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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant
Autoren: Terry Pratchett
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König meinte…«
    »Ich hab’s gehört«, brummte Mumm.
    »Aber genauso gut hätte er sagen können, er…«
    »Die Dinge werden sich ändern«, warf Sybil ein. »Darauf wol te
    der König hinaus.«
    »Ich nie zuvor geschüttelt habe einem König die Hand«, ließ sich
    Detritus vernehmen. »Und auch keinem Zwerg.«
    »Einmal hast du mir die Hand geschüttelt«, gab Grinsi zu beden-
    ken.
    »Wächter nicht zählen«, sagte Detritus. »Wächter sind Wächter .«
    »Ich frage mich, ob sich alles ändern wird«, sagte Lady Sybil.
    Mumm sah aus dem Fenster. Bestimmt fühlten sich die Leute
    gut, dachte er. Aber Trol e und Zwerge kämpften seit Jahrhunder-
    ten gegeneinander. Um einen Schlussstrich unter eine solche Sache
    zu ziehen, brauchte es mehr als nur einen Händedruck, dessen
    Bedeutung rein symbolisch war.
    Andererseits… Helden, Schurken oder gar Polizisten konnten
    die Entwicklung der Welt nicht in eine neue Richtung lenken, aber
    vielleicht schafften Symbole so etwas. Mumm wusste, dass es
    kaum einen Sinn hatte, sich an den großen Dingen zu versuchen,
    zum Beispiel Weltfrieden und Glück für alle. Aber möglicherweise
    ließ sich eine wesentlich kleinere gute Tat vollbringen, durch die
    die Welt ein klein wenig besser wurde.
    Zum Beispiel jemanden erschießen.
    »Ich habe ganz vergessen, dir zu sagen, dass du gestern sehr nett
    gewesen bist, Grinsi«, erklang Lady Sybils Stimme. »Ich meine, als
    du beschlossen hast, Dee zu trösten.«
    »Sie hätte mich von den Werwölfen umbringen lassen«, sagte
    Mumm. Er hielt es für angebracht, diesen Punkt hervorzuheben.
    »Ja, natürlich«, räumte Sybil ein. »Aber… ich fand es trotzdem
    nett.«
    Grinsi blickte auf ihre Stiefel und mied Sybils Blick. Dann hüstel-
    te sie nervös, zog einen kleinen Zettel aus dem Ärmel und gab ihn
    Mumm.
    Er entfaltete ihn.
    »Sie hat dir diese Namen genannt?«, fragte er. »Auf dieser Liste
    stehen einige sehr hochrangige Zwerge von Ankh-Morpork…«
    »Ja, Herr.« Grinsi hüstelte erneut. »Ich wusste, dass Dee mit je-
    mandem reden wol te, und, äh, ich schlug ihr das eine oder andere
    Thema vor. Entschuldige bitte, Lady Sybil. Es ist sehr schwer, da-
    mit aufzuhören, ein Polizist zu sein.«
    »Das ist mir schon seit einer ganzen Weile klar«, erwiderte Sybil.
    »Wenn wir morgen beim ersten Licht des Tages aufbrechen«,
    sagte Mumm, um das Schweigen zu brechen, »können wir den
    Pass vor Sonnenaufgang hinter uns bringen.«
    Er verbrachte eine komfortable Nacht, irgendwo in den Tiefen
    der Matratze. Mumm erwachte mehrmals und glaubte, Stimmen zu
    hören. Dann sank er in die weiche Umarmung des Federbetts zu-
    rück und träumte von warmem Schnee.
    Detritus weckte ihn. »Es draußen hell wird, Herr.«
    »Mm?«
    »Und da ein Igor ist mit einem… einem jungen Mann. Sie unten
    warten«, sagte Detritus. »Er hat ein großes Glas mit Nasen und ein
    Kaninchen mit vielen Ohren.«
    Mumm versuchte, wieder einzuschlafen. Dann richtete er sich
    plötzlich kerzengerade auf.
    »Was?«
    »Es hat viele Ohren, Herr.«
    »Meinst du ein Kaninchen mit großen Schlappohren?«
    »Du dir besser ansehen sol test dieses Kaninchen«, schniefte der
    Troll.
    Mumm ließ Lady Sybil in beneidenswertem Schlaf zurück, streif-
    te den Bademantel über und ging barfuss in den eiskalten Saal hin-
    unter.
    In der Mitte des Raums wartete ein nervöser Igor. Mumm gelang
    es immer besser, die Igors voneinander zu unterscheiden*, und

    * Anhand der Narbenmuster.
    daher wusste er: Diesem begegnete er jetzt zum ersten Mal. Beglei-
    tet wurde er von einem wesentlich jüngeren… äh… Mann, ver-
    mutlich knapp über zwanzig, zumindest stel enweise. Doch Nar-
    ben und Nähte deuteten bereits auf das für einen guten Igor typi-
    sche erbarmungslose Verlangen nach Selbstverbesserung hin.
    »Euer Ekfellenf?«
    »Du bist… Igor, nicht wahr?«
    »Gut geraten, Herr. Wir haben unf noch nicht kennen gelernt.
    Ich arbeite für Doktor Thaumik auf der anderen Feite def Bergef,
    und dief ift mein Fohn Igor.« Seine flache Hand klatschte gegen
    den Hinterkopf des Jungen. »Begrüfe Feine Gnaden, Igor.«
    »Ich glaube nicht an die Adelswürde«, sagte der junge Igor mür-
    risch. »Und ich bin auch nicht bereit, jemanden mit irgendwelchen
    blöden Titeln anzusprechen.«
    »Ef tut mir fehr Leid, Euer Gnaden«, meinte der Vater. »Aber fo
    ift daf eben mit der jungen Generation. Ich hoffe, du findeft eine
    Arbeit für ihn in der grofen Stadt, denn in Überwald will ihn
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