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Der Fürst der Dunkelheit

Der Fürst der Dunkelheit

Titel: Der Fürst der Dunkelheit
Autoren: Shannon Drake
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Cosmopolitan, den Lauren sich genehmigt hatte, aber anstatt sich lustig und albern vorzukommen wie die anderen, fühlte sie sich, als hätte eine merkwürdige Empfindung von Furcht und Dunkelheit Besitz von ihr ergriffen.
    “Lauren, was zum Teufel ist denn mit dir los?”, wollte Heidi wissen. “Das ist doch bloß Spaß.”
    Aber Lauren mochte die Vorstellung einfach nicht. Sie wusste selber nicht, wieso – sie war nicht besonders abergläubisch, aber sie hatte noch nie gewollt, dass jemand ihr die Karten legte, die Zukunft aus der Hand las oder ihr auf sonst eine Art Ratschläge aus astralen oder anderen Welten gab. Ihrer Ansicht nach brachte die Zeit schon von allein genug Mühsal mit sich, ohne dass man sich vorzeitig Sorgen machen musste über schlimme Dinge, die vielleicht in Zukunft passieren könnten.
    Aber sie wollte auch kein Spaßverderber sein, wo sie nun einmal für Heidis heißersehnten Jungesellinnenabschied hierher nach New Orleans gekommen waren. Sie arbeiteten alle gemeinsam in ihrer eigenen Firma, der “Artistic Concepts Company”, die sie gleich nach dem College gegründet hatten. Daher hatte es allerhand Mühe und Planung gekostet, alle ihre jeweiligen Projekte gleichzeitig abzuschließen, damit sie frei waren und gemeinsam verreisen konnten.
    Es war Heidis Party, und Lauren hatte sich geschworen, dafür zu sorgen, dass alles genau so lief, wie Heidi es sich wünschte. Aber dieses Verlangen nach okkulten Spielchen war etwas Neues, und ihr war äußerst unbehaglich dabei.
    “Du hast gesagt, du würdest das ganze Wochenende alles tun, damit ich glücklich bin. Denk dran, du bist meine Brautjungfer, und das heißt, dass du jetzt meine Sklavin sein solltest”, frotzelte Heidi.
    “Wieso macht dir das überhaupt so viel aus?”, wollte Deanna wissen.
    Lauren wusste es selbst nicht genau. Auch war ihr klar, dass es eigentlich dämlich war, aber sie wollte nun einmal nichts über die Zukunft wissen.
    “Du kannst selbst aussuchen, zu wem wir gehen. Wie wäre das?”, fragte Heidi.
    “Leute, ich finde bloß …”
    “Du musst so was nur einmal gemacht haben, dann hast du keine Angst mehr vor ein paar theatralischen Effekten und ein bisschen gruseligem Geschwätz”, meinte Deanna.
    “Ich habe keine Angst”, widersprach Lauren sofort, aber noch während sie es aussprach, wurde ihr klar, dass es in Wirklichkeit genau das war. Sie
hatte
Angst.
    “Also wirklich, denk doch mal drüber nach”, sagte Deanna. “Die meisten von diesen Hellsehern sind bloß Studenten, die sich ein bisschen was dazuverdienen. Erinnere dich dran, wie oft wir hier auf der Straße unsere Zeichnungen angeboten haben und wie dringend wir das Geld brauchten, das die Leute uns dafür gegeben haben.”
    “Ich finde, ihr vergesst das Wichtigste: Du bist heute meine Sklavin, weißt du noch?”, warf Heidi ein.
    “Ja, ja, ja”, murmelte Lauren. “Schon gut. Dann, finde ich, sollten wir zu so einer Voodoo Queen gehen. Wir sind hier schließlich in New Orleans.”
    “Kennst du denn eine richtige Voodoo Queen?” Heidi grinste erwartungsvoll.
    Lauren musste lächeln; sie konnte sich nicht helfen, sie fand die Frage irgendwie amüsant. Heidi Weiss hatte hellblaue Augen, platinblondes Haar und diese Art von breitem Lächeln, das einem eine gute Stimmung geradezu aufzwang, ob man sich nun fröhlich fühlen wollte oder nicht. Dieses Lächeln jetzt war etwas schief, aber nur ein bisschen. Sie waren noch nicht betrunken, nur gerade ausreichend angeheitert, um sich nicht mehr schlecht fühlen zu können.
    “Gehen wir mal herum, sehen wir sie uns alle an”, schlug sie vor.
    Was das Aussehen anging, war Deanna das genaue Gegenteil von Heidi, mit ihren dunklen Mandelaugen und dem glatten, beinahe schwarzblauen Haar. Und jetzt beschloss Deanna, das Kommando zu übernehmen. “Okay. Zunächst mal gehen wir um den Square herum. Und wenn wir keine finden, die Lauren gefällt, nehmen wir uns das gesamte French Quarter vor.”
    Lauren fragte sich, ob Deanna wirklich noch so viel Energie hatte oder ob sie einfach nur glaubte, Lauren würde sich schneller entscheiden, wenn die Alternative einen endlosen Marsch bedeutete. Denn Lauren war längst – und deutlich sichtbar – sehr erschöpft. Sie waren heute Morgen mit dem Frühflug aus Los Angeles angekommen, und seitdem waren sie ständig in Bewegung gewesen. Lauren fühlte sich in New Orleans immer sehr zu Hause, da sie aus Baton Rouge stammte, aber Deanna war in New York aufgewachsen, und
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