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Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Titel: Der Fuenf-Minuten-Philosoph
Autoren: Gerald Benedict
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heißt im Einklang mit dem Rechten zu leben. Mit Sokrates stimmt Platon darin überein, dass die Menschen, um zu erkennen, was das gute Leben ist, ein bestimmtes Wissen erwerben müssen. Aber für Platon hängt das gute Leben nicht unbedingt nur vom Wissen, zum Beispiel von dem, was richtig ist, ab, denn er betont auch, dass das gute Leben auch aus Instinkt, aus einem intuitiven Erahnen des Rechten gelebt werden könne. Das Problem bestehe darin, dass ein gutes Leben zwar auch ohne bestimmtes Wissen möglich, aber eher planlos, unsicher und zufällig sei. Platons Lehrplan für diejenigen, die gezielt das notwendige Wissen erwerben wollen, ist in zwei Bereiche unterteilt: 1) die Erkenntnis tugendhafter Gewohnheiten und 2) den Ausbau der Geisteskraft durch ein Studium der Mathematik und Philosophie. Platons ethisches System lässt sich folgendermaßen auf den Punkt bringen: Was recht ist, bestimmt und sichert das »Geschäft der guten Regierung«, denn es liegt in der Verantwortung der Herrschaft, die wesentlichen Werte aufrechtzuerhalten und zu vermitteln. Für Platon ist der Philosoph König!
    Mit etwas Zeit ließe sich die Ethik durch die Geschichte der Philosophie verfolgen und untersuchen, wie andere Denker den Begriff des wesentlichen oder intrinsischen Wertes definierten, aber irgendwie läuft alles auf dasselbe hinaus: Wahrheit, Gerechtigkeit, Frieden, Glück, Güte und alle Voraussetzungen, welche die menschlichen Grundrechte sichern. Aber man beachte Aristoteles: »Wir handeln nicht deshalb richtig, weil wir die Tugend oder Vortrefflichkeit besitzen, sondern wir besitzen diese vielmehr deshalb, weil wir richtig handelten.«
K ann eine Tat wirklich selbstlos sein?
    Altruismus, Selbstlosigkeit, ist ein Ideal. Dabei ist aber schwierig festzustellen, ob jemand tatsächlich altruistisch handelt: Denn auch bei den lautersten Absichten kann ein Dienst am Nächsten dem Handelnden selbst Vorteile bringen. Das Opfer Jesu Christi für die Menschheit gilt als Musterbeispiel für den wahrhaft selbstlosen Akt, aber dabei wird häufig übersehen, dass er tatsächlich nur Gottes Willen erfüllte. Jeder, der sich im Leben für andere aufzuopfern scheint, tut dies wahrscheinlich nur deshalb, weil er darin seine eigene Erfüllung sucht. So gesehen, ist ein selbstloser Akt niemals vollständig selbstlos. Nur wenige stellen ihr gesamtes Leben in den Dienst an anderen, während die meisten dies eine Zeit lang im Kleinen, aber auf bedeutsame Weise tun. Der englische Dichter, Naturmystiker und Maler William Blake (1757–1827) sagte: »Wer einem anderen Gutes tun wollte, muss es in winzigen Einzelteilen tun: Das generell Gute ist die Ausrede des Halunken, Heuchlers und Schmeichlers, denn Kunst und Wissenschaft können nur in minutiös organisierten Einzelteilen bestehen.«
    In der Zoologie ist Altruismus das Verhalten eines Tieres, das anderen auf eigene Kosten einen Nutzen verschafft. Bei Tieren ist dies kein »selbstloser« Akt, sondern instinkthaftes Verhalten. Dagegen gehorcht der Altruismus beim Menschen keinem natürlichen Trieb, sondern wird vielmehr vom Gewissen und einem Empfinden für »moralische Richtigkeit« angestoßen. Richard Dawkins vertrat mit Bezug auf sein Buch ›Das egoistische Gen‹ den Standpunkt, dass wir »versuchen müssen, Großzügigkeit und Altruismus zu lehren, weil wir egoistisch geboren sind«. Nach Dawkins neigen wir vornehmlich zu Verhaltensweisen, die unser eigenes, individuelles Überleben und das unserer Spezies sichern. Wir würden unabhängig davon, welches Motiv wir für unsere Handlungen angeben, letztlich vom Naturgesetz angetrieben.
    Ob religiös oder humanistisch motiviert, in jedem Fall birgtdie Neigung zum Altruismus einen klaren Nutzen. Aber Altruismus hat eine weitere Dimension. Wenn er, wie Dawkins meint, gegen unseren angeborenen Egoismus gelehrt werden muss, so bedeutet dies, dass wir darauf »programmiert« sind, uns gegen die Interessen anderer durchzusetzen. Das vermeintlich Beste für uns selbst steht so im Konflikt zu den besten Interessen der anderen. Damit setzt Altruismus voraus, dass wir über unsere eigenen Interessen hinweggehen. Vielleicht gibt es wahre Selbstlosigkeit tatsächlich nur nach diesem Vorbild, wenn wir eigene Prioritäten zugunsten des Nutzens anderer hintanstellen. Diese Unterscheidung mag allerdings spitzfindig sein: Wie hätte zum Beispiel Jesus die Gehorsamspflicht gegenüber seinem Vater übergehen sollen, nur um sein selbstloses Opfer von diesem
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