Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
begann er vorsich-
    tig, »derzeit gibt es keine Wache, zumindest nicht per se .« Er schnitt eine Grimasse und sah Angua hinter Karotte. »Äh, ist Herr Mumm
    bei euch?«
    »Was geht hier vor , Nobby?«
    »Nun, weißt du… Fred hat… Und dann wurde er… Und dann
    wol te er plötzlich… Und dann haben wir… Und dann wol te er
    nicht herauskommen… Und dann haben wir… Und dann verna-
    gelte er die Tür… Und Frau Fred kam und schrie ihn durch den
    Briefschlitz an… Und die meisten Wächter sind fortgegangen und
    haben sich andere Arbeit gesucht… Und jetzt gibt es nur noch
    mich und Dorfl und Reg und Waschtopf, und wir wechseln uns
    hier ab, und wir schieben ihm was zu essen durch den Brief-
    schlitz… und das ist es, im Großen und Ganzen…«
    »Würdest du das bitte wiederholen und dabei die Lücken fül-
    len?«, fragte Karotte.
    Diesmal dauerte Nobbys Vortrag erheblich länger. Noch immer
    blieben einige Lücken offen, und Karotte sorgte dafür, dass sie mit
    Informationen zugestopft wurden.
    »Ich verstehe«, sagte er schließlich.
    »Herr Mumm dreht bestimmt durch«, kam es kummervoll von
    Nobbys Lippen.
    »Wegen Herrn Mumm würde ich mir an deiner Stelle keine Sor-
    gen machen«, sagte Angua. »Zumindest nicht jetzt.«
    Karotte sah zur Eingangstür, die aus massivem Eichenholz be-
    stand. Die Fenster waren vergittert.
    »Geh und hol den Obergefreiten Dorfl, Nobby«, sagte er.
    Zehn Minuten später hatte das Wachhaus einen neuen Eingang.
    Karotte trat über die Trümmer hinweg und ging nach oben.
    Fred Colon saß zusammengekauert hinterm Schreibtisch und
    starrte auf einen Zuckerwürfel.
    »Sei vorsichtig«, flüsterte Angua. »Seine geistige Verfassung
    könnte recht delikater Natur sein.«
    »Das ist sehr wahrscheinlich«, sagte Karotte. Er beugte sich vor
    und hauchte: »Fred?«
    »Mm?«, murmelte Colon.
    »Auf die Beine, Feldwebel! Tu ich dir weh? Eigentlich sollte das
    der Fal sein, denn ich stehe auf deinem Bart! Du hast fünf Minu-
    ten, um dich zu waschen und zu rasieren und mit einem ordentli-
    chen Gesicht zurückzukommen! Auf die Beine! Zum Waschraum!
    Zackzack! Bewegung! Eins-zwei, eins-zwei!«
    Angua gewann den Eindruck, dass bei den nächsten Ereignissen
    jene Teile von Fred, die sich über dem Hals befanden, unbeteiligt
    blieben, von seinen Ohren viel eicht abgesehen. Er nahm bereits
    Haltung an, während er aufstand, machte zackig kehrt und sauste
    durch die Tür.
    Karotte wirbelte zu Nobby herum. »Das gilt auch für dich, Kor-
    poral!«
    Der Schock ließ Nobby zittern. Er salutierte mit beiden Händen
    und folgte Colon.
    Karotte ging zum Kamin und stocherte in der Asche. »Meine
    Güte«, sagte er.
    »Alles verbrannt?«, fragte Angua.
    »Ich fürchte ja.«
    »Einige Papierstapel waren wie alte Freunde.«
    »Nun, vermutlich können wir bald mit Massen an Beschwerde-
    briefen rechnen, die uns an al die wichtigen Dinge erinnern, die
    wir versäumt haben«, sagte Karotte.
    Nobby und Colon kehrten zurück, atemlos und sauber. In Co-
    lons Gesicht wiesen kleine Fetzen aus Seidenpapier auf Stel en hin,
    an denen er sich zu hingebungsvol rasiert hatte. Trotzdem bot er
    einen besseren Anblick. Er war wieder Feldwebel. Jemand gab ihm
    Befehle. Die Welt stand wieder mit der richtigen Seite nach oben.
    »Fred?«, fragte Karotte.
    »Ja, Herr?«
    »Du hast da Vogeldingsbums auf der Schulter.«
    »Das bringe ich gleich in Ordnung, Herr!«, sagte Nobby und
    sprang zur Seite. Er holte ein Taschentuch hervor, spuckte hinein
    und rieb Colons provisorischen Rangknopf fort. »Al es weg,
    Fred!«, brachte er hervor.
    »Ausgezeichnet«, sagte Karotte.
    Er stand auf und ging zum Fenster. Es bot kein sehr beeindru-
    ckendes Panorama, aber Karotte blickte hinaus, als könnte er bis
    zum Ende der Welt sehen.
    In Colon und Nobby wuchs das Unbehagen. Im Moment fanden
    sie überhaupt keinen Gefal en am Klang der Stil e. Als Karotte
    schließlich sprach, blinzelten sie, als hätte ihnen jemand einen kalten Waschlappen ins Gesicht geklatscht.
    »Ich glaube, wir haben es hier mit einer verworrenen Situation zu
    tun«, sagte er.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Nobby sofort. »Alles war sehr ver-
    worren. Fred?«
    Er stieß Fred Colon mit dem El enbogen an und weckte ihn aus
    einem Alptraum.
    »Wie? Oh. Ja. Genau. Verworrenheit«, murmelte er.
    »Und ich weiß auch, wer letztendlich die Schuld daran hat«, fuhr
    Karotte fort. Er schien noch immer auf das grandiose Schauspiel
    eines Mannes, der die Treppe des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher