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Der Fürst der Dunkelheit

Der Fürst der Dunkelheit

Titel: Der Fürst der Dunkelheit
Autoren: Shannon Drake
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versank darin.
    Erstickte daran.
    Weit weg von diesen entlegenen Bergen erwachte ein Mann aus seinem Albtraum. Er stieß einen heiseren Schrei aus und setzte sich auf. Die Szene war in seinem Geist so real gewesen, dass er für einen Augenblick überzeugt war, er wäre von Blut bedeckt. Er musste husten, als ob er im Schlaf nach Luft gerungen hätte.
    Er riss die von Schweiß durchtränkte Decke beiseite, stand auf und eilte zu den Balkontüren, die er hastig aufriss. Mit der nach Magnolien duftenden Luft wehte die Wirklichkeit ins Zimmer.
    Würde das niemals aufhören? Würde dieser Albtraum ihn auf ewig verfolgen?
    Der Frühling ging zu Ende, der Sommer begann. Tag für Tag wurde es heißer, doch nachts gab es noch eine kühle Brise, die sich auf seine Haut legte wie eine zärtliche Hand.
    Er blickte in den Himmel. Der Mond war von beunruhigend wirkenden Wolken verhangen, die ihm eine überirdische Farbe verliehen.
    Er biss die Zähne zusammen, sein Gesichtsausdruck war hart und entschlossen.
    Der Mond sah genau so aus wie damals …
    Auf der Bluthochzeit.

1. KAPITEL
    M ark Davidson beobachtete das Pärchen an der Bar, das wie jedes andere Pärchen an irgendeiner anderen Bar wirkte.
    Der Mann lehnte sich zu der Frau hinüber. Sie war hübsch in ihrem engen Top, das ihre definierten Bauchmuskeln betonte, und dem kurzen Rock, der einen langen Blick auf noch längere Beine bot. Sie klimperte hin und wieder mit den Wimpern, senkte den Kopf, schenkte dem Mann an ihrer Seite ein schüchternes, beinahe unterwürfiges Lächeln. Er war groß und dunkelhaarig. Obwohl er auf den ersten Blick den Flirt zu genießen schien, lauerte eine gewisse Anspannung in ihm, eine gezügelte Energie, die, jedenfalls für Mark, den Verdacht nahelegte, dass hier irgendetwas nicht stimmte.
    Das Paar lachte zusammen, neckte sich. Eindeutige Körpersprache. Sie war an diesem Abend ganz klar auf der Suche, und er war ebenso klar nicht abgeneigt, in Aktion zu treten.
    “Noch einen Drink, Sir?” Kurzzeitig wurde er von der Kellnerin abgelenkt, einer attraktiven, aber reiferen Frau mit großen Augen und hübscher Figur. Ihre Stimme klang höflich, aber auch ein wenig müde, wie er fand. Vielleicht war es für sie in den letzten Jahren nicht immer leicht gewesen.
    “Ähm …” Er war sich nicht sicher, warum sie ihn überhaupt fragte. Er hatte das Bier vor sich kaum angerührt. Andererseits musste sie hier ihr Geld verdienen, also war es vielleicht bloß eine kleine Anregung.
    “Entschuldigung, im Moment wohl nicht”, sagte sie und seufzte leise. Er hatte das Gefühl, dass sie von hier stammte. Sie sprach mit einem satten Südstaatenakzent. Nicht dass New Orleans eine Stadt gewesen wäre, in der man bloß Einheimische traf. Es war die Art Ort, in den sich Menschen einfach spontan verliebten, als ob er eine ganz eigene Persönlichkeit hätte. Natürlich gab es auch Leute, die den freien und unbeschwerten Geist der Stadt verabscheuten, und er musste zugeben, dass das Erbrochene in den Straßen nach einer besonders wilden Mardi-Gras-Nacht nicht gerade anziehend wirkte. Ihm war es jedoch egal. Er liebte diese Stadt, ihre engen Gassen, die alten Gebäude, die Mischung der verschiedenen Kulturen. Er liebte alles an dieser Stadt.
    Oh, na klar, alles an dieser Stadt, außer …
    Er bemerkte, dass die Kellnerin ihm die Sicht versperrte. Er hatte sich einen Tisch im etwas dunkleren, hinteren Bereich ausgesucht, weit entfernt von der Jazzband, die links neben der Bar nahe dem Eingang spielte. Die Gruppe war großartig; Mark wäre ebenso gern nur hergekommen, um ihr zuzuhören. Das war eines der Dinge, die er an New Orleans am meisten liebte: Hier brauchte man nur durch die Straßen zu spazieren, um einige der besten Musiker der Welt zu hören. Junge Talente,
große
Talente hatten ihre Karrieren hier begonnen. Sie spielten auf dem Jackson Square oder an irgendeiner Straßenecke und lebten von dem, was die Passanten ihnen in den Hut oder den aufgeklappten Gitarrenkasten warfen.
    Es gab so viel an New Orleans, das man lieben konnte.
    Zum Beispiel die vielen Male, die er mit Katie hier verbracht hatte.
    Nein.
    Er nahm einen tiefen Zug von seinem inzwischen lauwarmen Bier und biss die Zähne zusammen. Er war nicht gekommen, um sentimentalen Erinnerungen nachzuhängen.
    “Sicher, klar, noch ein Bier. Ein kaltes, bitte”, sagte er und versuchte, an der Kellnerin vorbeizuschauen. Aber als sie einen Schritt zur Seite trat, war das Paar an der Bar
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