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Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Titel: Der Fuenf-Minuten-Philosoph
Autoren: Gerald Benedict
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zweiten, verborgenen Motiv zu befreien?
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    »Wir werden von unseren Gedanken geformt und geprägt. Diejenigen, deren Geist von selbstlosen Gedanken geprägt wird, spenden Glück, wenn sie reden und handeln. Das Glück folgt ihnen wie ein Schatten, der sie niemals verlässt.«
    Gautama Buddha (563–483 v. Chr)
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    Das buddhistische Vorbild für Altruismus ist der Bodhisattwa, ein Wesen, das vollständig erleuchtet ist, aber auf den Eintritt ins Nirwana verzichtet, um andere in ihrem Streben nach Erleuchtung so lange zu unterstützen, bis alle erleuchtet sind. Dennoch hat der Dalai Lama die Ansicht vertreten, dass »die Buddhas und Bodhisattwas die egoistischsten von allen sind. Warum? Weil sie durch Kultivierung der Selbstlosigkeit höchste Glückseligkeit erlangen.« Tatsächlich aber besteht hier kein Konflikt, weil der Bodhisattwa von Mitgefühl angetrieben wird und dessen Kultivierung ihm ein Höchstmaß an Glück und zugleich anderen größten Nutzen beschert. Auch verkündete der Dalai Lama, dass »andere zu lieben nicht bedeutet, dass wir uns selbst vergessen sollten. Wenn ich sage, dass wir mitfühlend sein sollen, heißt das nicht, dass wir anderen auf Kosten von uns selbst helfen sollten. Überhaupt nicht.«
M üssen wir immer ehrlich sein?
    Davon ausgehend, dass wir die Wahrheit kennen, können wir theoretisch immer ehrlich sein. Die alte Maxime »ehrlich währt am längsten« gilt vielleicht auch heute noch. Aber so formuliert, rückt das Prinzip der Ehrlichkeit aus dem Bereich des Sittlichen in den reiner Berechnung: Die Wahrheit zu sagen, macht das Leben nachhaltig leichter und unkomplizierter. Auch wenn sie schonungslos sein mag, beugen wir mit Ehrlichkeit den negativen Konsequenzen vor, die Lügen haben können. Der Schwur im Gerichtssaal, »die Wahrheit zu sagen und nichts als   die reine Wahrheit«, ist in der Rechtsprechung wahrscheinlich ein unverzichtbarer Grundsatz, aber im täglichen Leben ist die Forderung, die volle Wahrheit zu sagen, mitunter nicht erfüllbar. Wenn   man die Wahrheit oder Teile von ihr verschweigt, heißt das   allerdings nicht unbedingt, dass man lügt. James Burgh   (1714–1775), ein britischer Politiker der Whig-Partei, stimmte dem zu: »Man muss nicht die volle Wahrheit   sagen, außer denen, die ein Recht darauf haben, sie vollständig   zu   erfahren. Aber alles, was man sagt, muss die   Wahrheit sein.«
    Beziehungen erfordern Ehrlichkeit, weil ohne sie die Vertrauensgrundlage fehlt. Aus demselben Grund müssen wir uns indes vielleicht hüten, jemandem die volle Wahrheit zu sagen: Um jemands Gefühle nicht zu verletzen oder ihn vor Ängsten zu schützen, greifen wir auf eine Notlüge zurück, halten wir mit der Wahrheit hinter dem Berg oder biegen sie ein wenig zurecht, damit sie weniger schwer wiegt. Gerechtfertigt mag dies gegenüber einer Person sein, die zu jung ist, um die Wahrheit zu verkraften, oder die ihre Bedeutung nicht richtig ermessen kann. Solche zweckmäßigen Überlegungen können den Weg durchs Alltagsleben erleichtern. Böswillig oder eigennützig Wahrheiten zu verschweigen oder verzerrt wiederzugeben, verstößt dagegen klar gegen die ethischen Maßstäbe der meisten Kulturen, und wer dies tut, verstrickt sich gewöhnlich in einLügengeflecht: Weil Lügen oder Halbwahrheiten vertuscht werden müssen, gebären Lügen weitere Lügen.
    Während man es im Privatbereich rechtfertigen kann, die Wahrheit abzumildern, ist dies im Geschäftsleben unzulässig. Werbebotschaften setzen auf Glaubhaftigkeit, aber während offiziell beim Wahrheitsgehalt der Aussagen hohe Standards gelten, bringen die »geheimen Verführer« mit Bildern, Worten und Tönen doch auch immer unterschwellig die erwünschten Botschaften an den Mann. Nicht die Wahrheit, sondern der Absatz des Produktes zählt.
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    »Die wissenschaftliche Wahrheit ist wunderbar, aber die moralische ist göttlich.«
    Horace Mann (1796–1859)
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    Wahrheit ist nichts Absolutes. Unabänderliche Wahrheiten gibt es wohl nur in den Naturgesetzen wie dem der Gravitation, wobei selbst dieses Gesetz, so wie Isaac Newton (1643–1727) es formulierte, inzwischen an neue Erkenntnisse angepasst wurde. Auch wenn die Verfechter von Religionen die »Wahrheit« in letztgültiger oder absoluter Form zu verkünden behaupten, so sind ihre Wahrheiten doch vollständig subjektiv und werden auch subjektiv aufgenommen. Wahrheit ist stets flexibel, relativ, veränderlich und deutungsabhängig. Wir haben es mit
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