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Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Titel: Der Fuenf-Minuten-Philosoph
Autoren: Gerald Benedict
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Wahrheiten zu tun, die unklar definiert sind, aber vertrauen meistens einfach darauf, dass das, was wir hören oder lesen, »die Wahrheit« sei.
    Inwieweit wir die volle Wahrheit sagen, falls wir sie überhaupt kennen, hängt von der Sensibilität unseres Gewissens ab. Vielleicht bräuchten wir einen »Prüfstein« wie die Bocca della Verità, den »Mund der Wahrheit«, in der Vorhalle der Kirche Santa Maria in Cosmedin in Rom. In diesem antiken Reliefbild eines monströsen Gesichts klafft ein geöffneter Mund, welcher der Legende zufolge die Finger desjenigen, der lügt, verschlingt, wenn er seine Hand hineinsteckt. Oder vielleicht müsste auch jedem, der lügt, wie Pinocchio eine lange Nase wachsen. Dochauch wenn unsere Lügen nach außen nicht erkennbar sind, so haben sie sicher Konsequenzen.
Welche Verpflichtungen haben wir anderen gegenüber?
    Bindungen beinhalten häufig Pflichten, an die wir moralisch gebunden sind. Verpflichtungen können auf Gegenseitigkeit beruhen, zum Beispiel, wenn wir jemandem für einen Gefallen Dankbarkeit schulden. Und es gibt selbstverständlich Kernpflichten: Eltern müssen für ihre Kinder sorgen. Kabinette müssen gerecht und fair regieren. Und wir alle müssen unserer Familie und unseren Freunden loyal begegnen und so handeln, dass wir unseren Grundsätzen und Überzeugungen treu bleiben. Und dabei haben wir auch eine Pflicht zur Ehrlichkeit. Das Gleichnis vom guten Samariter erlegt uns allen die ständige Pflicht auf, uns unseres leidenden Nächsten anzunehmen. Die französische Philosophin Simone Weil drückte das so aus: »Es ist eine ewige Verpflichtung gegenüber dem Menschen, ihn nicht Hunger leiden zu lassen, wenn sich die Chance bietet, ihm zur Hilfe zu kommen.«
    Manche Berufslaufbahnen beinhalten eine »ausgewiesene Verpflichtung«, wie man es nennen könnte. Militärdienstleistende müssen ihr Leben aufs Spiel setzen und schulden Königin und Vaterland Treue. Die Mitgliedschaft in einem Club verpflichtet zur Einhaltung der dort geltenden Regeln. Ärzte sind an ihren Hippokratischen Eid gebunden. Alle Sportler, die an Olympischen Spielen teilnehmen, müssen den Olympischen Eid ablegen und ihn einhalten: »Im Namen aller Athleten verspreche ich, dass wir an den Olympischen Spielen teilnehmen und dabei die gültigen Regeln respektieren und befolgen und uns dabei einem Sport ohne Doping und ohne Drogen verpflichten …«
    Unsere Verpflichtungen gegenüber anderen sind ein Spiegel unserer Verpflichtungen gegenüber uns selbst. Und deren Grundlage ist Selbstachtung. Der amerikanische Romanschriftsteller Richard Bach (*   1936) ging so weit zu sagen: »Deine einzige Verpflichtung zu jeder Zeit im Leben ist Ehrlichkeit gegenüber dir selbst.« Wir haben nach Maßgabe des Möglichen die Verantwortung, unsere Gesundheit zu erhalten, unsere Ausbildung und unsere Berufslaufbahn voranzutreiben und am eigenen Glück und der eigenen Erfüllung zu arbeiten. Viele vernachlässigen diese Verpflichtungen durch Drogenmissbrauch, übermäßigen Alkoholkonsum, Fresssucht, Bewegungsmangel, einen generellen Mangel an Disziplin und Selbstsucht. In dem Maß, in dem wir unsere Verpflichtungen uns selbst gegenüber respektieren oder vernachlässigen, sind wir auch für die gegenüber anderen sensibel. Die Qualität oder Art einer Beziehung bestimmt dabei, mit welchem Anspruch wir diesen Verpflichtungen nachkommen. Uns selbst zu vernachlässigen, mag mit einem schwachen Selbstwertgefühl zusammenhängen, unsere Verpflichtungen anderen gegenüber nicht zu erfüllen, deutet auf ein gestörtes Verhältnis hin. Wenn wir aus reinem Pflichtgefühl anderen Gutes tun, scheint dies die Erhabenheit des Motivs zu schmälern, weil Pflicht auch mit Zwang zu tun hat: Wir tun etwas, weil es von uns erwartet wird. Weil es solchen Handlungen an Herz und sogar an Liebe mangelt, können sie sogar Unmut heraufbeschwören. Wie Wayne Dyer (*   1940) es fasste, »fehlt Beziehungen, die auf Verpflichtungen beruhen, die Würde. Wer aus Pflichtgefühl heraus lebt, ist ein Sklave.«
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    »Sporne dich stets zur Pflichterfüllung an, indem du dich an deine Stellung erinnerst, wer du bist und wozu du dich selbst verpflichtet hast.«
    Thomas von Kempen (um 1380–1471)
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