben klar geworden, dass sie heute – jetzt und hier – sterben würde. Verzweifelt versuchte sie zu schreien. Aber das Entsetzen, so süß wie Zucker in ihrem Blut, begann sie zu überwältigen, und sie konnte die Panik nicht herausschreien, die in ihrer Kehle festsaß.
    Jetzt!
    Mark holte tief Luft und spürte die eigene Anspannung. Wenn er nicht einschritt, würde sie jede Sekunde ihren letzten Atemzug tun. Er griff in seine Tasche und sprang los.
    Er war fantastisch in Form, hatte bei den US Marines gedient und dann mehrere Jahre als Türsteher gearbeitet, während er nebenher seine eigenen Arbeiten verkauft hatte. Trotzdem, so schnell er auch sein mochte, der Mann spürte sein Herankommen. Mark hörte das wütende Knurren, noch bevor er sah, wie der Mann an dem Grabmal herumwirbelte, bereit, sich ihm entgegenzustellen. Sein Gesicht war eine schrecklich verzerrte Maske der Wut. Er sah den aufgerissenen Mund, den Schimmer der Fangzähne in der Dunkelheit. Seltsamerweise hatten sie einen faszinierenden schillernden Glanz.
    Er fluchte leise. Das war nicht derselbe Mann, den er mit solch verbissener Entschlossenheit verfolgt hatte. Es war ein anderer, aber zweifellos genauso bösartig.
    Ihm sank das Herz. Und dennoch …
    Diese Kreatur wollte morden. Er musste an die Gerechtigkeit denken – sie hatte Vorrang vor Rache. Er musste auf der Hut sein; er durfte nicht eine Sekunde zögern.
    Bevor er ihn jedoch erreichte, ließ der Mann ein raues, amüsiertes Lachen hören. “Wollen Sie mich erschießen?”
    “Oh nein, natürlich nicht”, versicherte ihm Mark. Seine Ampulle war gefüllt und geöffnet. Er zielte damit direkt in das Gesicht und auf die Augen seines Gegners.
    Es
stieß vor Wut und Erstaunen einen markerschütternden Schrei aus, als das Weihwasser sein Gesicht traf. Ein schattenhaftes Flattern in der Dunkelheit, ein schwächliches Schlagen von Flügeln. Es hob ab und stürzte mit voller Wucht auf ein steinernes Grabmal.
    Mark folgte ihm. Er holte den kleinen spitz gefeilten Pflock, den er immer bei sich trug, aus seiner Tasche und spießte die neben dem Grab liegende Mischung aus Schatten und Substanz und Fledermausflügeln auf.
    Eine Explosion von farbigem Nebel in der Nacht. Staub stieg in die Luft, tiefrot vom Blut vieler Lebensspannen.
    Das Flügelschlagen hörte auf. Für einen Augenblick existierte neben dem Grab noch ein klumpiger und dunkler Rest dieses Wesen. Dann war da gar nichts mehr. Nur noch Schmutz und Asche. Staub zu Staub.
    Mark stand einfach nur da, starrte darauf hinab und fing plötzlich an zu zittern, während ihm der kalte Schweiß ausbrach.
    Mit einem Mal fing das Mädchen an zu schreien. Das riss Mark zurück in die Wirklichkeit, ins Hier und Jetzt. Er drehte sich um. Sie starrte ihn aus wilden, tränenüberströmten Augen an, offenbar total unter Schock.
    “Still jetzt”, sagte er, scharf, aber nicht unfreundlich.
    “Er war ein … ein Vampir!”, brachte sie heraus. Sie blinzelte, konnte ihren eigenen Worte nicht glauben.
    “Ja.”
    “Sie haben ihn getötet!”, keuchte sie. “Aber er war echt.” Sie schüttelte den Kopf. “Das kann nicht sein.”
    “Ich fürchte, doch.”
    Sie schwankte, konnte sich immer noch kaum auf den Beinen halten. Sie zitterte, als hätte sie eine heftige Erkältung.
    “War er … war er wirklich ein Vampir?”
    Mark hörte Polizeisirenen, die langsam lauter wurden. Jemand musste ihre Schreie gehört haben. “Ja, das war er.” Aber nicht der, hinter dem ich her war, fügte er im Stillen hinzu.
    “Ich kann … ich kann das einfach nicht glauben”, sagte sie.
    “Wir müssen hier verschwinden. Die Polizei ist unterwegs.”
    “Sollten wir nicht bleiben und, ähm, das alles hier melden?”
    Er hob eine Braue. “Sie wollen der Polizei melden, was hier passiert ist?”
    Immer noch zitternd, starrte sie ihn an. “Ja, aber … Nein, es ist nicht passiert, es kann gar nicht passiert sein.”
    “Es
ist
real.” Er gab sich größte Mühe, geduldig mit ihr zu sein, aber die Zeit wurde langsam knapp. Er seufzte. “Die werden Ihnen sowieso nicht glauben. Wir müssen los.”
    Ihre Kiefer bewegten sich, als sie versuchte, zusammenhängende Worte herauszubringen. Endlich sagte sie, immer noch erschauernd: “Helfen Sie mir über die Mauer?”
    “Selbstverständlich. Da geht’s lang.”
    Er selbst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher