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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant
Autoren: Terry Pratchett
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Anführer des Rudels.«
    »Sag ihm, dass ich nichts dagegen habe, wenn er das Rudel wei-
    terhin anführt. Sag ihnen all das.«
    Die Wölfe beobachteten Angua aufmerksam. Sie wusste, was ih-
    nen durch den Kopf ging. Karotte hatte den Anführer besiegt.
    Damit war al es klar. Für Ungewissheit gab es in ihrem Denken nicht viel Platz. Den Luxus des Zweifels konnten sich nur Geschöpfe leisten, die nicht ständig nur eine Mahlzeit vom Hunger-
    tod entfernt waren. Im mentalen Kosmos der Wölfe klaffte nach
    wie vor ein gavinförmiges Loch, und Karotte hatte es gerade ge-
    füllt. Natürlich würde die Wirkung nicht lange anhalten, aber das
    war auch nicht nötig.
    Er findet immer einen Weg, dachte Angua. Er denkt nicht dar-
    über nach. Er plant nicht. Er schiebt sich einfach an die richtige
    Stel e. Ich habe ihn gerettet, weil er sich nicht selbst retten konnte, und Gavin rettete ihn, weil… weil… weil er einen Grund dafür
    hatte. Ich bin fast sicher, dass Karotte nicht weiß, auf welche Wei-
    se er die Welt um sich wickelt. Ja, ich bin fast sicher. Er ist gut und freundlich und dazu geboren, ein König von der alten Art zu sein,
    die einst Eichenblätter trug und von einem Sitz unterm Baum aus
    regierte. Und sosehr er es auch versucht: Er hat nie einen zyni-
    schen Gedanken.
    Ich bin fast sicher.
    »Lass uns gehen«, sagte Karotte. »Die Krönungszeremonie wird
    bald vorbei sein, und ich möchte nicht, dass sich Herr Mumm
    Sorgen macht.«
    »Karotte! Ich muss etwas wissen.«
    »Ja?«
    » Das könnte mit mir passieren. Hast du jemals darüber nachgedacht? Immerhin war er mein Bruder. Zwei Wesen gleichzeitig zu
    sein, und nie ganz eins… Bei uns gibt es keine innere Ausgegli-
    chenheit.«
    »Gold und Schlamm kommen aus dem gleichen Schacht«, sagte
    Karotte.
    »Das ist nur eine Redensart der Zwerge!«
    »Aber sie trifft den Kern der Sache. Du bist nicht Wolfgang.«
    »Nun, wenn so etwas mit mir passieren würde… Wärst du bereit,
    Mumms Beispiel zu folgen? Karotte? Würdest du eine Waffe neh-
    men und mich verfolgen? Ich weiß, dass du nicht lügst. Ich muss
    es wissen. Wärst du dazu bereit?«
    Etwas Schnee rutschte von den Ästen. Die Wölfe beobachteten
    al es. Karotte sah kurz zum grauen Himmel empor und nickte
    dann.
    »Ja.«
    Angua seufzte. »Versprochen?«, fragte sie.

    Es verblüffte Mumm, wie schnell aus der Krönungszeremonie
    wieder Alltag wurde. Hornklänge tönten durch die große Höhle,
    die Menge geriet in Bewegung, und es formte sich eine Schlange
    vor dem König.
    »Man hat ihm nicht einmal genug Zeit gegeben, es sich gemütlich
    zu machen!«, sagte Lady Sybil, als sie zum Ausgang schritten.
    »Unsere Könige sind vor al em… Arbeitskönige«, meinte Grinsi,
    und Mumm glaubte, Stolz in ihrer Stimme zu hören. »Und jetzt
    nutzt der König die Gelegenheit, ihnen seine Gunst zu erweisen.«
    Ein Zwerg eilte zu Mumm und zog respektvol an seinem Man-
    tel.
    »Der König wünscht mit dir zu sprechen, Euer Exzel enz«, sagte
    er.
    »Die Warteschlange ist praktisch endlos!«
    »Trotzdem.« Der Zwerg hüstelte höflich. »Der König möchte
    dich jetzt sehen. Dich und deine Begleiter.«
    Er führte sie zum Beginn der Schlange. Mumm spürte, wie sich
    ihm viele Blicke in den Rücken bohrten.
    Der König entließ den aktuellen Bittsteller mit einem majestäti-
    schen Nicken, als man die Ankh-Morpork-Gruppe geschickt in die
    Schlange einfügte, direkt vor einem Zwerg, dessen Bart bis auf den
    Boden reichte.
    Der König musterte sie einige Sekunden, dann lieferte sein geis-
    tiger Aktenschrank die benötigte Karteikarte.
    »Ah, du bist es, so gut wie neu«, sagte er. »Nun, was hatte ich
    vor? Oh, jetzt fäl t es mir wieder ein… Lady Sybil?«
    Sie machte einen Knicks.
    »Die Tradition verlangt, dass wir in einer solchen Situation Ringe
    schenken«, sagte der König. »Unter uns: Viele Zwerge halten das
    für… abgedroschen. Aber ich glaube, dass ein Ring in diesem Fal
    willkommen ist. Nimm ihn als ein Symbol für die Dinge, die uns in
    der Zukunft erwarten, Lady Sybil.«
    Er hob einen dünnen Silberring. Der offensichtliche Geiz ver-
    schlug Mumm den Atem, aber Sybil hätte selbst einen Korb mit
    toten Ratten würdevoll entgegengenommen.
    »Oh, wie wunder…«
    »Normalerweise geben wir Gold«, fuhr der König fort. »Es ist
    sehr beliebt, und man kann Lieder darüber singen. Aber dies hier
    hat… Seltenheitswert. Es ist das erste Silber, das in Überwald seit
    vielen hundert Jahren gewonnen
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